wir den erst genannten Sprat als einen Sachwalter ansehen und seine Arbeit nur mit einigem Mißtrauen nutzen; so finden wir dagegen hier die schätzbarsten und untrüglichsten Documente, welche, indem sie alle Verhandlungen der Sessionen unschuldig und trocken anzeigen, uns über das was geschehen den besten Aufschluß geben. Aus ihnen ist die zerstückelte Ma- nier zu erkennen, womit die Societät nach ihrer Ue- berzeugung verfuhr und die Wissenschaften verspätete, indem sie für ihre Beförderung bemüht war.
Philosophische Transaetionen.
Diese sind das Archiv dessen was man bey ihr niederlegte. Hier findet man Nachrichten von den Unternehmungen, Studien und Arbeiten der Forscher in manchen bedeutenden Weltgegenden. Dieses allge- mein bekannte Werk hat nach und nach für die Freunde der Wissenschaft einen unschätzbaren Werth erhalten. Denn obgleich jedes zufällige und empirische Sammeln anfangs nur verwirrt und die eigentliche wahre Kennt- niß verhindert, so stellt sich, wenn es nur immer fort- gesetzt wird, nach und nach die Methode von selbst her, und das was ohne Ordnung aufbewahrt wor- den, gereicht dem der zu ordnen weiß, zum größten Vortheile.
wir den erſt genannten Sprat als einen Sachwalter anſehen und ſeine Arbeit nur mit einigem Mißtrauen nutzen; ſo finden wir dagegen hier die ſchaͤtzbarſten und untruͤglichſten Documente, welche, indem ſie alle Verhandlungen der Seſſionen unſchuldig und trocken anzeigen, uns uͤber das was geſchehen den beſten Aufſchluß geben. Aus ihnen iſt die zerſtuͤckelte Ma- nier zu erkennen, womit die Societaͤt nach ihrer Ue- berzeugung verfuhr und die Wiſſenſchaften verſpaͤtete, indem ſie fuͤr ihre Befoͤrderung bemuͤht war.
Philoſophiſche Transaetionen.
Dieſe ſind das Archiv deſſen was man bey ihr niederlegte. Hier findet man Nachrichten von den Unternehmungen, Studien und Arbeiten der Forſcher in manchen bedeutenden Weltgegenden. Dieſes allge- mein bekannte Werk hat nach und nach fuͤr die Freunde der Wiſſenſchaft einen unſchaͤtzbaren Werth erhalten. Denn obgleich jedes zufaͤllige und empiriſche Sammeln anfangs nur verwirrt und die eigentliche wahre Kennt- niß verhindert, ſo ſtellt ſich, wenn es nur immer fort- geſetzt wird, nach und nach die Methode von ſelbſt her, und das was ohne Ordnung aufbewahrt wor- den, gereicht dem der zu ordnen weiß, zum groͤßten Vortheile.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0416"n="382"/>
wir den erſt genannten Sprat als einen Sachwalter<lb/>
anſehen und ſeine Arbeit nur mit einigem Mißtrauen<lb/>
nutzen; ſo finden wir dagegen hier die ſchaͤtzbarſten<lb/>
und untruͤglichſten Documente, welche, indem ſie alle<lb/>
Verhandlungen der Seſſionen unſchuldig und trocken<lb/>
anzeigen, uns uͤber das was geſchehen den beſten<lb/>
Aufſchluß geben. Aus ihnen iſt die zerſtuͤckelte Ma-<lb/>
nier zu erkennen, womit die Societaͤt nach ihrer Ue-<lb/>
berzeugung verfuhr und die Wiſſenſchaften verſpaͤtete,<lb/>
indem ſie fuͤr ihre Befoͤrderung bemuͤht war.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#g">Philoſophiſche Transaetionen</hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Dieſe ſind das Archiv deſſen was man bey ihr<lb/>
niederlegte. Hier findet man Nachrichten von den<lb/>
Unternehmungen, Studien und Arbeiten der Forſcher<lb/>
in manchen bedeutenden Weltgegenden. Dieſes allge-<lb/>
mein bekannte Werk hat nach und nach fuͤr die Freunde<lb/>
der Wiſſenſchaft einen unſchaͤtzbaren Werth erhalten.<lb/>
Denn obgleich jedes zufaͤllige und empiriſche Sammeln<lb/>
anfangs nur verwirrt und die eigentliche wahre Kennt-<lb/>
niß verhindert, ſo ſtellt ſich, wenn es nur immer fort-<lb/>
geſetzt wird, nach und nach die Methode von ſelbſt<lb/>
her, und das was ohne Ordnung aufbewahrt wor-<lb/>
den, gereicht dem der zu ordnen weiß, zum groͤßten<lb/>
Vortheile.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[382/0416]
wir den erſt genannten Sprat als einen Sachwalter
anſehen und ſeine Arbeit nur mit einigem Mißtrauen
nutzen; ſo finden wir dagegen hier die ſchaͤtzbarſten
und untruͤglichſten Documente, welche, indem ſie alle
Verhandlungen der Seſſionen unſchuldig und trocken
anzeigen, uns uͤber das was geſchehen den beſten
Aufſchluß geben. Aus ihnen iſt die zerſtuͤckelte Ma-
nier zu erkennen, womit die Societaͤt nach ihrer Ue-
berzeugung verfuhr und die Wiſſenſchaften verſpaͤtete,
indem ſie fuͤr ihre Befoͤrderung bemuͤht war.
Philoſophiſche Transaetionen.
Dieſe ſind das Archiv deſſen was man bey ihr
niederlegte. Hier findet man Nachrichten von den
Unternehmungen, Studien und Arbeiten der Forſcher
in manchen bedeutenden Weltgegenden. Dieſes allge-
mein bekannte Werk hat nach und nach fuͤr die Freunde
der Wiſſenſchaft einen unſchaͤtzbaren Werth erhalten.
Denn obgleich jedes zufaͤllige und empiriſche Sammeln
anfangs nur verwirrt und die eigentliche wahre Kennt-
niß verhindert, ſo ſtellt ſich, wenn es nur immer fort-
geſetzt wird, nach und nach die Methode von ſelbſt
her, und das was ohne Ordnung aufbewahrt wor-
den, gereicht dem der zu ordnen weiß, zum groͤßten
Vortheile.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/416>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.