Haben wir bisher uns mit solchen Farben abge- geben, welche zwar sehr lebhaft erscheinen, aber auch, bey aufgehobener Bedingung, sogleich wieder ver- schwinden; so machen wir nun die Erfahrung von solchen, welche zwar auch als vorübergehend beobach- tet werden, aber unter gewissen Umständen sich der- gestalt fixiren, daß sie, auch nach aufgehobenen Be- dingungen, welche ihre Erscheinung hervorbrachten, bestehen bleiben, und also den Uebergang von den phy- sischen zu den chemischen Farben ausmachen.
430.
Sie entspringen durch verschiedene Veranlassun- gen auf der Oberfläche eines farblosen Körpers, ur- sprünglich, ohne Mittheilung, Färbe, Taufe (baphe); und wir werden sie nun, von ihrer leisesten Erschei- nung bis zu ihrer hartnäckigsten Dauer, durch die verschiedenen Bedingungen ihres Entstehens hindurch verfolgen, welche wir zu leichterer Uebersicht hier so- gleich summarisch anführen.
431.
Erste Bedingung. Berührung zweyer glatten Flä- chen harter durchsichtiger Körper.
XXXIII. Epoptiſche Farben.
429.
Haben wir bisher uns mit ſolchen Farben abge- geben, welche zwar ſehr lebhaft erſcheinen, aber auch, bey aufgehobener Bedingung, ſogleich wieder ver- ſchwinden; ſo machen wir nun die Erfahrung von ſolchen, welche zwar auch als voruͤbergehend beobach- tet werden, aber unter gewiſſen Umſtaͤnden ſich der- geſtalt fixiren, daß ſie, auch nach aufgehobenen Be- dingungen, welche ihre Erſcheinung hervorbrachten, beſtehen bleiben, und alſo den Uebergang von den phy- ſiſchen zu den chemiſchen Farben ausmachen.
430.
Sie entſpringen durch verſchiedene Veranlaſſun- gen auf der Oberflaͤche eines farbloſen Koͤrpers, ur- ſpruͤnglich, ohne Mittheilung, Faͤrbe, Taufe (βαφή); und wir werden ſie nun, von ihrer leiſeſten Erſchei- nung bis zu ihrer hartnaͤckigſten Dauer, durch die verſchiedenen Bedingungen ihres Entſtehens hindurch verfolgen, welche wir zu leichterer Ueberſicht hier ſo- gleich ſummariſch anfuͤhren.
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XXXIII.
Epoptiſche Farben.
429.
Haben wir bisher uns mit ſolchen Farben abge-
geben, welche zwar ſehr lebhaft erſcheinen, aber auch,
bey aufgehobener Bedingung, ſogleich wieder ver-
ſchwinden; ſo machen wir nun die Erfahrung von
ſolchen, welche zwar auch als voruͤbergehend beobach-
tet werden, aber unter gewiſſen Umſtaͤnden ſich der-
geſtalt fixiren, daß ſie, auch nach aufgehobenen Be-
dingungen, welche ihre Erſcheinung hervorbrachten,
beſtehen bleiben, und alſo den Uebergang von den phy-
ſiſchen zu den chemiſchen Farben ausmachen.
430.
Sie entſpringen durch verſchiedene Veranlaſſun-
gen auf der Oberflaͤche eines farbloſen Koͤrpers, ur-
ſpruͤnglich, ohne Mittheilung, Faͤrbe, Taufe (βαφή);
und wir werden ſie nun, von ihrer leiſeſten Erſchei-
nung bis zu ihrer hartnaͤckigſten Dauer, durch die
verſchiedenen Bedingungen ihres Entſtehens hindurch
verfolgen, welche wir zu leichterer Ueberſicht hier ſo-
gleich ſummariſch anfuͤhren.
431.
Erſte Bedingung. Beruͤhrung zweyer glatten Flaͤ-
chen harter durchſichtiger Koͤrper.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/218>, abgerufen am 22.12.2024.
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