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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Versuch nach dem andern ersonnen, um seine erste Un-
aufmerksamkeit vor unaufmerksamen Schülern zu ver-
bergen. Man sehe was von uns im polemischen Theile,
besonders zum zweyten Theil des ersten Buchs der
Optik, umständlicher ausgeführt worden, und erlanbe
uns hier den Triumph der guten Sache zu feyern, den
ihr die Schule, mit aller ihrer Halsstarrigkeit, nicht
lange mehr verkümmern wird.

Jene drey nunmehr abgehandelten Fragepuncte be-
ziehen sich auf Aeußerungen älterer Naturforscher. Der
erste kam vorzüglich durch Antonius de Dominis, der
zweyte und dritte durch Kircher und Descartes zur
Sprache.

Außerdem waren noch andre Puncte zu beseitigen,
andere äußere Bedingungen zu läugnen, die wir nun
der Ordnung nach vorführen, wie sie Newton bey-
bringt.

Vierte Bedingung. Sind vielleicht Ungleich-
heiten und Fehler des Glases Schuld an der Erschei-
nung?

Noch in dem siebzehnten Jahrhunderte sind uns
mehrere Forscher begegnet, welche die prismatischen
Erscheinungen bloß für zufällig und regellos hielten.
Newton bestand zuerst mit Macht darauf, daß sie re-
gelmäßig und beständig seyen.

Verſuch nach dem andern erſonnen, um ſeine erſte Un-
aufmerkſamkeit vor unaufmerkſamen Schuͤlern zu ver-
bergen. Man ſehe was von uns im polemiſchen Theile,
beſonders zum zweyten Theil des erſten Buchs der
Optik, umſtaͤndlicher ausgefuͤhrt worden, und erlanbe
uns hier den Triumph der guten Sache zu feyern, den
ihr die Schule, mit aller ihrer Halsſtarrigkeit, nicht
lange mehr verkuͤmmern wird.

Jene drey nunmehr abgehandelten Fragepuncte be-
ziehen ſich auf Aeußerungen aͤlterer Naturforſcher. Der
erſte kam vorzuͤglich durch Antonius de Dominis, der
zweyte und dritte durch Kircher und Descartes zur
Sprache.

Außerdem waren noch andre Puncte zu beſeitigen,
andere aͤußere Bedingungen zu laͤugnen, die wir nun
der Ordnung nach vorfuͤhren, wie ſie Newton bey-
bringt.

Vierte Bedingung. Sind vielleicht Ungleich-
heiten und Fehler des Glaſes Schuld an der Erſchei-
nung?

Noch in dem ſiebzehnten Jahrhunderte ſind uns
mehrere Forſcher begegnet, welche die prismatiſchen
Erſcheinungen bloß fuͤr zufaͤllig und regellos hielten.
Newton beſtand zuerſt mit Macht darauf, daß ſie re-
gelmaͤßig und beſtaͤndig ſeyen.

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[412/0446] Verſuch nach dem andern erſonnen, um ſeine erſte Un- aufmerkſamkeit vor unaufmerkſamen Schuͤlern zu ver- bergen. Man ſehe was von uns im polemiſchen Theile, beſonders zum zweyten Theil des erſten Buchs der Optik, umſtaͤndlicher ausgefuͤhrt worden, und erlanbe uns hier den Triumph der guten Sache zu feyern, den ihr die Schule, mit aller ihrer Halsſtarrigkeit, nicht lange mehr verkuͤmmern wird. Jene drey nunmehr abgehandelten Fragepuncte be- ziehen ſich auf Aeußerungen aͤlterer Naturforſcher. Der erſte kam vorzuͤglich durch Antonius de Dominis, der zweyte und dritte durch Kircher und Descartes zur Sprache. Außerdem waren noch andre Puncte zu beſeitigen, andere aͤußere Bedingungen zu laͤugnen, die wir nun der Ordnung nach vorfuͤhren, wie ſie Newton bey- bringt. Vierte Bedingung. Sind vielleicht Ungleich- heiten und Fehler des Glaſes Schuld an der Erſchei- nung? Noch in dem ſiebzehnten Jahrhunderte ſind uns mehrere Forſcher begegnet, welche die prismatiſchen Erſcheinungen bloß fuͤr zufaͤllig und regellos hielten. Newton beſtand zuerſt mit Macht darauf, daß ſie re- gelmaͤßig und beſtaͤndig ſeyen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/446>, abgerufen am 22.11.2024.