Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.Stationäre Völker verfertigen das Werk um Der charakteristische Eindruck der verschiedenen Und so ist alles, was wir in der früheren Zeit Stationaͤre Voͤlker verfertigen das Werk um Der charakteriſtiſche Eindruck der verſchiedenen Und ſo iſt alles, was wir in der fruͤheren Zeit <TEI> <text> <front> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0034" n="XXVIII"/> <p>Stationaͤre Voͤlker verfertigen das Werk um<lb/> ſein ſelbſt willen, aus einem frommen Begriff, un-<lb/> bekuͤmmert um den Effect; gebildete Voͤlker aber<lb/> muͤſſen auf ſchnelle augenblickliche Wirkung rechnen,<lb/> um Beyfall und Geld zu gewinnen.</p><lb/> <p>Der charakteriſtiſche Eindruck der verſchiedenen<lb/> Farben wurde gar bald von den Voͤlkern bemerkt,<lb/> und man kann die verſchiedene Anwendung in die-<lb/> ſem Sinne bey der Faͤrberey und der damit verbun-<lb/> denen Weberey, wenigſtens manchmal, als abſicht-<lb/> lich und aus einer richtigen Empfindung entſprin-<lb/> gend anſehen.</p><lb/> <p>Und ſo iſt alles, was wir in der fruͤheren Zeit<lb/> und bey ungebildeten Voͤlkern bemerken koͤnnen,<lb/> praktiſch. Das Theoretiſche begegnet uns zuerſt,<lb/> indem wir nunmehr zu den gebildeten Griechen<lb/> uͤbergehen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </front> <body> </body> </text> </TEI> [XXVIII/0034]
Stationaͤre Voͤlker verfertigen das Werk um
ſein ſelbſt willen, aus einem frommen Begriff, un-
bekuͤmmert um den Effect; gebildete Voͤlker aber
muͤſſen auf ſchnelle augenblickliche Wirkung rechnen,
um Beyfall und Geld zu gewinnen.
Der charakteriſtiſche Eindruck der verſchiedenen
Farben wurde gar bald von den Voͤlkern bemerkt,
und man kann die verſchiedene Anwendung in die-
ſem Sinne bey der Faͤrberey und der damit verbun-
denen Weberey, wenigſtens manchmal, als abſicht-
lich und aus einer richtigen Empfindung entſprin-
gend anſehen.
Und ſo iſt alles, was wir in der fruͤheren Zeit
und bey ungebildeten Voͤlkern bemerken koͤnnen,
praktiſch. Das Theoretiſche begegnet uns zuerſt,
indem wir nunmehr zu den gebildeten Griechen
uͤbergehen.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. XXVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/34>, abgerufen am 16.07.2024. |