Theile, dieses Ziel immer im Auge haben, und spä- ter, wo manches deutlicher wird auszusprechen seyn, auf diese Betrachtung zurückkehren.
Verhältniß zur Mathematik.
722.
Man kann von dem Physiker, welcher die Na- turlehre in ihrem ganzen Umfange behandeln will, ver- langen, daß er Mathematiker sey. In den mittleren Zeiten war die Mathematik das vorzüglichste unter den Organen, durch welche man sich der Geheimnisse der Natur zu bemächtigen hoffte; und noch ist in gewissen Theilen der Naturlehre die Meßkunst, wie billig, herrschend.
723.
Der Verfasser kann sich keiner Cultur von dieser Seite rühmen, und verweilt auch deshalb nur in den von der Meßkunst unabhängigen Regionen, die sich in der neuern Zeit weit und breit aufgethan haben.
724.
Wer bekennt nicht, daß die Mathematik, als eins der herrlichsten menschlichen Organe, der Physik von ei- ner Seite sehr vieles genutzt; daß sie aber durch falsche Anwendung ihrer Behandlungsweise dieser Wissenschaft
Theile, dieſes Ziel immer im Auge haben, und ſpaͤ- ter, wo manches deutlicher wird auszuſprechen ſeyn, auf dieſe Betrachtung zuruͤckkehren.
Verhaͤltniß zur Mathematik.
722.
Man kann von dem Phyſiker, welcher die Na- turlehre in ihrem ganzen Umfange behandeln will, ver- langen, daß er Mathematiker ſey. In den mittleren Zeiten war die Mathematik das vorzuͤglichſte unter den Organen, durch welche man ſich der Geheimniſſe der Natur zu bemaͤchtigen hoffte; und noch iſt in gewiſſen Theilen der Naturlehre die Meßkunſt, wie billig, herrſchend.
723.
Der Verfaſſer kann ſich keiner Cultur von dieſer Seite ruͤhmen, und verweilt auch deshalb nur in den von der Meßkunſt unabhaͤngigen Regionen, die ſich in der neuern Zeit weit und breit aufgethan haben.
724.
Wer bekennt nicht, daß die Mathematik, als eins der herrlichſten menſchlichen Organe, der Phyſik von ei- ner Seite ſehr vieles genutzt; daß ſie aber durch falſche Anwendung ihrer Behandlungsweiſe dieſer Wiſſenſchaft
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0323"n="269"/>
Theile, dieſes Ziel immer im Auge haben, und ſpaͤ-<lb/>
ter, wo manches deutlicher wird auszuſprechen ſeyn,<lb/>
auf dieſe Betrachtung zuruͤckkehren.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Verhaͤltniß zur Mathematik</hi>.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head>722.</head><lb/><p>Man kann von dem Phyſiker, welcher die Na-<lb/>
turlehre in ihrem ganzen Umfange behandeln will, ver-<lb/>
langen, daß er Mathematiker ſey. In den mittleren<lb/>
Zeiten war die Mathematik das vorzuͤglichſte unter den<lb/>
Organen, durch welche man ſich der Geheimniſſe der<lb/>
Natur zu bemaͤchtigen hoffte; und noch iſt in gewiſſen<lb/>
Theilen der Naturlehre die Meßkunſt, wie billig,<lb/>
herrſchend.</p></div><lb/><divn="4"><head>723.</head><lb/><p>Der Verfaſſer kann ſich keiner Cultur von dieſer<lb/>
Seite ruͤhmen, und verweilt auch deshalb nur in den<lb/>
von der Meßkunſt unabhaͤngigen Regionen, die ſich in<lb/>
der neuern Zeit weit und breit aufgethan haben.</p></div><lb/><divn="4"><head>724.</head><lb/><p>Wer bekennt nicht, daß die Mathematik, als eins<lb/>
der herrlichſten menſchlichen Organe, der Phyſik von ei-<lb/>
ner Seite ſehr vieles genutzt; daß ſie aber durch falſche<lb/>
Anwendung ihrer Behandlungsweiſe dieſer Wiſſenſchaft<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[269/0323]
Theile, dieſes Ziel immer im Auge haben, und ſpaͤ-
ter, wo manches deutlicher wird auszuſprechen ſeyn,
auf dieſe Betrachtung zuruͤckkehren.
Verhaͤltniß zur Mathematik.
722.
Man kann von dem Phyſiker, welcher die Na-
turlehre in ihrem ganzen Umfange behandeln will, ver-
langen, daß er Mathematiker ſey. In den mittleren
Zeiten war die Mathematik das vorzuͤglichſte unter den
Organen, durch welche man ſich der Geheimniſſe der
Natur zu bemaͤchtigen hoffte; und noch iſt in gewiſſen
Theilen der Naturlehre die Meßkunſt, wie billig,
herrſchend.
723.
Der Verfaſſer kann ſich keiner Cultur von dieſer
Seite ruͤhmen, und verweilt auch deshalb nur in den
von der Meßkunſt unabhaͤngigen Regionen, die ſich in
der neuern Zeit weit und breit aufgethan haben.
724.
Wer bekennt nicht, daß die Mathematik, als eins
der herrlichſten menſchlichen Organe, der Phyſik von ei-
ner Seite ſehr vieles genutzt; daß ſie aber durch falſche
Anwendung ihrer Behandlungsweiſe dieſer Wiſſenſchaft
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/323>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.