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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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keit; das Glas wird aber bis ins Unendliche ſich ver-
dunkeln, obwohl fuͤr unſre Augen nicht ſichtbar. Eine
ſolche Dunkelheit koͤnnen eben ſowohl die einzelnen
durchſichtigen Farben erreichen, ſo daß Schwarz da-
gegen nur wie ein ſchmutziger Fleck erſcheint.

17) Wenn wir ein ſolches durchſichtiges Product
der drey durchſichtigen Farben auf die Weiſe verduͤn-
nen und das Licht durchſcheinen ließen, ſo wird es
auch eine Art Grau geben, die aber ſehr verſchieden
von der Miſchung der drey undurchſichtigen Farben
ſeyn wuͤrde.

18) Die Helligkeit an einem klaren Himmel bey
Sonnenaufgang dicht um die Sonne herum, oder vor
der Sonne her kann ſo groß ſeyn, daß wir ſie kaum
ertragen koͤnnen. Wenn wir nun von dieſer dort vor-
kommenden farbloſen Klarheit, als einem Product von
den drey Farben auf dieſe ſchließen wollten, ſo wuͤr-
den dieſe ſo hell ſeyn muͤſſen, und ſo ſehr uͤber un-
ſere Kraͤfte weggeruͤckt, daß ſie fuͤr uns daſſelbe Ge-
heimniß blieben, wie die in der Dunkelheit verſunke-
nen.

19) Nun merken wir aber auch, daß die Hel-
ligkeit oder Dunkelheit nicht in den Vergleich oder
Verhaͤltniß zu den durchſichtigen Farben zu ſetzen ſey,
wie das Schwarz und Weiß zu den undurchſichtigen.
Sie iſt vielmehr eine Eigenſchaft und eins mit der
Klarheit und mit der Farbe. Man ſtelle ſich einen
reinen Rubin vor, ſo dick oder ſo duͤnn man will, ſo
iſt das Roth eins und daſſelbe, und iſt alſo nur ein
durchſichtiges Roth, welches hell oder dunkel wird, je

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/401>, abgerufen am 07.01.2025.