der Verfasser wohl, daß die Forderung entstehen könne und müsse, diese verschiedenen Wesen doch auch abge- sondert und deutlich vereinzelt neben einander zu sehen.
Schon wird das Phänomen des dritten Experiments, das gewöhnliche Spectrum, so erklärt, daß es die ausein- andergeschobenen verschiedenen Lichter des Sonnenlichts, die aus einandergezogenen verschiedenfarbigen Bilder des Sonnenbildes zeige und manifestire. Allein bis zur Ab- sonderung ist es noch weit hin. Eine stätige Reihe in einander greifender, aus einander gleichsam quellender Far- ben zu trennen, zu zerschneiden, zu zerreißen, ist eine schwere Aufgabe; und doch wird Newton in seiner vier- ten Proposition mit dem Problem hervortreten: Man solle die heterogenen Strahlen des zusammengesetzten Lichtes von einander absondern. Da er sich hierdurch etwas Unmögliches aufgibt, so muß er freylich bey Zei- ten anfangen, um den unaufmerksamen Schüler nach und nach überlisten zu können. Man gebe wohl Acht, wie er sich hierbey benimmt.
104.
Aber daß man den Sinn dieses Experiments desto deutli- cher einsehe, muß man bedenken, daß die Strahlen, welche von gleicher Brechbarkeit sind, auf einen Cirkel fallen, der der Sonnenscheibe entspricht, wie es im dritten Experiment bewiesen worden.
105.
Wenn es bewiesen wäre, ließe sich nichts dagegen sagen: denn es wäre natürlich, wenn die Theile, die
der Verfaſſer wohl, daß die Forderung entſtehen koͤnne und muͤſſe, dieſe verſchiedenen Weſen doch auch abge- ſondert und deutlich vereinzelt neben einander zu ſehen.
Schon wird das Phaͤnomen des dritten Experiments, das gewoͤhnliche Spectrum, ſo erklaͤrt, daß es die ausein- andergeſchobenen verſchiedenen Lichter des Sonnenlichts, die aus einandergezogenen verſchiedenfarbigen Bilder des Sonnenbildes zeige und manifeſtire. Allein bis zur Ab- ſonderung iſt es noch weit hin. Eine ſtaͤtige Reihe in einander greifender, aus einander gleichſam quellender Far- ben zu trennen, zu zerſchneiden, zu zerreißen, iſt eine ſchwere Aufgabe; und doch wird Newton in ſeiner vier- ten Propoſition mit dem Problem hervortreten: Man ſolle die heterogenen Strahlen des zuſammengeſetzten Lichtes von einander abſondern. Da er ſich hierdurch etwas Unmoͤgliches aufgibt, ſo muß er freylich bey Zei- ten anfangen, um den unaufmerkſamen Schuͤler nach und nach uͤberliſten zu koͤnnen. Man gebe wohl Acht, wie er ſich hierbey benimmt.
104.
Aber daß man den Sinn dieſes Experiments deſto deutli- cher einſehe, muß man bedenken, daß die Strahlen, welche von gleicher Brechbarkeit ſind, auf einen Cirkel fallen, der der Sonnenſcheibe entſpricht, wie es im dritten Experiment bewieſen worden.
105.
Wenn es bewieſen waͤre, ließe ſich nichts dagegen ſagen: denn es waͤre natuͤrlich, wenn die Theile, die
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der Verfaſſer wohl, daß die Forderung entſtehen koͤnne
und muͤſſe, dieſe verſchiedenen Weſen doch auch abge-
ſondert und deutlich vereinzelt neben einander zu ſehen.
Schon wird das Phaͤnomen des dritten Experiments,
das gewoͤhnliche Spectrum, ſo erklaͤrt, daß es die ausein-
andergeſchobenen verſchiedenen Lichter des Sonnenlichts,
die aus einandergezogenen verſchiedenfarbigen Bilder des
Sonnenbildes zeige und manifeſtire. Allein bis zur Ab-
ſonderung iſt es noch weit hin. Eine ſtaͤtige Reihe in
einander greifender, aus einander gleichſam quellender Far-
ben zu trennen, zu zerſchneiden, zu zerreißen, iſt eine
ſchwere Aufgabe; und doch wird Newton in ſeiner vier-
ten Propoſition mit dem Problem hervortreten: Man
ſolle die heterogenen Strahlen des zuſammengeſetzten
Lichtes von einander abſondern. Da er ſich hierdurch
etwas Unmoͤgliches aufgibt, ſo muß er freylich bey Zei-
ten anfangen, um den unaufmerkſamen Schuͤler nach und
nach uͤberliſten zu koͤnnen. Man gebe wohl Acht, wie
er ſich hierbey benimmt.
104.
Aber daß man den Sinn dieſes Experiments deſto deutli-
cher einſehe, muß man bedenken, daß die Strahlen, welche
von gleicher Brechbarkeit ſind, auf einen Cirkel fallen, der
der Sonnenſcheibe entſpricht, wie es im dritten Experiment
bewieſen worden.
105.
Wenn es bewieſen waͤre, ließe ſich nichts dagegen
ſagen: denn es waͤre natuͤrlich, wenn die Theile, die
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/470>, abgerufen am 22.11.2024.
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