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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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nigermaßen beywohnenden Trübe, und richten unsre
ganze Aufmerksamkeit auf das hier eintretende Phäno-
men, das unter dem Kunstnamen der Refraction be-
kannt ist.

180.

Wir haben schon bey Gelegenheit der physiologi-
schen Farben dasjenige, was man sonst Augentäuschun-
gen zu nennen pflegte, als Thätigkeiten des gesunden
und richtig wirkenden Auges gerettet (2.) und wir
kommen hier abermals in den Fall, zu Ehren unserer
Sinne und zu Bestätigung ihrer Zuverlässigkeit einiges
auszuführen.

181.

In der ganzen sinnlichen Welt kommt alles über-
haupt auf das Verhältniß der Gegenstände untereinan-
der an, vorzüglich aber auf das Verhältniß des be-
deutendsten irdischen Gegenstandes, des Menschen, zu
den übrigen. Hierdurch trennt sich die Welt in zwey
Theile, und der Mensch stellt sich als ein Subject dem
Object entgegen. Hier ist es, wo sich der Praktiker in
der Erfahrung, der Denker in der Speculation abmü-
det und einen Kampf zu bestehen aufgefordert ist, der
durch keinen Frieden und durch keine Entscheidung ge-
schlossen werden kann.

182.

Immer bleibt es aber auch hier die Hauptsache,
daß die Beziehungen wahrhaft eingesehen werden. Da
nun unsre Sinne, in so fern sie gesund sind, die äu-

nigermaßen beywohnenden Truͤbe, und richten unſre
ganze Aufmerkſamkeit auf das hier eintretende Phaͤno-
men, das unter dem Kunſtnamen der Refraction be-
kannt iſt.

180.

Wir haben ſchon bey Gelegenheit der phyſiologi-
ſchen Farben dasjenige, was man ſonſt Augentaͤuſchun-
gen zu nennen pflegte, als Thaͤtigkeiten des geſunden
und richtig wirkenden Auges gerettet (2.) und wir
kommen hier abermals in den Fall, zu Ehren unſerer
Sinne und zu Beſtaͤtigung ihrer Zuverlaͤſſigkeit einiges
auszufuͤhren.

181.

In der ganzen ſinnlichen Welt kommt alles uͤber-
haupt auf das Verhaͤltniß der Gegenſtaͤnde untereinan-
der an, vorzuͤglich aber auf das Verhaͤltniß des be-
deutendſten irdiſchen Gegenſtandes, des Menſchen, zu
den uͤbrigen. Hierdurch trennt ſich die Welt in zwey
Theile, und der Menſch ſtellt ſich als ein Subject dem
Object entgegen. Hier iſt es, wo ſich der Praktiker in
der Erfahrung, der Denker in der Speculation abmuͤ-
det und einen Kampf zu beſtehen aufgefordert iſt, der
durch keinen Frieden und durch keine Entſcheidung ge-
ſchloſſen werden kann.

182.

Immer bleibt es aber auch hier die Hauptſache,
daß die Beziehungen wahrhaft eingeſehen werden. Da
nun unſre Sinne, in ſo fern ſie geſund ſind, die aͤu-

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[69/0123] nigermaßen beywohnenden Truͤbe, und richten unſre ganze Aufmerkſamkeit auf das hier eintretende Phaͤno- men, das unter dem Kunſtnamen der Refraction be- kannt iſt. 180. Wir haben ſchon bey Gelegenheit der phyſiologi- ſchen Farben dasjenige, was man ſonſt Augentaͤuſchun- gen zu nennen pflegte, als Thaͤtigkeiten des geſunden und richtig wirkenden Auges gerettet (2.) und wir kommen hier abermals in den Fall, zu Ehren unſerer Sinne und zu Beſtaͤtigung ihrer Zuverlaͤſſigkeit einiges auszufuͤhren. 181. In der ganzen ſinnlichen Welt kommt alles uͤber- haupt auf das Verhaͤltniß der Gegenſtaͤnde untereinan- der an, vorzuͤglich aber auf das Verhaͤltniß des be- deutendſten irdiſchen Gegenſtandes, des Menſchen, zu den uͤbrigen. Hierdurch trennt ſich die Welt in zwey Theile, und der Menſch ſtellt ſich als ein Subject dem Object entgegen. Hier iſt es, wo ſich der Praktiker in der Erfahrung, der Denker in der Speculation abmuͤ- det und einen Kampf zu beſtehen aufgefordert iſt, der durch keinen Frieden und durch keine Entſcheidung ge- ſchloſſen werden kann. 182. Immer bleibt es aber auch hier die Hauptſache, daß die Beziehungen wahrhaft eingeſehen werden. Da nun unſre Sinne, in ſo fern ſie geſund ſind, die aͤu-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/123>, abgerufen am 22.12.2024.