Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

hierüber angestellt, und die Zweifel entweder bestärkt
oder beseitigt würden.

507.

Wie dem auch seyn mag, so ist die Receptivität
der Erden gegen schon vorhandne Farben sehr groß,
worunter sich die Alaunerde besonders auszeichnet.

508.

Wenn wir nun zu den Metallen übergehen, welche
sich im unorganischen Reiche beynahe privativ das
Recht farbig zu erscheinen zugeeignet haben, so finden
wir, daß sie sich in ihrem reinen, selbständigen,
regulinischen Zustande schon dadurch von den reinen
Erden unterscheiden, daß sie sich zu irgend einer Farbe
hinneigen.

509.

Wenn das Silber sich dem reinen Weißen am mei-
sten nähert, ja das reine Weiß, erhöht durch metalli-
schen Glanz, wirklich darstellt, so ziehen Stahl, Zinn,
Bley u. s. w. ins bleiche Blaugraue hinüber; dagegen
das Gold sich zum reinen Gelben erhöht, das Kupfer
zum Rothen hinanrückt, welches unter gewissen Um-
ständen sich fast bis zum Purpur steigert, durch Zink hin-
gegen wieder zur gelben Goldfarbe hinabgezogen wird.

510.

Zeigen Metalle nun im gediegenen Zustande solche
specifische Determinationen zu diesem oder jenem Far-
benausdruck, so werden sie durch die Wirkung der
Oxydation gewissermaßen in eine gemeinsame Lage ver-

I. 13

hieruͤber angeſtellt, und die Zweifel entweder beſtaͤrkt
oder beſeitigt wuͤrden.

507.

Wie dem auch ſeyn mag, ſo iſt die Receptivitaͤt
der Erden gegen ſchon vorhandne Farben ſehr groß,
worunter ſich die Alaunerde beſonders auszeichnet.

508.

Wenn wir nun zu den Metallen uͤbergehen, welche
ſich im unorganiſchen Reiche beynahe privativ das
Recht farbig zu erſcheinen zugeeignet haben, ſo finden
wir, daß ſie ſich in ihrem reinen, ſelbſtaͤndigen,
reguliniſchen Zuſtande ſchon dadurch von den reinen
Erden unterſcheiden, daß ſie ſich zu irgend einer Farbe
hinneigen.

509.

Wenn das Silber ſich dem reinen Weißen am mei-
ſten naͤhert, ja das reine Weiß, erhoͤht durch metalli-
ſchen Glanz, wirklich darſtellt, ſo ziehen Stahl, Zinn,
Bley u. ſ. w. ins bleiche Blaugraue hinuͤber; dagegen
das Gold ſich zum reinen Gelben erhoͤht, das Kupfer
zum Rothen hinanruͤckt, welches unter gewiſſen Um-
ſtaͤnden ſich faſt bis zum Purpur ſteigert, durch Zink hin-
gegen wieder zur gelben Goldfarbe hinabgezogen wird.

510.

Zeigen Metalle nun im gediegenen Zuſtande ſolche
ſpecifiſche Determinationen zu dieſem oder jenem Far-
benausdruck, ſo werden ſie durch die Wirkung der
Oxydation gewiſſermaßen in eine gemeinſame Lage ver-

I. 13
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0247" n="193"/>
hieru&#x0364;ber ange&#x017F;tellt, und die Zweifel entweder be&#x017F;ta&#x0364;rkt<lb/>
oder be&#x017F;eitigt wu&#x0364;rden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>507.</head><lb/>
              <p>Wie dem auch &#x017F;eyn mag, &#x017F;o i&#x017F;t die Receptivita&#x0364;t<lb/>
der Erden gegen &#x017F;chon vorhandne Farben &#x017F;ehr groß,<lb/>
worunter &#x017F;ich die Alaunerde be&#x017F;onders auszeichnet.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>508.</head><lb/>
              <p>Wenn wir nun zu den Metallen u&#x0364;bergehen, welche<lb/>
&#x017F;ich im unorgani&#x017F;chen Reiche beynahe privativ das<lb/>
Recht farbig zu er&#x017F;cheinen zugeeignet haben, &#x017F;o finden<lb/>
wir, daß &#x017F;ie &#x017F;ich in ihrem reinen, &#x017F;elb&#x017F;ta&#x0364;ndigen,<lb/>
regulini&#x017F;chen Zu&#x017F;tande &#x017F;chon dadurch von den reinen<lb/>
Erden unter&#x017F;cheiden, daß &#x017F;ie &#x017F;ich zu irgend einer Farbe<lb/>
hinneigen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>509.</head><lb/>
              <p>Wenn das Silber &#x017F;ich dem reinen Weißen am mei-<lb/>
&#x017F;ten na&#x0364;hert, ja das reine Weiß, erho&#x0364;ht durch metalli-<lb/>
&#x017F;chen Glanz, wirklich dar&#x017F;tellt, &#x017F;o ziehen Stahl, Zinn,<lb/>
Bley u. &#x017F;. w. ins bleiche Blaugraue hinu&#x0364;ber; dagegen<lb/>
das Gold &#x017F;ich zum reinen Gelben erho&#x0364;ht, das Kupfer<lb/>
zum Rothen hinanru&#x0364;ckt, welches unter gewi&#x017F;&#x017F;en Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden &#x017F;ich fa&#x017F;t bis zum Purpur &#x017F;teigert, durch Zink hin-<lb/>
gegen wieder zur gelben Goldfarbe hinabgezogen wird.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>510.</head><lb/>
              <p>Zeigen Metalle nun im gediegenen Zu&#x017F;tande &#x017F;olche<lb/>
&#x017F;pecifi&#x017F;che Determinationen zu die&#x017F;em oder jenem Far-<lb/>
benausdruck, &#x017F;o werden &#x017F;ie durch die Wirkung der<lb/>
Oxydation gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen in eine gemein&#x017F;ame Lage ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">I.</hi> 13</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0247] hieruͤber angeſtellt, und die Zweifel entweder beſtaͤrkt oder beſeitigt wuͤrden. 507. Wie dem auch ſeyn mag, ſo iſt die Receptivitaͤt der Erden gegen ſchon vorhandne Farben ſehr groß, worunter ſich die Alaunerde beſonders auszeichnet. 508. Wenn wir nun zu den Metallen uͤbergehen, welche ſich im unorganiſchen Reiche beynahe privativ das Recht farbig zu erſcheinen zugeeignet haben, ſo finden wir, daß ſie ſich in ihrem reinen, ſelbſtaͤndigen, reguliniſchen Zuſtande ſchon dadurch von den reinen Erden unterſcheiden, daß ſie ſich zu irgend einer Farbe hinneigen. 509. Wenn das Silber ſich dem reinen Weißen am mei- ſten naͤhert, ja das reine Weiß, erhoͤht durch metalli- ſchen Glanz, wirklich darſtellt, ſo ziehen Stahl, Zinn, Bley u. ſ. w. ins bleiche Blaugraue hinuͤber; dagegen das Gold ſich zum reinen Gelben erhoͤht, das Kupfer zum Rothen hinanruͤckt, welches unter gewiſſen Um- ſtaͤnden ſich faſt bis zum Purpur ſteigert, durch Zink hin- gegen wieder zur gelben Goldfarbe hinabgezogen wird. 510. Zeigen Metalle nun im gediegenen Zuſtande ſolche ſpecifiſche Determinationen zu dieſem oder jenem Far- benausdruck, ſo werden ſie durch die Wirkung der Oxydation gewiſſermaßen in eine gemeinſame Lage ver- I. 13

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/247
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/247>, abgerufen am 27.11.2024.