Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Derb und Tüchtig. Dichten ist ein Uebermuth, Niemand schelte mich! Habt getrost ein warmes Blut Froh und frey wie ich. Sollte jeder Stunde Pein Bitter schmecken mir; Würd' ich auch bescheiden seyn Und noch mehr als ihr. Denn Bescheidenheit ist fein Wenn das Mädchen blüht, Sie will zart geworben seyn Die den Rohen flieht. Auch ist gut Bescheidenheit Spricht ein weiser Mann, Der von Zeit und Ewigkeit Mich belehren kann! Derb und Tüchtig. Dichten ist ein Uebermuth, Niemand schelte mich! Habt getrost ein warmes Blut Froh und frey wie ich. Sollte jeder Stunde Pein Bitter schmecken mir; Würd’ ich auch bescheiden seyn Und noch mehr als ihr. Denn Bescheidenheit ist fein Wenn das Mädchen blüht, Sie will zart geworben seyn Die den Rohen flieht. Auch ist gut Bescheidenheit Spricht ein weiser Mann, Der von Zeit und Ewigkeit Mich belehren kann! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0036" n="26"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#i">Derb und Tüchtig.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Dichten ist ein Uebermuth,</l><lb/> <l>Niemand schelte mich!</l><lb/> <l>Habt getrost ein warmes Blut</l><lb/> <l>Froh und frey wie ich.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sollte jeder Stunde Pein</l><lb/> <l>Bitter schmecken mir;</l><lb/> <l>Würd’ ich auch bescheiden seyn</l><lb/> <l>Und noch mehr als ihr.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Denn Bescheidenheit ist fein</l><lb/> <l>Wenn das Mädchen blüht,</l><lb/> <l>Sie will zart geworben seyn</l><lb/> <l>Die den Rohen flieht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Auch ist gut Bescheidenheit</l><lb/> <l>Spricht ein weiser Mann,</l><lb/> <l>Der von Zeit und Ewigkeit</l><lb/> <l>Mich belehren kann!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0036]
Derb und Tüchtig.
Dichten ist ein Uebermuth,
Niemand schelte mich!
Habt getrost ein warmes Blut
Froh und frey wie ich.
Sollte jeder Stunde Pein
Bitter schmecken mir;
Würd’ ich auch bescheiden seyn
Und noch mehr als ihr.
Denn Bescheidenheit ist fein
Wenn das Mädchen blüht,
Sie will zart geworben seyn
Die den Rohen flieht.
Auch ist gut Bescheidenheit
Spricht ein weiser Mann,
Der von Zeit und Ewigkeit
Mich belehren kann!
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/36>, abgerufen am 19.07.2024. |