der Farbengebung brauchen will; so wird es in einem bessern Sinne als bisher geschehen können.
890.
Man würde nicht mit Unrecht ein Bild von mäch- tigem Effect, mit einem musikalischen Stücke aus dem Durton; ein Gemälde von sanftem Effect, mit einem Stücke aus dem Molton vergleichen; so wie man für die Modification dieser beyden Haupteffecte andre Ver- gleichungen finden könnte.
Falscher Ton.
891.
Was man bisher Ton nannte, war ein Schleyer von einer einzigen Farbe über das ganze Bild gezogen. Man nahm ihn gewöhnlich gelb, indem man aus In- stinct das Bild auf die mächtige Seite treiben wollte.
892.
Wenn man ein Gemälde durch ein gelbes Glas ansieht, so wird es uns in diesem Ton erscheinen. Es ist der Mühe werth, diesen Versuch zu machen und zu wiederholen, um genau kennen zu lernen, was bey ei- ner solchen Operation eigentlich vorgeht. Es ist eine Art Nachtbeleuchtung, eine Steigerung, aber zugleich Verdüsterung der Plusseite, und eine Beschmutzung der Minusseite.
der Farbengebung brauchen will; ſo wird es in einem beſſern Sinne als bisher geſchehen koͤnnen.
890.
Man wuͤrde nicht mit Unrecht ein Bild von maͤch- tigem Effect, mit einem muſikaliſchen Stuͤcke aus dem Durton; ein Gemaͤlde von ſanftem Effect, mit einem Stuͤcke aus dem Molton vergleichen; ſo wie man fuͤr die Modification dieſer beyden Haupteffecte andre Ver- gleichungen finden koͤnnte.
Falſcher Ton.
891.
Was man bisher Ton nannte, war ein Schleyer von einer einzigen Farbe uͤber das ganze Bild gezogen. Man nahm ihn gewoͤhnlich gelb, indem man aus In- ſtinct das Bild auf die maͤchtige Seite treiben wollte.
892.
Wenn man ein Gemaͤlde durch ein gelbes Glas anſieht, ſo wird es uns in dieſem Ton erſcheinen. Es iſt der Muͤhe werth, dieſen Verſuch zu machen und zu wiederholen, um genau kennen zu lernen, was bey ei- ner ſolchen Operation eigentlich vorgeht. Es iſt eine Art Nachtbeleuchtung, eine Steigerung, aber zugleich Verduͤſterung der Plusſeite, und eine Beſchmutzung der Minusſeite.
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der Farbengebung brauchen will; ſo wird es in einem
beſſern Sinne als bisher geſchehen koͤnnen.
890.
Man wuͤrde nicht mit Unrecht ein Bild von maͤch-
tigem Effect, mit einem muſikaliſchen Stuͤcke aus dem
Durton; ein Gemaͤlde von ſanftem Effect, mit einem
Stuͤcke aus dem Molton vergleichen; ſo wie man fuͤr
die Modification dieſer beyden Haupteffecte andre Ver-
gleichungen finden koͤnnte.
Falſcher Ton.
891.
Was man bisher Ton nannte, war ein Schleyer
von einer einzigen Farbe uͤber das ganze Bild gezogen.
Man nahm ihn gewoͤhnlich gelb, indem man aus In-
ſtinct das Bild auf die maͤchtige Seite treiben wollte.
892.
Wenn man ein Gemaͤlde durch ein gelbes Glas
anſieht, ſo wird es uns in dieſem Ton erſcheinen. Es
iſt der Muͤhe werth, dieſen Verſuch zu machen und zu
wiederholen, um genau kennen zu lernen, was bey ei-
ner ſolchen Operation eigentlich vorgeht. Es iſt eine
Art Nachtbeleuchtung, eine Steigerung, aber zugleich
Verduͤſterung der Plusſeite, und eine Beſchmutzung
der Minusſeite.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/382>, abgerufen am 04.12.2024.
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