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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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Winkel nach dem Phänomen sieht, die Kreise sich nicht
allein erweitern; sondern aus der Mitte sich noch an-
dre Kreise entwickeln, von denen sich, wenn man per-
pendiculär auch durch das stärkste Vergrößerungsglas
darauf sah, keine Spur entdecken ließ.

443.

Wenn das Phänomen gleich in seiner größten
Schönheit erscheinen soll, so hat man sich der äußer-
sten Reinlichkeit zu befleißigen. Macht man den Ver-
such mit Spiegelglasplatten, so thut man wohl, lederne
Handschuh anzuziehen. Man kann bequem die innern
Flächen, welche sich auf das genaueste berühren müs-
sen, vor dem Versuche reinigen, und die äußern,
bey dem Versuche selbst, unter dem Drücken rein
erhalten.

444.

Man sieht aus obigem, daß eine genaue Berüh-
rung zweyer glatten Flächen nöthig ist. Geschliffene
Gläser thun den besten Dienst. Glasplatten zeigen die
schönsten Farben, wenn sie an einander festhängen; und
aus eben dieser Ursache soll das Phänomen an Schön-
heit wachsen, wenn sie unter die Luftpumpe gelegt
werden, und man die Luft auspumpt.

445.

Die Erscheinung der farbigen Ringe kann am
schönsten hervorgebracht werden, wenn man ein con-
vexes und concaves Glas, die nach einerley Kugel-
schnitt geschliffen sind, zusammenbringt. Ich habe die

Winkel nach dem Phaͤnomen ſieht, die Kreiſe ſich nicht
allein erweitern; ſondern aus der Mitte ſich noch an-
dre Kreiſe entwickeln, von denen ſich, wenn man per-
pendiculaͤr auch durch das ſtaͤrkſte Vergroͤßerungsglas
darauf ſah, keine Spur entdecken ließ.

443.

Wenn das Phaͤnomen gleich in ſeiner groͤßten
Schoͤnheit erſcheinen ſoll, ſo hat man ſich der aͤußer-
ſten Reinlichkeit zu befleißigen. Macht man den Ver-
ſuch mit Spiegelglasplatten, ſo thut man wohl, lederne
Handſchuh anzuziehen. Man kann bequem die innern
Flaͤchen, welche ſich auf das genaueſte beruͤhren muͤſ-
ſen, vor dem Verſuche reinigen, und die aͤußern,
bey dem Verſuche ſelbſt, unter dem Druͤcken rein
erhalten.

444.

Man ſieht aus obigem, daß eine genaue Beruͤh-
rung zweyer glatten Flaͤchen noͤthig iſt. Geſchliffene
Glaͤſer thun den beſten Dienſt. Glasplatten zeigen die
ſchoͤnſten Farben, wenn ſie an einander feſthaͤngen; und
aus eben dieſer Urſache ſoll das Phaͤnomen an Schoͤn-
heit wachſen, wenn ſie unter die Luftpumpe gelegt
werden, und man die Luft auspumpt.

445.

Die Erſcheinung der farbigen Ringe kann am
ſchoͤnſten hervorgebracht werden, wenn man ein con-
vexes und concaves Glas, die nach einerley Kugel-
ſchnitt geſchliffen ſind, zuſammenbringt. Ich habe die

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[170/0224] Winkel nach dem Phaͤnomen ſieht, die Kreiſe ſich nicht allein erweitern; ſondern aus der Mitte ſich noch an- dre Kreiſe entwickeln, von denen ſich, wenn man per- pendiculaͤr auch durch das ſtaͤrkſte Vergroͤßerungsglas darauf ſah, keine Spur entdecken ließ. 443. Wenn das Phaͤnomen gleich in ſeiner groͤßten Schoͤnheit erſcheinen ſoll, ſo hat man ſich der aͤußer- ſten Reinlichkeit zu befleißigen. Macht man den Ver- ſuch mit Spiegelglasplatten, ſo thut man wohl, lederne Handſchuh anzuziehen. Man kann bequem die innern Flaͤchen, welche ſich auf das genaueſte beruͤhren muͤſ- ſen, vor dem Verſuche reinigen, und die aͤußern, bey dem Verſuche ſelbſt, unter dem Druͤcken rein erhalten. 444. Man ſieht aus obigem, daß eine genaue Beruͤh- rung zweyer glatten Flaͤchen noͤthig iſt. Geſchliffene Glaͤſer thun den beſten Dienſt. Glasplatten zeigen die ſchoͤnſten Farben, wenn ſie an einander feſthaͤngen; und aus eben dieſer Urſache ſoll das Phaͤnomen an Schoͤn- heit wachſen, wenn ſie unter die Luftpumpe gelegt werden, und man die Luft auspumpt. 445. Die Erſcheinung der farbigen Ringe kann am ſchoͤnſten hervorgebracht werden, wenn man ein con- vexes und concaves Glas, die nach einerley Kugel- ſchnitt geſchliffen ſind, zuſammenbringt. Ich habe die

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/224>, abgerufen am 21.11.2024.