der hypothetischen Figur an, wie sie bey uns, Tafel VII, Figur 1. abgebildet ist. Dann folgt: Si per exiguum foramen mit der bekannten Litaney.
Bey dieser Gelegenheit erwähnen wir der florenti- nischen Akademie, deren Tentamina von Muschen- broek übersetzt und 1731 herausgegeben worden. Sie enthalten zwar nichts die Farbenlehre betreffend; doch ist uns die Vorrede merkwürdig, besonders wegen ei- ner Stelle über Newton, die als ein Zeugniß der da- maligen höchsten Verehrung dieses außerordentlichen Mannes mitgetheilt zu werden verdient. Indem näm- lich Muschenbroek die mancherley Hindernisse und Be- schwerlichkeiten anzeigt, die er bey Uebersetzung des Werks aus dem Italiänischen ins Lateinische gefunden, fügt er folgendes hinzu: "Weil nun auch mehr als sechzig Jahre seit der ersten Ausgabe dieses Werkes verflossen; so ist die Philosophie inzwischen mit nicht geringem Wachsthum vorgeschritten, besonders seitdem der allerreichste und höchste Lenker und Vorsteher aller menschlichen Dinge, mit unendlicher Liebe und unbe- greiflicher Wohlthätigkeit die Sterblichen unserer Zeit bedenkend, ihre Gemüther nicht länger in dem Druck der alten Finsterniß lassen wollte, sondern ihnen als ein vom Himmel gesandtes Geschenk jenes brittische Orakel, Isaac Newton, gewährt; welcher eine erha- bene Mathesin auf die zartesten Versuche anwendend, und alles geometrisch beweisend, gelehrt hat, wie man in die verborgensten Geheimnisse der Natur dringen und eine wahre befestigte Wissenschaft erlangen könne.
der hypothetiſchen Figur an, wie ſie bey uns, Tafel VII, Figur 1. abgebildet iſt. Dann folgt: Si per exiguum foramen mit der bekannten Litaney.
Bey dieſer Gelegenheit erwaͤhnen wir der florenti- niſchen Akademie, deren Tentamina von Muſchen- broek uͤberſetzt und 1731 herausgegeben worden. Sie enthalten zwar nichts die Farbenlehre betreffend; doch iſt uns die Vorrede merkwuͤrdig, beſonders wegen ei- ner Stelle uͤber Newton, die als ein Zeugniß der da- maligen hoͤchſten Verehrung dieſes außerordentlichen Mannes mitgetheilt zu werden verdient. Indem naͤm- lich Muſchenbroek die mancherley Hinderniſſe und Be- ſchwerlichkeiten anzeigt, die er bey Ueberſetzung des Werks aus dem Italiaͤniſchen ins Lateiniſche gefunden, fuͤgt er folgendes hinzu: „Weil nun auch mehr als ſechzig Jahre ſeit der erſten Ausgabe dieſes Werkes verfloſſen; ſo iſt die Philoſophie inzwiſchen mit nicht geringem Wachsthum vorgeſchritten, beſonders ſeitdem der allerreichſte und hoͤchſte Lenker und Vorſteher aller menſchlichen Dinge, mit unendlicher Liebe und unbe- greiflicher Wohlthaͤtigkeit die Sterblichen unſerer Zeit bedenkend, ihre Gemuͤther nicht laͤnger in dem Druck der alten Finſterniß laſſen wollte, ſondern ihnen als ein vom Himmel geſandtes Geſchenk jenes brittiſche Orakel, Iſaac Newton, gewaͤhrt; welcher eine erha- bene Matheſin auf die zarteſten Verſuche anwendend, und alles geometriſch beweiſend, gelehrt hat, wie man in die verborgenſten Geheimniſſe der Natur dringen und eine wahre befeſtigte Wiſſenſchaft erlangen koͤnne.
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der hypothetiſchen Figur an, wie ſie bey uns, Tafel
VII, Figur 1. abgebildet iſt. Dann folgt: Si per
exiguum foramen mit der bekannten Litaney.
Bey dieſer Gelegenheit erwaͤhnen wir der florenti-
niſchen Akademie, deren Tentamina von Muſchen-
broek uͤberſetzt und 1731 herausgegeben worden. Sie
enthalten zwar nichts die Farbenlehre betreffend; doch
iſt uns die Vorrede merkwuͤrdig, beſonders wegen ei-
ner Stelle uͤber Newton, die als ein Zeugniß der da-
maligen hoͤchſten Verehrung dieſes außerordentlichen
Mannes mitgetheilt zu werden verdient. Indem naͤm-
lich Muſchenbroek die mancherley Hinderniſſe und Be-
ſchwerlichkeiten anzeigt, die er bey Ueberſetzung des
Werks aus dem Italiaͤniſchen ins Lateiniſche gefunden,
fuͤgt er folgendes hinzu: „Weil nun auch mehr als
ſechzig Jahre ſeit der erſten Ausgabe dieſes Werkes
verfloſſen; ſo iſt die Philoſophie inzwiſchen mit nicht
geringem Wachsthum vorgeſchritten, beſonders ſeitdem
der allerreichſte und hoͤchſte Lenker und Vorſteher aller
menſchlichen Dinge, mit unendlicher Liebe und unbe-
greiflicher Wohlthaͤtigkeit die Sterblichen unſerer Zeit
bedenkend, ihre Gemuͤther nicht laͤnger in dem Druck
der alten Finſterniß laſſen wollte, ſondern ihnen als
ein vom Himmel geſandtes Geſchenk jenes brittiſche
Orakel, Iſaac Newton, gewaͤhrt; welcher eine erha-
bene Matheſin auf die zarteſten Verſuche anwendend,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/523>, abgerufen am 22.11.2024.
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