Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.wie dieß nun gleichzeitig schnell und heftig geschieht, Wem die Bemühungen der Deutschen in diesem wie dieß nun gleichzeitig ſchnell und heftig geſchieht, Wem die Bemuͤhungen der Deutſchen in dieſem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0156" n="122"/> wie dieß nun gleichzeitig ſchnell und heftig geſchieht,<lb/> ſo muß eine Uebereinſtimmung daraus entſpringen, das<lb/> was man in der Kunſt Stil zu nennen pflegt, wo-<lb/> durch die Individualitaͤten im Rechten und Guten im-<lb/> mer naͤher aneinander geruͤckt und eben dadurch mehr<lb/> herausgehoben, mehr beguͤnſtigt werden, als wenn<lb/> ſie ſich durch ſeltſame Eigenthuͤmlichkeiten carricaturmaͤ-<lb/> ßig von einander zu entfernen ſtreben.</p><lb/> <p>Wem die Bemuͤhungen der Deutſchen in dieſem<lb/> Sinne ſeit mehrern Jahren vor Augen ſind, wird ſich<lb/> Beyſpiele genug zu dem, was wir im Allgemeinen aus-<lb/> ſprechen, vergegenwaͤrtigen koͤnnen, und wir ſagen<lb/> getroſt in Gefolg unſerer Ueberzeugung: an Tiefe ſo<lb/> wie an Fleiß hat es dem Deutſchen nie gefehlt. Naͤ-<lb/> hert er ſich andern Nationen an Bequemlichkeit der<lb/> Behandlung und uͤbertrifft ſie an Aufrichtigkeit und<lb/> Gerechtigkeit; ſo wird man ihm fruͤher oder ſpaͤter die<lb/> erſte Stelle in Wiſſenſchaft und Kunſt nicht ſtreitig<lb/> machen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [122/0156]
wie dieß nun gleichzeitig ſchnell und heftig geſchieht,
ſo muß eine Uebereinſtimmung daraus entſpringen, das
was man in der Kunſt Stil zu nennen pflegt, wo-
durch die Individualitaͤten im Rechten und Guten im-
mer naͤher aneinander geruͤckt und eben dadurch mehr
herausgehoben, mehr beguͤnſtigt werden, als wenn
ſie ſich durch ſeltſame Eigenthuͤmlichkeiten carricaturmaͤ-
ßig von einander zu entfernen ſtreben.
Wem die Bemuͤhungen der Deutſchen in dieſem
Sinne ſeit mehrern Jahren vor Augen ſind, wird ſich
Beyſpiele genug zu dem, was wir im Allgemeinen aus-
ſprechen, vergegenwaͤrtigen koͤnnen, und wir ſagen
getroſt in Gefolg unſerer Ueberzeugung: an Tiefe ſo
wie an Fleiß hat es dem Deutſchen nie gefehlt. Naͤ-
hert er ſich andern Nationen an Bequemlichkeit der
Behandlung und uͤbertrifft ſie an Aufrichtigkeit und
Gerechtigkeit; ſo wird man ihm fruͤher oder ſpaͤter die
erſte Stelle in Wiſſenſchaft und Kunſt nicht ſtreitig
machen.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/156>, abgerufen am 16.07.2024. |