glas, wieder auf seinen vorigen Fleck, wo man es nun sieht, gehoben worden.
296.
Hier hebt sich nun die Refraction zwar gegen ein- ander auf; allein da das Prisma h bey der Verrückung durch drey Casen um ein Drittel breitere Farbensäume, als dem Prisma g eigen sind, hervorbringt; so muß, bey aufgehobener Refraction, noch ein Ueberschuß von Farbensaum übrig bleiben, und zwar im Sinne der scheinbaren Bewegung, welche das Prisma h dem Bil- de ertheilt, und folglich umgekehrt, wie wir die Far- ben an den herabgerückten Nummern 2. und 3. erbli- cken. Dieses Ueberschießende der Farbe haben wir Hy- perchromasie genannt, woraus sich denn die Achromasie unmittelbar folgern läßt.
297.
Denn gesetzt es wäre das Viereck Nr. 5. von sei- nem ersten supponirten Platze, wie Nr. 2., durch ein Prisma von Crownglas g, um drey Casen herunter ge- rückt worden; so dürfte man nur den Winkel eines Prisma's von Flintglas h verkleinern, solches im um- gekehrten Sinne an das Prisma g anschließen, um das Viereck Nr. 5. zwey Casen scheinbar hinauf zu heben; wobey die Hyperchromasie des vorigen Falles wegfiele, das Bild nicht ganz an seine erste Stelle gelangte und doch schon farblos erschiene. Man sieht auch an den fortpunctirten Linien der zusammengesetzten Prismen un- ter Nr. 5. daß ein wirkliches Prisma übrig bleibt, und
glas, wieder auf ſeinen vorigen Fleck, wo man es nun ſieht, gehoben worden.
296.
Hier hebt ſich nun die Refraction zwar gegen ein- ander auf; allein da das Prisma h bey der Verruͤckung durch drey Caſen um ein Drittel breitere Farbenſaͤume, als dem Prisma g eigen ſind, hervorbringt; ſo muß, bey aufgehobener Refraction, noch ein Ueberſchuß von Farbenſaum uͤbrig bleiben, und zwar im Sinne der ſcheinbaren Bewegung, welche das Prisma h dem Bil- de ertheilt, und folglich umgekehrt, wie wir die Far- ben an den herabgeruͤckten Nummern 2. und 3. erbli- cken. Dieſes Ueberſchießende der Farbe haben wir Hy- perchromaſie genannt, woraus ſich denn die Achromaſie unmittelbar folgern laͤßt.
297.
Denn geſetzt es waͤre das Viereck Nr. 5. von ſei- nem erſten ſupponirten Platze, wie Nr. 2., durch ein Prisma von Crownglas g, um drey Caſen herunter ge- ruͤckt worden; ſo duͤrfte man nur den Winkel eines Prisma’s von Flintglas h verkleinern, ſolches im um- gekehrten Sinne an das Prisma g anſchließen, um das Viereck Nr. 5. zwey Caſen ſcheinbar hinauf zu heben; wobey die Hyperchromaſie des vorigen Falles wegfiele, das Bild nicht ganz an ſeine erſte Stelle gelangte und doch ſchon farblos erſchiene. Man ſieht auch an den fortpunctirten Linien der zuſammengeſetzten Prismen un- ter Nr. 5. daß ein wirkliches Prisma uͤbrig bleibt, und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0166"n="112"/>
glas, wieder auf ſeinen vorigen Fleck, wo man es nun<lb/>ſieht, gehoben worden.</p></div><lb/><divn="4"><head>296.</head><lb/><p>Hier hebt ſich nun die Refraction zwar gegen ein-<lb/>
ander auf; allein da das Prisma <hirendition="#aq">h</hi> bey der Verruͤckung<lb/>
durch drey Caſen um ein Drittel breitere Farbenſaͤume,<lb/>
als dem Prisma <hirendition="#aq">g</hi> eigen ſind, hervorbringt; ſo muß,<lb/>
bey aufgehobener Refraction, noch ein Ueberſchuß von<lb/>
Farbenſaum uͤbrig bleiben, und zwar im Sinne der<lb/>ſcheinbaren Bewegung, welche das Prisma <hirendition="#aq">h</hi> dem Bil-<lb/>
de ertheilt, und folglich umgekehrt, wie wir die Far-<lb/>
ben an den herabgeruͤckten Nummern 2. und 3. erbli-<lb/>
cken. Dieſes Ueberſchießende der Farbe haben wir Hy-<lb/>
perchromaſie genannt, woraus ſich denn die Achromaſie<lb/>
unmittelbar folgern laͤßt.</p></div><lb/><divn="4"><head>297.</head><lb/><p>Denn geſetzt es waͤre das Viereck Nr. 5. von ſei-<lb/>
nem erſten ſupponirten Platze, wie Nr. 2., durch ein<lb/>
Prisma von Crownglas <hirendition="#aq">g,</hi> um drey Caſen herunter ge-<lb/>
ruͤckt worden; ſo duͤrfte man nur den Winkel eines<lb/>
Prisma’s von Flintglas <hirendition="#aq">h</hi> verkleinern, ſolches im um-<lb/>
gekehrten Sinne an das Prisma <hirendition="#aq">g</hi> anſchließen, um das<lb/>
Viereck Nr. 5. zwey Caſen ſcheinbar hinauf zu heben;<lb/>
wobey die Hyperchromaſie des vorigen Falles wegfiele,<lb/>
das Bild nicht ganz an ſeine erſte Stelle gelangte und<lb/>
doch ſchon farblos erſchiene. Man ſieht auch an den<lb/>
fortpunctirten Linien der zuſammengeſetzten Prismen un-<lb/>
ter Nr. 5. daß ein wirkliches Prisma uͤbrig bleibt, und<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[112/0166]
glas, wieder auf ſeinen vorigen Fleck, wo man es nun
ſieht, gehoben worden.
296.
Hier hebt ſich nun die Refraction zwar gegen ein-
ander auf; allein da das Prisma h bey der Verruͤckung
durch drey Caſen um ein Drittel breitere Farbenſaͤume,
als dem Prisma g eigen ſind, hervorbringt; ſo muß,
bey aufgehobener Refraction, noch ein Ueberſchuß von
Farbenſaum uͤbrig bleiben, und zwar im Sinne der
ſcheinbaren Bewegung, welche das Prisma h dem Bil-
de ertheilt, und folglich umgekehrt, wie wir die Far-
ben an den herabgeruͤckten Nummern 2. und 3. erbli-
cken. Dieſes Ueberſchießende der Farbe haben wir Hy-
perchromaſie genannt, woraus ſich denn die Achromaſie
unmittelbar folgern laͤßt.
297.
Denn geſetzt es waͤre das Viereck Nr. 5. von ſei-
nem erſten ſupponirten Platze, wie Nr. 2., durch ein
Prisma von Crownglas g, um drey Caſen herunter ge-
ruͤckt worden; ſo duͤrfte man nur den Winkel eines
Prisma’s von Flintglas h verkleinern, ſolches im um-
gekehrten Sinne an das Prisma g anſchließen, um das
Viereck Nr. 5. zwey Caſen ſcheinbar hinauf zu heben;
wobey die Hyperchromaſie des vorigen Falles wegfiele,
das Bild nicht ganz an ſeine erſte Stelle gelangte und
doch ſchon farblos erſchiene. Man ſieht auch an den
fortpunctirten Linien der zuſammengeſetzten Prismen un-
ter Nr. 5. daß ein wirkliches Prisma uͤbrig bleibt, und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/166>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.