ob es denn vortheilhaft sey? so manche, obgleich ver- wandte, Beschäftigungen und Bemühungen in Einer Person zu vereinigen; und ob es nicht bey der Be- schränktheit der menschlichen Natur gemäßer sey, z. B. den aufsuchenden und findenden von dem behandeln- den und anwendenden Manne zu unterscheiden. Haben sich doch die Himmelbeobachtenden und Sternaufsuchen- den Astronomen von den Bahnberechnenden, das Ganze umfassenden und näher bestimmenden, in der neuern Zeit, gewissermaßen getrennt. Die Geschichte der Farbenlehre wird uns zu diesen Betrachtungen öf- ter zurückführen.
Verhältniß zur Technik des Färbers.
730.
Sind wir bey unsern Arbeiten dem Mathematiker aus dem Wege gegangen; so haben wir dagegen ge- sucht, der Technik des Färbers zu begegnen. Und ob- gleich diejenige Abtheilung, welche die Farben in che- mischer Rücksicht abhandelt, nicht die vollständigste und umständlichste ist; so wird doch sowohl darin, als in dem, was wir Allgemeines von den Farben aus- gesprochen, der Färber weit mehr seine Rechnung fin- den, als bey der bisherigen Theorie, die ihn ohne allen Trost ließ.
ob es denn vortheilhaft ſey? ſo manche, obgleich ver- wandte, Beſchaͤftigungen und Bemuͤhungen in Einer Perſon zu vereinigen; und ob es nicht bey der Be- ſchraͤnktheit der menſchlichen Natur gemaͤßer ſey, z. B. den aufſuchenden und findenden von dem behandeln- den und anwendenden Manne zu unterſcheiden. Haben ſich doch die Himmelbeobachtenden und Sternaufſuchen- den Aſtronomen von den Bahnberechnenden, das Ganze umfaſſenden und naͤher beſtimmenden, in der neuern Zeit, gewiſſermaßen getrennt. Die Geſchichte der Farbenlehre wird uns zu dieſen Betrachtungen oͤf- ter zuruͤckfuͤhren.
Verhaͤltniß zur Technik des Faͤrbers.
730.
Sind wir bey unſern Arbeiten dem Mathematiker aus dem Wege gegangen; ſo haben wir dagegen ge- ſucht, der Technik des Faͤrbers zu begegnen. Und ob- gleich diejenige Abtheilung, welche die Farben in che- miſcher Ruͤckſicht abhandelt, nicht die vollſtaͤndigſte und umſtaͤndlichſte iſt; ſo wird doch ſowohl darin, als in dem, was wir Allgemeines von den Farben aus- geſprochen, der Faͤrber weit mehr ſeine Rechnung fin- den, als bey der bisherigen Theorie, die ihn ohne allen Troſt ließ.
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ob es denn vortheilhaft ſey? ſo manche, obgleich ver-
wandte, Beſchaͤftigungen und Bemuͤhungen in Einer
Perſon zu vereinigen; und ob es nicht bey der Be-
ſchraͤnktheit der menſchlichen Natur gemaͤßer ſey, z. B.
den aufſuchenden und findenden von dem behandeln-
den und anwendenden Manne zu unterſcheiden. Haben
ſich doch die Himmelbeobachtenden und Sternaufſuchen-
den Aſtronomen von den Bahnberechnenden, das
Ganze umfaſſenden und naͤher beſtimmenden, in der
neuern Zeit, gewiſſermaßen getrennt. Die Geſchichte
der Farbenlehre wird uns zu dieſen Betrachtungen oͤf-
ter zuruͤckfuͤhren.
Verhaͤltniß zur Technik des Faͤrbers.
730.
Sind wir bey unſern Arbeiten dem Mathematiker
aus dem Wege gegangen; ſo haben wir dagegen ge-
ſucht, der Technik des Faͤrbers zu begegnen. Und ob-
gleich diejenige Abtheilung, welche die Farben in che-
miſcher Ruͤckſicht abhandelt, nicht die vollſtaͤndigſte
und umſtaͤndlichſte iſt; ſo wird doch ſowohl darin,
als in dem, was wir Allgemeines von den Farben aus-
geſprochen, der Faͤrber weit mehr ſeine Rechnung fin-
den, als bey der bisherigen Theorie, die ihn ohne
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/326>, abgerufen am 23.11.2024.
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