Jedoch, nach der Newtonischen Lehre, sollen ja die Farben im Lichte stecken, sie sollen daraus entwickelt werden. Schon der Titel des Werkes deutet auf diesen Zweck hin. Schon dort werden wir auf die Colours of Light hingewiesen, auf die Farben des Lichtes, wie sie denn auch die Newtonianer bis auf den heutigen Tag zu nennen pflegen. Kein Wunder also, daß dieser Satz auch hier also gestellt wird. Lasset uns jedoch untersuchen, wie der Verfasser dieses Fundament seiner chromatischen Lehre mit acht Experimenten zu beweisen denkt, indem er das dritte bis zum zehnten diesem End- zwecke widmet, welche wir nunmehr der Reihe nach durchgehen.
Dritter Versuch.
86.
Wir verfolgen des Verfassers Vortrag hier nicht von Wort zu Wort: denn es ist dieses der allgemein bekannte Versuch, da man durch eine kleine Oeffnung des Fensterladens das Sonnenbild in eine dunkle Kam- mer fallen läßt, solches durch ein horizontal gestelltes Prisma, dessen brechender Winkel nach unten gerichtet ist, auffängt; da denn das Bild an die entgegengesetzte
26 *
85.
Jedoch, nach der Newtoniſchen Lehre, ſollen ja die Farben im Lichte ſtecken, ſie ſollen daraus entwickelt werden. Schon der Titel des Werkes deutet auf dieſen Zweck hin. Schon dort werden wir auf die Colours of Light hingewieſen, auf die Farben des Lichtes, wie ſie denn auch die Newtonianer bis auf den heutigen Tag zu nennen pflegen. Kein Wunder alſo, daß dieſer Satz auch hier alſo geſtellt wird. Laſſet uns jedoch unterſuchen, wie der Verfaſſer dieſes Fundament ſeiner chromatiſchen Lehre mit acht Experimenten zu beweiſen denkt, indem er das dritte bis zum zehnten dieſem End- zwecke widmet, welche wir nunmehr der Reihe nach durchgehen.
Dritter Verſuch.
86.
Wir verfolgen des Verfaſſers Vortrag hier nicht von Wort zu Wort: denn es iſt dieſes der allgemein bekannte Verſuch, da man durch eine kleine Oeffnung des Fenſterladens das Sonnenbild in eine dunkle Kam- mer fallen laͤßt, ſolches durch ein horizontal geſtelltes Prisma, deſſen brechender Winkel nach unten gerichtet iſt, auffaͤngt; da denn das Bild an die entgegengeſetzte
26 *
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0457"n="403"/><divn="4"><head>85.</head><lb/><p>Jedoch, nach der Newtoniſchen Lehre, ſollen ja die<lb/>
Farben im Lichte ſtecken, ſie ſollen daraus entwickelt<lb/>
werden. Schon der Titel des Werkes deutet auf dieſen<lb/>
Zweck hin. Schon dort werden wir auf die <hirendition="#aq">Colours<lb/>
of Light</hi> hingewieſen, auf die Farben des Lichtes, wie<lb/>ſie denn auch die Newtonianer bis auf den heutigen<lb/>
Tag zu nennen pflegen. Kein Wunder alſo, daß dieſer<lb/>
Satz auch hier alſo geſtellt wird. Laſſet uns jedoch<lb/>
unterſuchen, wie der Verfaſſer dieſes Fundament ſeiner<lb/>
chromatiſchen Lehre mit acht Experimenten zu beweiſen<lb/>
denkt, indem er das dritte bis zum zehnten dieſem End-<lb/>
zwecke widmet, welche wir nunmehr der Reihe nach<lb/>
durchgehen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><hirendition="#g">Dritter Verſuch</hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="5"><head>86.</head><lb/><p>Wir verfolgen des Verfaſſers Vortrag hier nicht<lb/>
von Wort zu Wort: denn es iſt dieſes der allgemein<lb/>
bekannte Verſuch, da man durch eine kleine Oeffnung<lb/>
des Fenſterladens das Sonnenbild in eine dunkle Kam-<lb/>
mer fallen laͤßt, ſolches durch ein horizontal geſtelltes<lb/>
Prisma, deſſen brechender Winkel nach unten gerichtet<lb/>
iſt, auffaͤngt; da denn das Bild an die entgegengeſetzte<lb/><fwplace="bottom"type="sig">26 *</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[403/0457]
85.
Jedoch, nach der Newtoniſchen Lehre, ſollen ja die
Farben im Lichte ſtecken, ſie ſollen daraus entwickelt
werden. Schon der Titel des Werkes deutet auf dieſen
Zweck hin. Schon dort werden wir auf die Colours
of Light hingewieſen, auf die Farben des Lichtes, wie
ſie denn auch die Newtonianer bis auf den heutigen
Tag zu nennen pflegen. Kein Wunder alſo, daß dieſer
Satz auch hier alſo geſtellt wird. Laſſet uns jedoch
unterſuchen, wie der Verfaſſer dieſes Fundament ſeiner
chromatiſchen Lehre mit acht Experimenten zu beweiſen
denkt, indem er das dritte bis zum zehnten dieſem End-
zwecke widmet, welche wir nunmehr der Reihe nach
durchgehen.
Dritter Verſuch.
86.
Wir verfolgen des Verfaſſers Vortrag hier nicht
von Wort zu Wort: denn es iſt dieſes der allgemein
bekannte Verſuch, da man durch eine kleine Oeffnung
des Fenſterladens das Sonnenbild in eine dunkle Kam-
mer fallen laͤßt, ſolches durch ein horizontal geſtelltes
Prisma, deſſen brechender Winkel nach unten gerichtet
iſt, auffaͤngt; da denn das Bild an die entgegengeſetzte
26 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/457>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.