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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

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ist noch aus anderen Stellen deutlich, dass
die beyden öfters genannten Wüsten an
einander stossen, Zin nördlicher, Paran
südlicher lag, und Kades in einer Oase als
Rastplatz zwischen beyden Wüsten gelegen
war.

Niemals wäre man auch auf den Ge-
danken gekommen sich zwey Kades einzu-
bilden, wenn man nicht in der Verlegen-
heit gewesen wäre, die Kinder Israel lange
genug in der Wüste herumzuführen. Die-
jenigen jedoch, welche nur Ein Kades an-
nehmen und dabey von dem vierzigjährigen
Zug und den eingeschalteten Stationen Re-
chenschaft geben wollen, sind noch übler
dran, besonders wissen sie, wenn sie den
Zug auf der Charte darstellen wollen, sich
nicht wunderlich genug zu gebährden, um
das Unmögliche anschaulich zu machen.
Denn freylich ist das Auge ein besserer
Richter des Unschicklichen, als der innere
Sinn. Sanson schiebt die vierzehn un-
ächten Stationen zwischen den Sinai und
Kades. Hier kann er nicht genug Zick-
zacks auf seine Charte zeichnen, und doch
beträgt jede Station nur zwey Meilen, eine

ist noch aus anderen Stellen deutlich, daſs
die beyden öfters genannten Wüsten an
einander stoſsen, Zin nördlicher, Paran
südlicher lag, und Kades in einer Oase als
Rastplatz zwischen beyden Wüsten gelegen
war.

Niemals wäre man auch auf den Ge-
danken gekommen sich zwey Kades einzu-
bilden, wenn man nicht in der Verlegen-
heit gewesen wäre, die Kinder Israel lange
genug in der Wüste herumzuführen. Die-
jenigen jedoch, welche nur Ein Kades an-
nehmen und dabey von dem vierzigjährigen
Zug und den eingeschalteten Stationen Re-
chenschaft geben wollen, sind noch übler
dran, besonders wissen sie, wenn sie den
Zug auf der Charte darstellen wollen, sich
nicht wunderlich genug zu gebährden, um
das Unmögliche anschaulich zu machen.
Denn freylich ist das Auge ein besserer
Richter des Unschicklichen, als der innere
Sinn. Sanson schiebt die vierzehn un-
ächten Stationen zwischen den Sinai und
Kades. Hier kann er nicht genug Zick-
zacks auf seine Charte zeichnen, und doch
beträgt jede Station nur zwey Meilen, eine

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[451[453]/0463] ist noch aus anderen Stellen deutlich, daſs die beyden öfters genannten Wüsten an einander stoſsen, Zin nördlicher, Paran südlicher lag, und Kades in einer Oase als Rastplatz zwischen beyden Wüsten gelegen war. Niemals wäre man auch auf den Ge- danken gekommen sich zwey Kades einzu- bilden, wenn man nicht in der Verlegen- heit gewesen wäre, die Kinder Israel lange genug in der Wüste herumzuführen. Die- jenigen jedoch, welche nur Ein Kades an- nehmen und dabey von dem vierzigjährigen Zug und den eingeschalteten Stationen Re- chenschaft geben wollen, sind noch übler dran, besonders wissen sie, wenn sie den Zug auf der Charte darstellen wollen, sich nicht wunderlich genug zu gebährden, um das Unmögliche anschaulich zu machen. Denn freylich ist das Auge ein besserer Richter des Unschicklichen, als der innere Sinn. Sanson schiebt die vierzehn un- ächten Stationen zwischen den Sinai und Kades. Hier kann er nicht genug Zick- zacks auf seine Charte zeichnen, und doch beträgt jede Station nur zwey Meilen, eine

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 451[453]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/463>, abgerufen am 25.11.2024.