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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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Farben schon auf Treu und Glauben für Lichter gab;
so sind diese Lichter endlich hier völlig fertige Farben
geworden und werden nun abermals zu Hülfe gerufen.

Da wir nun aber dort aufs Umständlichste darge-
than haben, daß jene Versuche gar nichts beweisen,
so werden sie auch hier weiter der Theorie nicht zu
statten kommen.

642.

Daher ist es also gewiß, daß einige Körper die mehr,
andre die weniger refrangiblen Strahlen häufiger zurückwerfen.

643.

Und uns ist gewiß, daß es weder mehr noch we-
niger refrangible Strahlen giebt, sondern daß die Na-
turerscheinungen auf eine ächtere und bequemere Weise
ausgesprochen werden können.

644.

Und dieß ist nicht allein die wahre Ursache dieser Farben,
sondern auch die einzige, wenn man bedenkt, daß die Farben
des homogenen Lichtes nicht verändert werden können durch
die Reflexion von natürlichen Körpern.

645.

Wie sicher muß Newton von dem blinden Glau-
ben seiner Leser seyn, daß er zu sagen wagt, die Far-
ben des homogenen Lichtes können durch Reflexion von

Farben ſchon auf Treu und Glauben fuͤr Lichter gab;
ſo ſind dieſe Lichter endlich hier voͤllig fertige Farben
geworden und werden nun abermals zu Huͤlfe gerufen.

Da wir nun aber dort aufs Umſtaͤndlichſte darge-
than haben, daß jene Verſuche gar nichts beweiſen,
ſo werden ſie auch hier weiter der Theorie nicht zu
ſtatten kommen.

642.

Daher iſt es alſo gewiß, daß einige Koͤrper die mehr,
andre die weniger refrangiblen Strahlen haͤufiger zuruͤckwerfen.

643.

Und uns iſt gewiß, daß es weder mehr noch we-
niger refrangible Strahlen giebt, ſondern daß die Na-
turerſcheinungen auf eine aͤchtere und bequemere Weiſe
ausgeſprochen werden koͤnnen.

644.

Und dieß iſt nicht allein die wahre Urſache dieſer Farben,
ſondern auch die einzige, wenn man bedenkt, daß die Farben
des homogenen Lichtes nicht veraͤndert werden koͤnnen durch
die Reflexion von natuͤrlichen Koͤrpern.

645.

Wie ſicher muß Newton von dem blinden Glau-
ben ſeiner Leſer ſeyn, daß er zu ſagen wagt, die Far-
ben des homogenen Lichtes koͤnnen durch Reflexion von

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[631/0685] Farben ſchon auf Treu und Glauben fuͤr Lichter gab; ſo ſind dieſe Lichter endlich hier voͤllig fertige Farben geworden und werden nun abermals zu Huͤlfe gerufen. Da wir nun aber dort aufs Umſtaͤndlichſte darge- than haben, daß jene Verſuche gar nichts beweiſen, ſo werden ſie auch hier weiter der Theorie nicht zu ſtatten kommen. 642. Daher iſt es alſo gewiß, daß einige Koͤrper die mehr, andre die weniger refrangiblen Strahlen haͤufiger zuruͤckwerfen. 643. Und uns iſt gewiß, daß es weder mehr noch we- niger refrangible Strahlen giebt, ſondern daß die Na- turerſcheinungen auf eine aͤchtere und bequemere Weiſe ausgeſprochen werden koͤnnen. 644. Und dieß iſt nicht allein die wahre Urſache dieſer Farben, ſondern auch die einzige, wenn man bedenkt, daß die Farben des homogenen Lichtes nicht veraͤndert werden koͤnnen durch die Reflexion von natuͤrlichen Koͤrpern. 645. Wie ſicher muß Newton von dem blinden Glau- ben ſeiner Leſer ſeyn, daß er zu ſagen wagt, die Far- ben des homogenen Lichtes koͤnnen durch Reflexion von

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/685>, abgerufen am 22.12.2024.