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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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gen gehoben, aber es zeigt sich keine Farbe. Wenn
man durchs Prisma einen rein grauen oder blauen Him-
mel, eine rein weiße oder farbige Wand betrachtet; so
wird der Theil der Fläche, den wir eben ins Auge ge-
faßt haben, völlig von seiner Stelle gerückt seyn, ohne
daß wir deßhalb die mindeste Farbenerscheinung darauf
bemerken.


XIII.
Bedingungen der Farbenerscheinung.

197.

Haben wir bey den vorigen Versuchen und Beob-
achtungen alle reinen Flächen, groß oder klein, farb-
los gefunden; so bemerken wir an den Rändern, da
wo sich eine solche Fläche gegen einen hellern oder dunk-
lern Gegenstand abschneidet, eine farbige Erscheinung.

198.

Durch Verbindung von Rand und Fläche entstehen
Bilder. Wir sprechen daher die Haupterfahrung derge-
stalt aus: es müssen Bilder verrückt werden, wenn
eine Farbenerscheinung sich zeigen soll.

199.

Wir nehmen das einfachste Bild vor uns, ein
helles Rund auf dunklem Grunde A. An diesem fin-
det eine Verrückung statt, wenn wir seine Ränder von

gen gehoben, aber es zeigt ſich keine Farbe. Wenn
man durchs Prisma einen rein grauen oder blauen Him-
mel, eine rein weiße oder farbige Wand betrachtet; ſo
wird der Theil der Flaͤche, den wir eben ins Auge ge-
faßt haben, voͤllig von ſeiner Stelle geruͤckt ſeyn, ohne
daß wir deßhalb die mindeſte Farbenerſcheinung darauf
bemerken.


XIII.
Bedingungen der Farbenerſcheinung.

197.

Haben wir bey den vorigen Verſuchen und Beob-
achtungen alle reinen Flaͤchen, groß oder klein, farb-
los gefunden; ſo bemerken wir an den Raͤndern, da
wo ſich eine ſolche Flaͤche gegen einen hellern oder dunk-
lern Gegenſtand abſchneidet, eine farbige Erſcheinung.

198.

Durch Verbindung von Rand und Flaͤche entſtehen
Bilder. Wir ſprechen daher die Haupterfahrung derge-
ſtalt aus: es muͤſſen Bilder verruͤckt werden, wenn
eine Farbenerſcheinung ſich zeigen ſoll.

199.

Wir nehmen das einfachſte Bild vor uns, ein
helles Rund auf dunklem Grunde A. An dieſem fin-
det eine Verruͤckung ſtatt, wenn wir ſeine Raͤnder von

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[75/0129] gen gehoben, aber es zeigt ſich keine Farbe. Wenn man durchs Prisma einen rein grauen oder blauen Him- mel, eine rein weiße oder farbige Wand betrachtet; ſo wird der Theil der Flaͤche, den wir eben ins Auge ge- faßt haben, voͤllig von ſeiner Stelle geruͤckt ſeyn, ohne daß wir deßhalb die mindeſte Farbenerſcheinung darauf bemerken. XIII. Bedingungen der Farbenerſcheinung. 197. Haben wir bey den vorigen Verſuchen und Beob- achtungen alle reinen Flaͤchen, groß oder klein, farb- los gefunden; ſo bemerken wir an den Raͤndern, da wo ſich eine ſolche Flaͤche gegen einen hellern oder dunk- lern Gegenſtand abſchneidet, eine farbige Erſcheinung. 198. Durch Verbindung von Rand und Flaͤche entſtehen Bilder. Wir ſprechen daher die Haupterfahrung derge- ſtalt aus: es muͤſſen Bilder verruͤckt werden, wenn eine Farbenerſcheinung ſich zeigen ſoll. 199. Wir nehmen das einfachſte Bild vor uns, ein helles Rund auf dunklem Grunde A. An dieſem fin- det eine Verruͤckung ſtatt, wenn wir ſeine Raͤnder von

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/129>, abgerufen am 23.11.2024.