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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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betrachten. Wir aber können zu unsern Zwecken diese
Materie nur im Durchschnitt behandeln, und wollen
nur so viel bemerken, daß man vielleicht die metalli-
schen Farbenerscheinungen, wenigstens zum didaktischen
Behuf, einstweilen ordnen könne, wie sie durch Säu-
rung, Aufsäurung, Absäurung und Entsäurung entste-
hen, sich auf mannigfaltige Weise zeigen und ver-
schwinden.


XXXVIII.
Steigerung.

517.

Die Steigerung erscheint uns als eine in sich selbst
Drängung, Sättigung, Beschattung der Farben. So
haben wir schon oben bey farblosen Mitteln gesehen,
daß wir durch Vermehrung der Trübe einen leuchten-
den Gegenstand vom leisesten Gelb bis zum höchsten
Rubinroth steigern können. Umgekehrt steigert sich das
Blau in das schönste Violett, wenn wir eine erleuch-
tete Trübe vor der Finsterniß verdünnen und vermin-
dern (150. 151.)

518.

Ist die Farbe specificirt, so tritt ein Aehnliches
hervor. Man lasse nehmlich Stufengefäße aus weißem
Porcellan machen, und fülle das eine mit einer reinen

betrachten. Wir aber koͤnnen zu unſern Zwecken dieſe
Materie nur im Durchſchnitt behandeln, und wollen
nur ſo viel bemerken, daß man vielleicht die metalli-
ſchen Farbenerſcheinungen, wenigſtens zum didaktiſchen
Behuf, einſtweilen ordnen koͤnne, wie ſie durch Saͤu-
rung, Aufſaͤurung, Abſaͤurung und Entſaͤurung entſte-
hen, ſich auf mannigfaltige Weiſe zeigen und ver-
ſchwinden.


XXXVIII.
Steigerung.

517.

Die Steigerung erſcheint uns als eine in ſich ſelbſt
Draͤngung, Saͤttigung, Beſchattung der Farben. So
haben wir ſchon oben bey farbloſen Mitteln geſehen,
daß wir durch Vermehrung der Truͤbe einen leuchten-
den Gegenſtand vom leiſeſten Gelb bis zum hoͤchſten
Rubinroth ſteigern koͤnnen. Umgekehrt ſteigert ſich das
Blau in das ſchoͤnſte Violett, wenn wir eine erleuch-
tete Truͤbe vor der Finſterniß verduͤnnen und vermin-
dern (150. 151.)

518.

Iſt die Farbe ſpecificirt, ſo tritt ein Aehnliches
hervor. Man laſſe nehmlich Stufengefaͤße aus weißem
Porcellan machen, und fuͤlle das eine mit einer reinen

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[196/0250] betrachten. Wir aber koͤnnen zu unſern Zwecken dieſe Materie nur im Durchſchnitt behandeln, und wollen nur ſo viel bemerken, daß man vielleicht die metalli- ſchen Farbenerſcheinungen, wenigſtens zum didaktiſchen Behuf, einſtweilen ordnen koͤnne, wie ſie durch Saͤu- rung, Aufſaͤurung, Abſaͤurung und Entſaͤurung entſte- hen, ſich auf mannigfaltige Weiſe zeigen und ver- ſchwinden. XXXVIII. Steigerung. 517. Die Steigerung erſcheint uns als eine in ſich ſelbſt Draͤngung, Saͤttigung, Beſchattung der Farben. So haben wir ſchon oben bey farbloſen Mitteln geſehen, daß wir durch Vermehrung der Truͤbe einen leuchten- den Gegenſtand vom leiſeſten Gelb bis zum hoͤchſten Rubinroth ſteigern koͤnnen. Umgekehrt ſteigert ſich das Blau in das ſchoͤnſte Violett, wenn wir eine erleuch- tete Truͤbe vor der Finſterniß verduͤnnen und vermin- dern (150. 151.) 518. Iſt die Farbe ſpecificirt, ſo tritt ein Aehnliches hervor. Man laſſe nehmlich Stufengefaͤße aus weißem Porcellan machen, und fuͤlle das eine mit einer reinen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/250>, abgerufen am 22.12.2024.