vom Fusse des Sinai aufgebrochen. Von da bis zur Wüste Paran hatten sie keine vierzig Meilen, die eine beladene Caravane in fünf Tagen bequem zurücklegt. Man gebe der ganzen Colonne Zeit um jedes- mal heranzukommen, genugsame Rasttage, man setze anderen Aufenthalt, genug sie konnten auf alle Fälle in der Gegend ihrer Bestimmung in zwölf Tagen ankommen, welches denn auch mit der Bibel und der gewöhnlichen Meynung übereintrifft. Hier werden die Botschafter ausgeschickt, die ganze Volksmasse rückt nur um weniges weiter vor bis Kades, wohin die Abgesen- deten nach vierzig Tagen zurückkehren, worauf denn sogleich, nach schlecht aus- gefallenem Kriegsversuch, die Unterhand- lung mit den Edomitern unternommen wird. Man gebe dieser Negotiation so viel Zeit als man will, so wird man sie nicht wohl über dreissig Tage ausdehnen dürfen. Die Edomiter schlagen den Durchzug rein ab, und für Israel war es keineswegs räth- lich in einer so sehr gefährlichen Lage lange zu verweilen: denn wenn die Cana- niter mit den Edomitern einverstanden, jene
vom Fuſse des Sinai aufgebrochen. Von da bis zur Wüste Paran hatten sie keine vierzig Meilen, die eine beladene Caravane in fünf Tagen bequem zurücklegt. Man gebe der ganzen Colonne Zeit um jedes- mal heranzukommen, genugsame Rasttage, man setze anderen Aufenthalt, genug sie konnten auf alle Fälle in der Gegend ihrer Bestimmung in zwölf Tagen ankommen, welches denn auch mit der Bibel und der gewöhnlichen Meynung übereintrifft. Hier werden die Botschafter ausgeschickt, die ganze Volksmasse rückt nur um weniges weiter vor bis Kades, wohin die Abgesen- deten nach vierzig Tagen zurückkehren, worauf denn sogleich, nach schlecht aus- gefallenem Kriegsversuch, die Unterhand- lung mit den Edomitern unternommen wird. Man gebe dieser Negotiation so viel Zeit als man will, so wird man sie nicht wohl über dreiſsig Tage ausdehnen dürfen. Die Edomiter schlagen den Durchzug rein ab, und für Israel war es keineswegs räth- lich in einer so sehr gefährlichen Lage lange zu verweilen: denn wenn die Cana- niter mit den Edomitern einverstanden, jene
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[445[447]/0457]
vom Fuſse des Sinai aufgebrochen. Von
da bis zur Wüste Paran hatten sie keine
vierzig Meilen, die eine beladene Caravane
in fünf Tagen bequem zurücklegt. Man
gebe der ganzen Colonne Zeit um jedes-
mal heranzukommen, genugsame Rasttage,
man setze anderen Aufenthalt, genug sie
konnten auf alle Fälle in der Gegend ihrer
Bestimmung in zwölf Tagen ankommen,
welches denn auch mit der Bibel und der
gewöhnlichen Meynung übereintrifft. Hier
werden die Botschafter ausgeschickt, die
ganze Volksmasse rückt nur um weniges
weiter vor bis Kades, wohin die Abgesen-
deten nach vierzig Tagen zurückkehren,
worauf denn sogleich, nach schlecht aus-
gefallenem Kriegsversuch, die Unterhand-
lung mit den Edomitern unternommen wird.
Man gebe dieser Negotiation so viel Zeit
als man will, so wird man sie nicht wohl
über dreiſsig Tage ausdehnen dürfen.
Die Edomiter schlagen den Durchzug rein
ab, und für Israel war es keineswegs räth-
lich in einer so sehr gefährlichen Lage
lange zu verweilen: denn wenn die Cana-
niter mit den Edomitern einverstanden, jene
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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 445[447]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/457>, abgerufen am 25.11.2024.
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