Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
XXIX.
Verbindung objectiver und subjectiver Versuche.

350.

Wenn wir oben angezeigt haben, daß die objectiv
und subjectiv betrachtete Refraction im Gegensinne wir-
ken müsse (318); so wird daraus folgen, daß wenn
man die Versuche verbindet, entgegengesetzte und ein-
ander aufhebende Erscheinungen sich zeigen werden.

351.

Durch ein horizontal gestelltes Prisma werde das
Sonnenbild an eine Wand hinaufgeworfen. Ist das
Prisma lang genug, daß der Beobachter zugleich hin-
durch sehen kann; so wird er das durch die objective
Refraction hinaufgerückte Bild wieder heruntergerückt
und solches an der Stelle sehen, wo es ohne Refrac-
tion erschienen wäre.

352.

Hierbey zeigt sich ein bedeutendes, aber gleichfalls
aus der Natur der Sache herfließendes Phänomen.
Da nehmlich, wie schon so oft erinnert worden, das
objectiv an die Wand geworfene gefärbte Sonnenbild
keine fertige noch unveränderliche Erscheinung ist; so
wird bey obgedachter Operation das Bild nicht al-
lein für das Auge heruntergezogen, sondern auch sei-

XXIX.
Verbindung objectiver und ſubjectiver Verſuche.

350.

Wenn wir oben angezeigt haben, daß die objectiv
und ſubjectiv betrachtete Refraction im Gegenſinne wir-
ken muͤſſe (318); ſo wird daraus folgen, daß wenn
man die Verſuche verbindet, entgegengeſetzte und ein-
ander aufhebende Erſcheinungen ſich zeigen werden.

351.

Durch ein horizontal geſtelltes Prisma werde das
Sonnenbild an eine Wand hinaufgeworfen. Iſt das
Prisma lang genug, daß der Beobachter zugleich hin-
durch ſehen kann; ſo wird er das durch die objective
Refraction hinaufgeruͤckte Bild wieder heruntergeruͤckt
und ſolches an der Stelle ſehen, wo es ohne Refrac-
tion erſchienen waͤre.

352.

Hierbey zeigt ſich ein bedeutendes, aber gleichfalls
aus der Natur der Sache herfließendes Phaͤnomen.
Da nehmlich, wie ſchon ſo oft erinnert worden, das
objectiv an die Wand geworfene gefaͤrbte Sonnenbild
keine fertige noch unveraͤnderliche Erſcheinung iſt; ſo
wird bey obgedachter Operation das Bild nicht al-
lein fuͤr das Auge heruntergezogen, ſondern auch ſei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0190" n="136"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXIX.</hi><lb/>
Verbindung objectiver und &#x017F;ubjectiver Ver&#x017F;uche.</hi> </head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head>350.</head><lb/>
              <p>Wenn wir oben angezeigt haben, daß die objectiv<lb/>
und &#x017F;ubjectiv betrachtete Refraction im Gegen&#x017F;inne wir-<lb/>
ken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e (318); &#x017F;o wird daraus folgen, daß wenn<lb/>
man die Ver&#x017F;uche verbindet, entgegenge&#x017F;etzte und ein-<lb/>
ander aufhebende Er&#x017F;cheinungen &#x017F;ich zeigen werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>351.</head><lb/>
              <p>Durch ein horizontal ge&#x017F;telltes Prisma werde das<lb/>
Sonnenbild an eine Wand hinaufgeworfen. I&#x017F;t das<lb/>
Prisma lang genug, daß der Beobachter zugleich hin-<lb/>
durch &#x017F;ehen kann; &#x017F;o wird er das durch die objective<lb/>
Refraction hinaufgeru&#x0364;ckte Bild wieder heruntergeru&#x0364;ckt<lb/>
und &#x017F;olches an der Stelle &#x017F;ehen, wo es ohne Refrac-<lb/>
tion er&#x017F;chienen wa&#x0364;re.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>352.</head><lb/>
              <p>Hierbey zeigt &#x017F;ich ein bedeutendes, aber gleichfalls<lb/>
aus der Natur der Sache herfließendes Pha&#x0364;nomen.<lb/>
Da nehmlich, wie &#x017F;chon &#x017F;o oft erinnert worden, das<lb/>
objectiv an die Wand geworfene gefa&#x0364;rbte Sonnenbild<lb/>
keine fertige noch unvera&#x0364;nderliche Er&#x017F;cheinung i&#x017F;t; &#x017F;o<lb/>
wird bey obgedachter Operation das Bild nicht al-<lb/>
lein fu&#x0364;r das Auge heruntergezogen, &#x017F;ondern auch &#x017F;ei-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0190] XXIX. Verbindung objectiver und ſubjectiver Verſuche. 350. Wenn wir oben angezeigt haben, daß die objectiv und ſubjectiv betrachtete Refraction im Gegenſinne wir- ken muͤſſe (318); ſo wird daraus folgen, daß wenn man die Verſuche verbindet, entgegengeſetzte und ein- ander aufhebende Erſcheinungen ſich zeigen werden. 351. Durch ein horizontal geſtelltes Prisma werde das Sonnenbild an eine Wand hinaufgeworfen. Iſt das Prisma lang genug, daß der Beobachter zugleich hin- durch ſehen kann; ſo wird er das durch die objective Refraction hinaufgeruͤckte Bild wieder heruntergeruͤckt und ſolches an der Stelle ſehen, wo es ohne Refrac- tion erſchienen waͤre. 352. Hierbey zeigt ſich ein bedeutendes, aber gleichfalls aus der Natur der Sache herfließendes Phaͤnomen. Da nehmlich, wie ſchon ſo oft erinnert worden, das objectiv an die Wand geworfene gefaͤrbte Sonnenbild keine fertige noch unveraͤnderliche Erſcheinung iſt; ſo wird bey obgedachter Operation das Bild nicht al- lein fuͤr das Auge heruntergezogen, ſondern auch ſei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/190
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/190>, abgerufen am 22.12.2024.