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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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ner und Halbgegner sowohl als ihren Meister, zur
Entschädigung für so viele Mühe, billigermaßen lustig
zu machen.


Sechzehnter Versuch.

603.

Dieses aus der bloßen Empirie genommene und
dem bisherigen hypothetischen Verfahren nur gleichsam
angeklebte, durch eine ungeschickte Figur, die dreyzehnte
des zweyten Theils, keinesweges versinnlichte Phäno-
men müssen wir erst zum Versuch erheben, wenn wir
verstehen wollen, worauf er eigentlich deute.

604.

Man stelle sich mit einem Prisma an ein offnes
Fenster, wie gewöhnlich den brechenden Winkel unter
sich gekehrt; man lehne sich so weit vor, daß nicht et-
wa ein oberes Fensterkreuz durch Refraction erscheine:
alsdann wird man oben am Prisma unter einem dunk-
len Rand einen gelben Bogen erblicken, der sich an
dem hellen Himmel herzieht. Dieser dunkle Rand ent-
springt von dem äußern oberen Rande des Prisma's,
wie man sich sogleich überzeugen wird, wenn man ein
Stückchen Wachs über denselben hinaus klebt; welches
innerhalb des farbigen Bogens recht gut gesehen wer-
den kann.

ner und Halbgegner ſowohl als ihren Meiſter, zur
Entſchaͤdigung fuͤr ſo viele Muͤhe, billigermaßen luſtig
zu machen.


Sechzehnter Verſuch.

603.

Dieſes aus der bloßen Empirie genommene und
dem bisherigen hypothetiſchen Verfahren nur gleichſam
angeklebte, durch eine ungeſchickte Figur, die dreyzehnte
des zweyten Theils, keinesweges verſinnlichte Phaͤno-
men muͤſſen wir erſt zum Verſuch erheben, wenn wir
verſtehen wollen, worauf er eigentlich deute.

604.

Man ſtelle ſich mit einem Prisma an ein offnes
Fenſter, wie gewoͤhnlich den brechenden Winkel unter
ſich gekehrt; man lehne ſich ſo weit vor, daß nicht et-
wa ein oberes Fenſterkreuz durch Refraction erſcheine:
alsdann wird man oben am Prisma unter einem dunk-
len Rand einen gelben Bogen erblicken, der ſich an
dem hellen Himmel herzieht. Dieſer dunkle Rand ent-
ſpringt von dem aͤußern oberen Rande des Prisma’s,
wie man ſich ſogleich uͤberzeugen wird, wenn man ein
Stuͤckchen Wachs uͤber denſelben hinaus klebt; welches
innerhalb des farbigen Bogens recht gut geſehen wer-
den kann.

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[619/0673] ner und Halbgegner ſowohl als ihren Meiſter, zur Entſchaͤdigung fuͤr ſo viele Muͤhe, billigermaßen luſtig zu machen. Sechzehnter Verſuch. 603. Dieſes aus der bloßen Empirie genommene und dem bisherigen hypothetiſchen Verfahren nur gleichſam angeklebte, durch eine ungeſchickte Figur, die dreyzehnte des zweyten Theils, keinesweges verſinnlichte Phaͤno- men muͤſſen wir erſt zum Verſuch erheben, wenn wir verſtehen wollen, worauf er eigentlich deute. 604. Man ſtelle ſich mit einem Prisma an ein offnes Fenſter, wie gewoͤhnlich den brechenden Winkel unter ſich gekehrt; man lehne ſich ſo weit vor, daß nicht et- wa ein oberes Fenſterkreuz durch Refraction erſcheine: alsdann wird man oben am Prisma unter einem dunk- len Rand einen gelben Bogen erblicken, der ſich an dem hellen Himmel herzieht. Dieſer dunkle Rand ent- ſpringt von dem aͤußern oberen Rande des Prisma’s, wie man ſich ſogleich uͤberzeugen wird, wenn man ein Stuͤckchen Wachs uͤber denſelben hinaus klebt; welches innerhalb des farbigen Bogens recht gut geſehen wer- den kann.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/673>, abgerufen am 23.11.2024.