schöne Resultate geben. So scheinen uns die Bekennt- nisse, deren wir erwähnten, gewissermaßen auf den Protestantismus hinzudeuten.
Wie Cardan die Farben behandelt, ist nicht ohne Originalität. Man sieht, er beobachtete sie und die Bedingungen unter welchen sie entspringen. Doch that er es nur im Vorübergehen, ohne sich ein eigenes Geschäft daraus zu machen, deshalb er auch allzuwenig leistet und Scaligern Gelegenheit giebt, sich über Flüch- tigkeit und Uebereilung zu beklagen.
Erst führt er die Namen der vornehmsten und ge- wöhnlichsten Farben auf und erklärt ihre Bedeutung; dann wendet er sich gegen das Theoretische, wobey man zwar eine gute Intention sieht, ohne daß jedoch die Behandlung zulänglich wäre und dem Gegenstand ge- nug thäte. Bey Erörterung der Frage: auf wie man- cherley Weise die Farben entspringen, gelangt er zu keiner glücklichen Eintheilung. So hilft er sich auch an einigen bedeutenden Puncten, die er gewahr wird, mehr vorbey als drüber hinaus, und weil seine ersten Bestimmungen nicht umfassend sind, so wird er genö- thigt Ausnahmen zu machen, ja das Gesagte wieder zurückzunehmen.
Es wäre leicht, die wenigen Spalten zu überse- tzen, die Cardan dieser Materie widmet, aber schwer, ihre Mängel kürzlich anzudeuten, und zu weitläuftig, das Fehlende zu suppliren. Eigentlich Falsches findet
ſchoͤne Reſultate geben. So ſcheinen uns die Bekennt- niſſe, deren wir erwaͤhnten, gewiſſermaßen auf den Proteſtantismus hinzudeuten.
Wie Cardan die Farben behandelt, iſt nicht ohne Originalitaͤt. Man ſieht, er beobachtete ſie und die Bedingungen unter welchen ſie entſpringen. Doch that er es nur im Voruͤbergehen, ohne ſich ein eigenes Geſchaͤft daraus zu machen, deshalb er auch allzuwenig leiſtet und Scaligern Gelegenheit giebt, ſich uͤber Fluͤch- tigkeit und Uebereilung zu beklagen.
Erſt fuͤhrt er die Namen der vornehmſten und ge- woͤhnlichſten Farben auf und erklaͤrt ihre Bedeutung; dann wendet er ſich gegen das Theoretiſche, wobey man zwar eine gute Intention ſieht, ohne daß jedoch die Behandlung zulaͤnglich waͤre und dem Gegenſtand ge- nug thaͤte. Bey Eroͤrterung der Frage: auf wie man- cherley Weiſe die Farben entſpringen, gelangt er zu keiner gluͤcklichen Eintheilung. So hilft er ſich auch an einigen bedeutenden Puncten, die er gewahr wird, mehr vorbey als druͤber hinaus, und weil ſeine erſten Beſtimmungen nicht umfaſſend ſind, ſo wird er genoͤ- thigt Ausnahmen zu machen, ja das Geſagte wieder zuruͤckzunehmen.
Es waͤre leicht, die wenigen Spalten zu uͤberſe- tzen, die Cardan dieſer Materie widmet, aber ſchwer, ihre Maͤngel kuͤrzlich anzudeuten, und zu weitlaͤuftig, das Fehlende zu ſuppliren. Eigentlich Falſches findet
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ſchoͤne Reſultate geben. So ſcheinen uns die Bekennt-
niſſe, deren wir erwaͤhnten, gewiſſermaßen auf den
Proteſtantismus hinzudeuten.
Wie Cardan die Farben behandelt, iſt nicht ohne
Originalitaͤt. Man ſieht, er beobachtete ſie und die
Bedingungen unter welchen ſie entſpringen. Doch
that er es nur im Voruͤbergehen, ohne ſich ein eigenes
Geſchaͤft daraus zu machen, deshalb er auch allzuwenig
leiſtet und Scaligern Gelegenheit giebt, ſich uͤber Fluͤch-
tigkeit und Uebereilung zu beklagen.
Erſt fuͤhrt er die Namen der vornehmſten und ge-
woͤhnlichſten Farben auf und erklaͤrt ihre Bedeutung;
dann wendet er ſich gegen das Theoretiſche, wobey man
zwar eine gute Intention ſieht, ohne daß jedoch die
Behandlung zulaͤnglich waͤre und dem Gegenſtand ge-
nug thaͤte. Bey Eroͤrterung der Frage: auf wie man-
cherley Weiſe die Farben entſpringen, gelangt er zu
keiner gluͤcklichen Eintheilung. So hilft er ſich auch
an einigen bedeutenden Puncten, die er gewahr wird,
mehr vorbey als druͤber hinaus, und weil ſeine erſten
Beſtimmungen nicht umfaſſend ſind, ſo wird er genoͤ-
thigt Ausnahmen zu machen, ja das Geſagte wieder
zuruͤckzunehmen.
Es waͤre leicht, die wenigen Spalten zu uͤberſe-
tzen, die Cardan dieſer Materie widmet, aber ſchwer,
ihre Maͤngel kuͤrzlich anzudeuten, und zu weitlaͤuftig,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/253>, abgerufen am 24.11.2024.
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