nähme und sie aus den Händen solcher Exorcisten aber- mals befreyte, welche, um die Gespenster zu vertreiben, sichs zur heiligen Pflicht machen, den Geist selbst zu verjagen.
Wir haben bey Gelegenheit, als von einigen ver- dienten Männern, Roger Baco, Cardan, Porta, als von Alchymie und Aberglauben die Rede war, auf un- sere Ueberzeugungen hingedeutet, und dieß mit so mehr Zuversicht, als das neunzehnte Jahrhundert auf dem Wege ist, gedachten Fehler des vorangegangenen wie- der gut zu machen, wenn es nur nicht in den entge- gengesetzten sich zu verlieren das Schicksal hat.
Was von Wiederbelebung der Malerkunst an, die großen Meister für das Colorit stufenweise geleistet, bringen wir zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts nach, da sich denn der ganze Gang, den dieser Theil der Kunst genommen, auf einmal wird überschauen lassen.
Und sollten wir nun nochmals einen Blick auf das sechzehnte Jahrhundert zurückwerfen; so würden wir seine beyden Hälften von einander deutlich unter- schieden finden. In der ersten zeigt sich eine hohe Bil- dung, die aus Gründlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Ge- bundenheit und Ernst hervortritt. Sie ruht auf der zweyten Hälfte des funfzehnten Jahrhunderts. Was in dieser geboren und erzogen ward, glänzt nunmehr
naͤhme und ſie aus den Haͤnden ſolcher Exorciſten aber- mals befreyte, welche, um die Geſpenſter zu vertreiben, ſichs zur heiligen Pflicht machen, den Geiſt ſelbſt zu verjagen.
Wir haben bey Gelegenheit, als von einigen ver- dienten Maͤnnern, Roger Baco, Cardan, Porta, als von Alchymie und Aberglauben die Rede war, auf un- ſere Ueberzeugungen hingedeutet, und dieß mit ſo mehr Zuverſicht, als das neunzehnte Jahrhundert auf dem Wege iſt, gedachten Fehler des vorangegangenen wie- der gut zu machen, wenn es nur nicht in den entge- gengeſetzten ſich zu verlieren das Schickſal hat.
Was von Wiederbelebung der Malerkunſt an, die großen Meiſter fuͤr das Colorit ſtufenweiſe geleiſtet, bringen wir zu Ende des ſiebzehnten Jahrhunderts nach, da ſich denn der ganze Gang, den dieſer Theil der Kunſt genommen, auf einmal wird uͤberſchauen laſſen.
Und ſollten wir nun nochmals einen Blick auf das ſechzehnte Jahrhundert zuruͤckwerfen; ſo wuͤrden wir ſeine beyden Haͤlften von einander deutlich unter- ſchieden finden. In der erſten zeigt ſich eine hohe Bil- dung, die aus Gruͤndlichkeit, Gewiſſenhaftigkeit, Ge- bundenheit und Ernſt hervortritt. Sie ruht auf der zweyten Haͤlfte des funfzehnten Jahrhunderts. Was in dieſer geboren und erzogen ward, glaͤnzt nunmehr
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naͤhme und ſie aus den Haͤnden ſolcher Exorciſten aber-
mals befreyte, welche, um die Geſpenſter zu vertreiben,
ſichs zur heiligen Pflicht machen, den Geiſt ſelbſt zu
verjagen.
Wir haben bey Gelegenheit, als von einigen ver-
dienten Maͤnnern, Roger Baco, Cardan, Porta, als
von Alchymie und Aberglauben die Rede war, auf un-
ſere Ueberzeugungen hingedeutet, und dieß mit ſo mehr
Zuverſicht, als das neunzehnte Jahrhundert auf dem
Wege iſt, gedachten Fehler des vorangegangenen wie-
der gut zu machen, wenn es nur nicht in den entge-
gengeſetzten ſich zu verlieren das Schickſal hat.
Was von Wiederbelebung der Malerkunſt an, die
großen Meiſter fuͤr das Colorit ſtufenweiſe geleiſtet,
bringen wir zu Ende des ſiebzehnten Jahrhunderts nach,
da ſich denn der ganze Gang, den dieſer Theil der
Kunſt genommen, auf einmal wird uͤberſchauen laſſen.
Und ſollten wir nun nochmals einen Blick auf
das ſechzehnte Jahrhundert zuruͤckwerfen; ſo wuͤrden
wir ſeine beyden Haͤlften von einander deutlich unter-
ſchieden finden. In der erſten zeigt ſich eine hohe Bil-
dung, die aus Gruͤndlichkeit, Gewiſſenhaftigkeit, Ge-
bundenheit und Ernſt hervortritt. Sie ruht auf der
zweyten Haͤlfte des funfzehnten Jahrhunderts. Was
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/274>, abgerufen am 26.11.2024.
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