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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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217.

Bey allem diesem lassen wir niemals aus dem
Sinne, daß diese Erscheinung nie als eine fertige, voll-
endete, sondern immer als eine werdende, zunehmende,
und in manchem Sinn bestimmbare Erscheinung anzu-
sehen sey. Deßwegen sie auch bey Negation obiger
fünf Bedingungen (210.) wieder nach und nach ab-
nimmt, und zuletzt völlig verschwindet.


XV.
Ableitung der angezeigten Phänomene.

218.

Ehe wir nun weiter gehen, haben wir die erstge-
dachten ziemlich einfachen Phänomene aus dem Vorher-
gehenden abzuleiten, oder wenn man will, zu erklä-
ren, damit eine deutliche Einsicht in die folgenden mehr
zusammengesetzten Erscheinungen dem Liebhaber der
Natur werden könne.

219.

Vor allen Dingen erinnern wir uns, daß wir im
Reiche der Bilder wandeln. Beym Sehen überhaupt
ist das begränzt Gesehene immer das, worauf wir vor-
züglich merken; und in dem gegenwärtigen Falle, da
wir von Farbenerscheinung bey Gelegenheit der Refrac-

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217.

Bey allem dieſem laſſen wir niemals aus dem
Sinne, daß dieſe Erſcheinung nie als eine fertige, voll-
endete, ſondern immer als eine werdende, zunehmende,
und in manchem Sinn beſtimmbare Erſcheinung anzu-
ſehen ſey. Deßwegen ſie auch bey Negation obiger
fuͤnf Bedingungen (210.) wieder nach und nach ab-
nimmt, und zuletzt voͤllig verſchwindet.


XV.
Ableitung der angezeigten Phaͤnomene.

218.

Ehe wir nun weiter gehen, haben wir die erſtge-
dachten ziemlich einfachen Phaͤnomene aus dem Vorher-
gehenden abzuleiten, oder wenn man will, zu erklaͤ-
ren, damit eine deutliche Einſicht in die folgenden mehr
zuſammengeſetzten Erſcheinungen dem Liebhaber der
Natur werden koͤnne.

219.

Vor allen Dingen erinnern wir uns, daß wir im
Reiche der Bilder wandeln. Beym Sehen uͤberhaupt
iſt das begraͤnzt Geſehene immer das, worauf wir vor-
zuͤglich merken; und in dem gegenwaͤrtigen Falle, da
wir von Farbenerſcheinung bey Gelegenheit der Refrac-

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[83/0137] 217. Bey allem dieſem laſſen wir niemals aus dem Sinne, daß dieſe Erſcheinung nie als eine fertige, voll- endete, ſondern immer als eine werdende, zunehmende, und in manchem Sinn beſtimmbare Erſcheinung anzu- ſehen ſey. Deßwegen ſie auch bey Negation obiger fuͤnf Bedingungen (210.) wieder nach und nach ab- nimmt, und zuletzt voͤllig verſchwindet. XV. Ableitung der angezeigten Phaͤnomene. 218. Ehe wir nun weiter gehen, haben wir die erſtge- dachten ziemlich einfachen Phaͤnomene aus dem Vorher- gehenden abzuleiten, oder wenn man will, zu erklaͤ- ren, damit eine deutliche Einſicht in die folgenden mehr zuſammengeſetzten Erſcheinungen dem Liebhaber der Natur werden koͤnne. 219. Vor allen Dingen erinnern wir uns, daß wir im Reiche der Bilder wandeln. Beym Sehen uͤberhaupt iſt das begraͤnzt Geſehene immer das, worauf wir vor- zuͤglich merken; und in dem gegenwaͤrtigen Falle, da wir von Farbenerſcheinung bey Gelegenheit der Refrac- 6 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/137>, abgerufen am 04.12.2024.