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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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ward er mit den vorzüglichsten Männern bekannt und
Freund, und als die Academie sich bildete, Secretär
derselben, eigentlich der auswärtigen Angelegenheiten,
wenn Hook die innern anvertraut waren.

Als Welt- und Geschäftsmann herangekommen
war seine Thätigkeit und Ordnungsliebe völlig ausge-
bildet. Er hatte sehr ausgebreitete Verbindungen, cor-
respondirte mit Aufmerksamkeit und Anhaltsamkeit.
Durch ein kluges folgerechtes Bemühen beförderte vor-
züglich er den Einfluß und Ruhm der königlichen So-
cietät, besonders im Auslande.

Die Gesellschaft hatte kaum einige Zeit bestanden,
als Newton in seinem dreyßigsten Jahre darin aufge-
nommen wurde. Wie er aber seine Theorie in einen
Kreis eingeführt, der alle Theorieen entschieden verab-
scheute, dieses zu untersuchen ist wohl des Geschicht-
forschers werth.

Des Denkers einziges Besitzthum sind die Gedan-
ken, die aus ihm selbst entspringen; und wie ein jedes
Apercü was uns angehört, in unserer Natur ein be-
sonderes Wohlbefinden verbreitet, so ist auch der Wunsch
ganz natürlich, daß es andere als das Unsrige aner-
kennen, indem wir dadurch erst etwas zu werden schei-
nen. Daher werden die Streitigkeiten über die Priori-
tät einer Entdeckung so lebhaft; recht genau besehen
sind es Streitigkeiten um die Existenz selbst.

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ward er mit den vorzuͤglichſten Maͤnnern bekannt und
Freund, und als die Academie ſich bildete, Secretaͤr
derſelben, eigentlich der auswaͤrtigen Angelegenheiten,
wenn Hook die innern anvertraut waren.

Als Welt- und Geſchaͤftsmann herangekommen
war ſeine Thaͤtigkeit und Ordnungsliebe voͤllig ausge-
bildet. Er hatte ſehr ausgebreitete Verbindungen, cor-
reſpondirte mit Aufmerkſamkeit und Anhaltſamkeit.
Durch ein kluges folgerechtes Bemuͤhen befoͤrderte vor-
zuͤglich er den Einfluß und Ruhm der koͤniglichen So-
cietaͤt, beſonders im Auslande.

Die Geſellſchaft hatte kaum einige Zeit beſtanden,
als Newton in ſeinem dreyßigſten Jahre darin aufge-
nommen wurde. Wie er aber ſeine Theorie in einen
Kreis eingefuͤhrt, der alle Theorieen entſchieden verab-
ſcheute, dieſes zu unterſuchen iſt wohl des Geſchicht-
forſchers werth.

Des Denkers einziges Beſitzthum ſind die Gedan-
ken, die aus ihm ſelbſt entſpringen; und wie ein jedes
Aperçuͤ was uns angehoͤrt, in unſerer Natur ein be-
ſonderes Wohlbefinden verbreitet, ſo iſt auch der Wunſch
ganz natuͤrlich, daß es andere als das Unſrige aner-
kennen, indem wir dadurch erſt etwas zu werden ſchei-
nen. Daher werden die Streitigkeiten uͤber die Priori-
taͤt einer Entdeckung ſo lebhaft; recht genau beſehen
ſind es Streitigkeiten um die Exiſtenz ſelbſt.

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[419/0453] ward er mit den vorzuͤglichſten Maͤnnern bekannt und Freund, und als die Academie ſich bildete, Secretaͤr derſelben, eigentlich der auswaͤrtigen Angelegenheiten, wenn Hook die innern anvertraut waren. Als Welt- und Geſchaͤftsmann herangekommen war ſeine Thaͤtigkeit und Ordnungsliebe voͤllig ausge- bildet. Er hatte ſehr ausgebreitete Verbindungen, cor- reſpondirte mit Aufmerkſamkeit und Anhaltſamkeit. Durch ein kluges folgerechtes Bemuͤhen befoͤrderte vor- zuͤglich er den Einfluß und Ruhm der koͤniglichen So- cietaͤt, beſonders im Auslande. Die Geſellſchaft hatte kaum einige Zeit beſtanden, als Newton in ſeinem dreyßigſten Jahre darin aufge- nommen wurde. Wie er aber ſeine Theorie in einen Kreis eingefuͤhrt, der alle Theorieen entſchieden verab- ſcheute, dieſes zu unterſuchen iſt wohl des Geſchicht- forſchers werth. Des Denkers einziges Beſitzthum ſind die Gedan- ken, die aus ihm ſelbſt entſpringen; und wie ein jedes Aperçuͤ was uns angehoͤrt, in unſerer Natur ein be- ſonderes Wohlbefinden verbreitet, ſo iſt auch der Wunſch ganz natuͤrlich, daß es andere als das Unſrige aner- kennen, indem wir dadurch erſt etwas zu werden ſchei- nen. Daher werden die Streitigkeiten uͤber die Priori- taͤt einer Entdeckung ſo lebhaft; recht genau beſehen ſind es Streitigkeiten um die Exiſtenz ſelbſt. 27 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/453>, abgerufen am 25.11.2024.