Die Mittheilung des Lichtes durch farbige Beleuch- tung zeigt dieselbige Differenz. Den Bononischen Phosphoren theilt sich das Licht mit durch blaue und violette Gläser, keinesweges aber durch gelbe und gelb- rothe; ja man will sogar bemerkt haben, daß die Phosphoren, welchen man durch violette und blaue Gläser den Glühschein mitgetheilt, wenn man solche nachher unter die gelben und gelbrothen Scheiben ge- bracht, früher verlöschen, als die, welche man im dunklen Zimmer ruhig liegen läßt.
679.
Man kann diese Versuche wie die vorhergehenden auch durch das prismatische Spectrum machen, und es zeigen sich immer dieselben Resultate.
680.
Von der Wirkung farbiger Beleuchtung auf Säu- rung und Entsäurung kann man sich folgendermaßen unterrichten. Man streiche feuchtes, ganz weißes Horn- silber auf einen Papierstreifen; man lege ihn ins Licht, daß er einigermaßen grau werde und schneide ihn als- denn in drey Stücke. Das eine lege man in ein Buch, als bleibendes Muster, das andre unter ein gelbrothes, das dritte unter ein blaurothes Glas. Dieses letzte Stück wird immer dunkelgrauer werden und eine Entsäurung anzeigen. Das unter dem gelb- rothen befindliche wird immer heller grau, tritt also dem ersten Zustand vollkommnerer Säurung wieder
678.
Die Mittheilung des Lichtes durch farbige Beleuch- tung zeigt dieſelbige Differenz. Den Bononiſchen Phosphoren theilt ſich das Licht mit durch blaue und violette Glaͤſer, keinesweges aber durch gelbe und gelb- rothe; ja man will ſogar bemerkt haben, daß die Phosphoren, welchen man durch violette und blaue Glaͤſer den Gluͤhſchein mitgetheilt, wenn man ſolche nachher unter die gelben und gelbrothen Scheiben ge- bracht, fruͤher verloͤſchen, als die, welche man im dunklen Zimmer ruhig liegen laͤßt.
679.
Man kann dieſe Verſuche wie die vorhergehenden auch durch das prismatiſche Spectrum machen, und es zeigen ſich immer dieſelben Reſultate.
680.
Von der Wirkung farbiger Beleuchtung auf Saͤu- rung und Entſaͤurung kann man ſich folgendermaßen unterrichten. Man ſtreiche feuchtes, ganz weißes Horn- ſilber auf einen Papierſtreifen; man lege ihn ins Licht, daß er einigermaßen grau werde und ſchneide ihn als- denn in drey Stuͤcke. Das eine lege man in ein Buch, als bleibendes Muſter, das andre unter ein gelbrothes, das dritte unter ein blaurothes Glas. Dieſes letzte Stuͤck wird immer dunkelgrauer werden und eine Entſaͤurung anzeigen. Das unter dem gelb- rothen befindliche wird immer heller grau, tritt alſo dem erſten Zuſtand vollkommnerer Saͤurung wieder
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678.
Die Mittheilung des Lichtes durch farbige Beleuch-
tung zeigt dieſelbige Differenz. Den Bononiſchen
Phosphoren theilt ſich das Licht mit durch blaue und
violette Glaͤſer, keinesweges aber durch gelbe und gelb-
rothe; ja man will ſogar bemerkt haben, daß die
Phosphoren, welchen man durch violette und blaue
Glaͤſer den Gluͤhſchein mitgetheilt, wenn man ſolche
nachher unter die gelben und gelbrothen Scheiben ge-
bracht, fruͤher verloͤſchen, als die, welche man im
dunklen Zimmer ruhig liegen laͤßt.
679.
Man kann dieſe Verſuche wie die vorhergehenden
auch durch das prismatiſche Spectrum machen, und
es zeigen ſich immer dieſelben Reſultate.
680.
Von der Wirkung farbiger Beleuchtung auf Saͤu-
rung und Entſaͤurung kann man ſich folgendermaßen
unterrichten. Man ſtreiche feuchtes, ganz weißes Horn-
ſilber auf einen Papierſtreifen; man lege ihn ins Licht,
daß er einigermaßen grau werde und ſchneide ihn als-
denn in drey Stuͤcke. Das eine lege man in ein
Buch, als bleibendes Muſter, das andre unter ein
gelbrothes, das dritte unter ein blaurothes Glas.
Dieſes letzte Stuͤck wird immer dunkelgrauer werden
und eine Entſaͤurung anzeigen. Das unter dem gelb-
rothen befindliche wird immer heller grau, tritt alſo
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/305>, abgerufen am 23.11.2024.
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