schaft zuschreibt, gleichsam ohne Bedingung geschwäch- seyn zu können. Wir wollen übrigens dem Verfasser in seiner Deduction folgen.
Erster Artikel. Daß das äußre Licht von der- selben Art sey wie das radicale. Nachdem er Wirkun und Ursache getrennt, welche in der Natur völlig zu- sammen fallen, so muß er sie hier wieder verknüpfen und also seine Eintheilung gewissermaßen wieder auf- heben.
Zweyter Artikel. Daß die apparenten Far- ben nichts anders als das Licht selbst seyen. Auch hier muß er das Mittel, wodurch das Licht durchgeht, als Bedingung voraussetzen; diese Bedingung soll aber nichts als eine Schwächung hervorbringen.
Dritter Artikel. Das Licht vermische sich nicht mit der Dunkelheit (obscurite). Es ist ja aber auch nicht von der Dunkelheit die Rede, sondern von dem Schatten, mit welchem das Licht sich auf manche Weise verbinden, und der unter gewissen Umständen zur Bedingung werden kann, daß Farben erscheinen, so wie bey den Doppelbildern schattengleiche Halbbilder entstehen, welche eben in den Fall kommen können farbig zu seyn. Alles übrige schon oft Gesagte wollen wir hier nicht wiederhohlen.
Vierter Artikel. Das Licht vermische sich nicht mit dem Düstern (opacite). Bey dem prisma-
19 *
ſchaft zuſchreibt, gleichſam ohne Bedingung geſchwaͤch- ſeyn zu koͤnnen. Wir wollen uͤbrigens dem Verfaſſer in ſeiner Deduction folgen.
Erſter Artikel. Daß das aͤußre Licht von der- ſelben Art ſey wie das radicale. Nachdem er Wirkun und Urſache getrennt, welche in der Natur voͤllig zu- ſammen fallen, ſo muß er ſie hier wieder verknuͤpfen und alſo ſeine Eintheilung gewiſſermaßen wieder auf- heben.
Zweyter Artikel. Daß die apparenten Far- ben nichts anders als das Licht ſelbſt ſeyen. Auch hier muß er das Mittel, wodurch das Licht durchgeht, als Bedingung vorausſetzen; dieſe Bedingung ſoll aber nichts als eine Schwaͤchung hervorbringen.
Dritter Artikel. Das Licht vermiſche ſich nicht mit der Dunkelheit (obscurité). Es iſt ja aber auch nicht von der Dunkelheit die Rede, ſondern von dem Schatten, mit welchem das Licht ſich auf manche Weiſe verbinden, und der unter gewiſſen Umſtaͤnden zur Bedingung werden kann, daß Farben erſcheinen, ſo wie bey den Doppelbildern ſchattengleiche Halbbilder entſtehen, welche eben in den Fall kommen koͤnnen farbig zu ſeyn. Alles uͤbrige ſchon oft Geſagte wollen wir hier nicht wiederhohlen.
Vierter Artikel. Das Licht vermiſche ſich nicht mit dem Duͤſtern (opacité). Bey dem prisma-
19 *
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0325"n="291"/>ſchaft zuſchreibt, gleichſam ohne Bedingung geſchwaͤch-<lb/>ſeyn zu koͤnnen. Wir wollen uͤbrigens dem Verfaſſer<lb/>
in ſeiner Deduction folgen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Erſter Artikel</hi>. Daß das aͤußre Licht von der-<lb/>ſelben Art ſey wie das radicale. Nachdem er Wirkun<lb/>
und Urſache getrennt, welche in der Natur voͤllig zu-<lb/>ſammen fallen, ſo muß er ſie hier wieder verknuͤpfen<lb/>
und alſo ſeine Eintheilung gewiſſermaßen wieder auf-<lb/>
heben.</p><lb/><p><hirendition="#g">Zweyter Artikel</hi>. Daß die apparenten Far-<lb/>
ben nichts anders als das Licht ſelbſt ſeyen. Auch hier<lb/>
muß er das Mittel, wodurch das Licht durchgeht, als<lb/>
Bedingung vorausſetzen; dieſe Bedingung ſoll aber<lb/>
nichts als eine Schwaͤchung hervorbringen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Dritter Artikel</hi>. Das Licht vermiſche ſich nicht<lb/>
mit der Dunkelheit (<hirendition="#aq">obscurité</hi>). Es iſt ja aber auch<lb/>
nicht von der Dunkelheit die Rede, ſondern von dem<lb/>
Schatten, mit welchem das Licht ſich auf manche<lb/>
Weiſe verbinden, und der unter gewiſſen Umſtaͤnden zur<lb/>
Bedingung werden kann, daß Farben erſcheinen, ſo<lb/>
wie bey den Doppelbildern ſchattengleiche Halbbilder<lb/>
entſtehen, welche eben in den Fall kommen koͤnnen<lb/>
farbig zu ſeyn. Alles uͤbrige ſchon oft Geſagte wollen<lb/>
wir hier nicht wiederhohlen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Vierter Artikel</hi>. Das Licht vermiſche ſich<lb/>
nicht mit dem Duͤſtern (<hirendition="#aq">opacité</hi>). Bey dem prisma-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">19 *</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[291/0325]
ſchaft zuſchreibt, gleichſam ohne Bedingung geſchwaͤch-
ſeyn zu koͤnnen. Wir wollen uͤbrigens dem Verfaſſer
in ſeiner Deduction folgen.
Erſter Artikel. Daß das aͤußre Licht von der-
ſelben Art ſey wie das radicale. Nachdem er Wirkun
und Urſache getrennt, welche in der Natur voͤllig zu-
ſammen fallen, ſo muß er ſie hier wieder verknuͤpfen
und alſo ſeine Eintheilung gewiſſermaßen wieder auf-
heben.
Zweyter Artikel. Daß die apparenten Far-
ben nichts anders als das Licht ſelbſt ſeyen. Auch hier
muß er das Mittel, wodurch das Licht durchgeht, als
Bedingung vorausſetzen; dieſe Bedingung ſoll aber
nichts als eine Schwaͤchung hervorbringen.
Dritter Artikel. Das Licht vermiſche ſich nicht
mit der Dunkelheit (obscurité). Es iſt ja aber auch
nicht von der Dunkelheit die Rede, ſondern von dem
Schatten, mit welchem das Licht ſich auf manche
Weiſe verbinden, und der unter gewiſſen Umſtaͤnden zur
Bedingung werden kann, daß Farben erſcheinen, ſo
wie bey den Doppelbildern ſchattengleiche Halbbilder
entſtehen, welche eben in den Fall kommen koͤnnen
farbig zu ſeyn. Alles uͤbrige ſchon oft Geſagte wollen
wir hier nicht wiederhohlen.
Vierter Artikel. Das Licht vermiſche ſich
nicht mit dem Duͤſtern (opacité). Bey dem prisma-
19 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/325>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.