auf seine Weise erklärt, und die wir nebst unsern Be- merkungen mittheilen wollen.
659.
In gefärbten durchsichtigen Liquoren läßt sich bemerken, daß die Farbe nach ihrer Masse sich verändert. Wenn man z. B. eine rothe Flüssigkeit in einem konischen Glase zwischen das Licht und das Auge hält; so scheint sie unten, wo sie we- niger Masse hat, als ein blasses und verdünntes Gelb, etwas höher, wo das Glas weiter wird, erscheint sie orange, noch weiter hinauf roth, und ganz oben von dem tiefsten und dun- kelsten Roth.
660.
Wir haben diese Erfahrung in Stufengefäßen dar- gestellt (E. 517. 518.) und an ihnen die wichtige Lehre der Steigerung entwickelt, wie nämlich das Gelbe durch Verdichtung und Beschattung, eben so wie das Blaue, zum Rothen sich hinneigt, und dadurch die Ei- genschaft bewähret, welche wir bey ihrem ersten Ur- sprung in trüben Mitteln gewahr wurden. Wir erkann- ten die Einfachheit, die Tiefe dieser Ur- und Grund- erscheinungen; desto sonderbarer wird uns die Qual vorkommen, welche sich Newton macht, sie nach seiner Weise auszulegen.
661.
Hier muß man sich vorstellen, daß eine solche Feuchtigkeit die indigomachenden und violettmachenden Strahlen sehr leicht abhält, die blaumachenden schwerer, die grüninachenden
auf ſeine Weiſe erklaͤrt, und die wir nebſt unſern Be- merkungen mittheilen wollen.
659.
In gefaͤrbten durchſichtigen Liquoren laͤßt ſich bemerken, daß die Farbe nach ihrer Maſſe ſich veraͤndert. Wenn man z. B. eine rothe Fluͤſſigkeit in einem koniſchen Glaſe zwiſchen das Licht und das Auge haͤlt; ſo ſcheint ſie unten, wo ſie we- niger Maſſe hat, als ein blaſſes und verduͤnntes Gelb, etwas hoͤher, wo das Glas weiter wird, erſcheint ſie orange, noch weiter hinauf roth, und ganz oben von dem tiefſten und dun- kelſten Roth.
660.
Wir haben dieſe Erfahrung in Stufengefaͤßen dar- geſtellt (E. 517. 518.) und an ihnen die wichtige Lehre der Steigerung entwickelt, wie naͤmlich das Gelbe durch Verdichtung und Beſchattung, eben ſo wie das Blaue, zum Rothen ſich hinneigt, und dadurch die Ei- genſchaft bewaͤhret, welche wir bey ihrem erſten Ur- ſprung in truͤben Mitteln gewahr wurden. Wir erkann- ten die Einfachheit, die Tiefe dieſer Ur- und Grund- erſcheinungen; deſto ſonderbarer wird uns die Qual vorkommen, welche ſich Newton macht, ſie nach ſeiner Weiſe auszulegen.
661.
Hier muß man ſich vorſtellen, daß eine ſolche Feuchtigkeit die indigomachenden und violettmachenden Strahlen ſehr leicht abhaͤlt, die blaumachenden ſchwerer, die gruͤninachenden
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auf ſeine Weiſe erklaͤrt, und die wir nebſt unſern Be-
merkungen mittheilen wollen.
659.
In gefaͤrbten durchſichtigen Liquoren laͤßt ſich bemerken,
daß die Farbe nach ihrer Maſſe ſich veraͤndert. Wenn man
z. B. eine rothe Fluͤſſigkeit in einem koniſchen Glaſe zwiſchen
das Licht und das Auge haͤlt; ſo ſcheint ſie unten, wo ſie we-
niger Maſſe hat, als ein blaſſes und verduͤnntes Gelb, etwas
hoͤher, wo das Glas weiter wird, erſcheint ſie orange, noch
weiter hinauf roth, und ganz oben von dem tiefſten und dun-
kelſten Roth.
660.
Wir haben dieſe Erfahrung in Stufengefaͤßen dar-
geſtellt (E. 517. 518.) und an ihnen die wichtige Lehre
der Steigerung entwickelt, wie naͤmlich das Gelbe
durch Verdichtung und Beſchattung, eben ſo wie das
Blaue, zum Rothen ſich hinneigt, und dadurch die Ei-
genſchaft bewaͤhret, welche wir bey ihrem erſten Ur-
ſprung in truͤben Mitteln gewahr wurden. Wir erkann-
ten die Einfachheit, die Tiefe dieſer Ur- und Grund-
erſcheinungen; deſto ſonderbarer wird uns die Qual
vorkommen, welche ſich Newton macht, ſie nach ſeiner
Weiſe auszulegen.
661.
Hier muß man ſich vorſtellen, daß eine ſolche Feuchtigkeit
die indigomachenden und violettmachenden Strahlen ſehr
leicht abhaͤlt, die blaumachenden ſchwerer, die gruͤninachenden
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/691>, abgerufen am 22.12.2024.
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