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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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seine einfache Kochung alle Farben ab. Wenn er roh
und unvollkommen oder schwächlich seine Kochung voll-
bringt, so verschafft er die grüne und weiße Farbe;
kocht er aber vollkommen in vollkommen reinen An-
fängen, so bringt er die rothe Farbe und die feurige
zum Vorschein; kocht er unvollkommen in reinen An-
fängen, dann wird das Gelbe, Grüne, Weiße, nach
den verschiedenen Graden der unvollkommenen Kochung,
hervorgeführt und ans Licht gebracht. Wirkt er aber
sehr unvollkommen in unreinen Anfängen, so bringt er
die schwarze Farbe hervor und andre, die man auf die
Schwärze beziehen kann."

Johann Baptista du Hamel. Philoso-
phia vetus et nova, pag.
729. "Wenn man Kupfer-
feile mit Harngeist auflöst, so wird die blaue Farbe
der Tinctur sogleich aufgehoben, wenn man Vitriolöl
zugießet. Aber salzige und schwefelige Liquoren, wenn
sie die Theile die erst zerstreut waren, in eins zusam-
menbringen, erzeugen neue Farben; welches auch alle
Niederschläge und tausend Versuche beweisen."

Philipp Ludwig Bömer. Physica positiva.
Helmstaedt 1704. p. 120. "Color nihil aliud est
quam radiorum modificatio vel diversus motus,
quo corpus coloratum radios recipit et ad oculos
remittit."


ſeine einfache Kochung alle Farben ab. Wenn er roh
und unvollkommen oder ſchwaͤchlich ſeine Kochung voll-
bringt, ſo verſchafft er die gruͤne und weiße Farbe;
kocht er aber vollkommen in vollkommen reinen An-
faͤngen, ſo bringt er die rothe Farbe und die feurige
zum Vorſchein; kocht er unvollkommen in reinen An-
faͤngen, dann wird das Gelbe, Gruͤne, Weiße, nach
den verſchiedenen Graden der unvollkommenen Kochung,
hervorgefuͤhrt und ans Licht gebracht. Wirkt er aber
ſehr unvollkommen in unreinen Anfaͤngen, ſo bringt er
die ſchwarze Farbe hervor und andre, die man auf die
Schwaͤrze beziehen kann.“

Johann Baptiſta du Hamel. Philoso-
phia vetus et nova, pag.
729. „Wenn man Kupfer-
feile mit Harngeiſt aufloͤſt, ſo wird die blaue Farbe
der Tinctur ſogleich aufgehoben, wenn man Vitrioloͤl
zugießet. Aber ſalzige und ſchwefelige Liquoren, wenn
ſie die Theile die erſt zerſtreut waren, in eins zuſam-
menbringen, erzeugen neue Farben; welches auch alle
Niederſchlaͤge und tauſend Verſuche beweiſen.“

Philipp Ludwig Boͤmer. Physica positiva.
Helmstaedt 1704. p. 120. „Color nihil aliud est
quam radiorum modificatio vel diversus motus,
quo corpus coloratum radios recipit et ad oculos
remittit.“


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[348/0382] ſeine einfache Kochung alle Farben ab. Wenn er roh und unvollkommen oder ſchwaͤchlich ſeine Kochung voll- bringt, ſo verſchafft er die gruͤne und weiße Farbe; kocht er aber vollkommen in vollkommen reinen An- faͤngen, ſo bringt er die rothe Farbe und die feurige zum Vorſchein; kocht er unvollkommen in reinen An- faͤngen, dann wird das Gelbe, Gruͤne, Weiße, nach den verſchiedenen Graden der unvollkommenen Kochung, hervorgefuͤhrt und ans Licht gebracht. Wirkt er aber ſehr unvollkommen in unreinen Anfaͤngen, ſo bringt er die ſchwarze Farbe hervor und andre, die man auf die Schwaͤrze beziehen kann.“ Johann Baptiſta du Hamel. Philoso- phia vetus et nova, pag. 729. „Wenn man Kupfer- feile mit Harngeiſt aufloͤſt, ſo wird die blaue Farbe der Tinctur ſogleich aufgehoben, wenn man Vitrioloͤl zugießet. Aber ſalzige und ſchwefelige Liquoren, wenn ſie die Theile die erſt zerſtreut waren, in eins zuſam- menbringen, erzeugen neue Farben; welches auch alle Niederſchlaͤge und tauſend Verſuche beweiſen.“ Philipp Ludwig Boͤmer. Physica positiva. Helmstaedt 1704. p. 120. „Color nihil aliud est quam radiorum modificatio vel diversus motus, quo corpus coloratum radios recipit et ad oculos remittit.“

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/382>, abgerufen am 24.11.2024.