wie wir umständlich nachgewiesen, in einer solchen Dicht- und Schreibart das Schick- liche vom Unschicklichen abzusondern un- möglich ist; so kommt hier alles auf das Individuum an, das ein solches Wagstück unternimmt. Ist es ein Mann, wie Jean Paul, als Talent von Werth, als Mensch von Würde, so befreundet sich der angezogene Leser sogleich; alles ist erlaubt und will- kommen. Man fühlt sich in der Nähe des wohldenkenden Mannes behaglich, sein Ge- fühl theilt sich uns mit. Unsere Einbil- dungskraft erregt er, schmeichelt unseren Schwächen und festiget unsere Stärken.
Man übt seinen eigenen Witz, indem man die wunderlich aufgegebenen Räthsel zu lösen sucht und freut sich in und hin- ter einer buntverschränkten Welt, wie hin- ter einer andern Charade, Unterhaltung, Erregung, Rührung, ja Erbauung zu finden.
Diess ist ohngefähr was wir vorzubrin- gen wussten, um jene Vergleichung zu rech- fertigen; Uebereinstimmung und Differenz trachteten wir so kurz als möglich auszu- drücken; ein solcher Text könnte zu einer gränzenlosen Auslegung verführen.
wie wir umständlich nachgewiesen, in einer solchen Dicht- und Schreibart das Schick- liche vom Unschicklichen abzusondern un- möglich ist; so kommt hier alles auf das Individuum an, das ein solches Wagstück unternimmt. Ist es ein Mann, wie Jean Paul, als Talent von Werth, als Mensch von Würde, so befreundet sich der angezogene Leser sogleich; alles ist erlaubt und will- kommen. Man fühlt sich in der Nähe des wohldenkenden Mannes behaglich, sein Ge- fühl theilt sich uns mit. Unsere Einbil- dungskraft erregt er, schmeichelt unseren Schwächen und festiget unsere Stärken.
Man übt seinen eigenen Witz, indem man die wunderlich aufgegebenen Räthsel zu lösen sucht und freut sich in und hin- ter einer buntverschränkten Welt, wie hin- ter einer andern Charade, Unterhaltung, Erregung, Rührung, ja Erbauung zu finden.
Dieſs ist ohngefähr was wir vorzubrin- gen wuſsten, um jene Vergleichung zu rech- fertigen; Uebereinstimmung und Differenz trachteten wir so kurz als möglich auszu- drücken; ein solcher Text könnte zu einer gränzenlosen Auslegung verführen.
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wie wir umständlich nachgewiesen, in einer
solchen Dicht- und Schreibart das Schick-
liche vom Unschicklichen abzusondern un-
möglich ist; so kommt hier alles auf das
Individuum an, das ein solches Wagstück
unternimmt. Ist es ein Mann, wie Jean Paul,
als Talent von Werth, als Mensch von
Würde, so befreundet sich der angezogene
Leser sogleich; alles ist erlaubt und will-
kommen. Man fühlt sich in der Nähe des
wohldenkenden Mannes behaglich, sein Ge-
fühl theilt sich uns mit. Unsere Einbil-
dungskraft erregt er, schmeichelt unseren
Schwächen und festiget unsere Stärken.
Man übt seinen eigenen Witz, indem
man die wunderlich aufgegebenen Räthsel
zu lösen sucht und freut sich in und hin-
ter einer buntverschränkten Welt, wie hin-
ter einer andern Charade, Unterhaltung,
Erregung, Rührung, ja Erbauung zu finden.
Dieſs ist ohngefähr was wir vorzubrin-
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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/386>, abgerufen am 23.12.2024.
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