Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.genommen werden, wenn wir uns hierüber Welcher Westländer kann erträglich Das Maillespiel zu Pferde, wo Ballen Wie lang' wirst ohne Hand und Fuss Du noch des Schicksals Ballen seyn! Und überspringst Du hundert Bahnen, Dem Schlägel kannst Du nicht entfliehn. Leg' auf des Schahes Bahn den Kopf, Vielleicht dass er dich doch erblickt. genommen werden, wenn wir uns hierüber Welcher Westländer kann erträglich Das Maillespiel zu Pferde, wo Ballen Wie lang’ wirst ohne Hand und Fuſs Du noch des Schicksals Ballen seyn! Und überspringst Du hundert Bahnen, Dem Schlägel kannst Du nicht entfliehn. Leg’ auf des Schahes Bahn den Kopf, Vielleicht daſs er dich doch erblickt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0352" n="342"/> genommen werden, wenn wir uns hierüber<lb/> nicht vollkommen deutlich machen.</p><lb/> <p>Welcher Westländer kann erträglich<lb/> finden daſs der Orientale nicht allein sei-<lb/> nen Kopf neunmal auf die Erde stöſst, son-<lb/> dern denselben sogar wegwirft irgend wo-<lb/> hin zu Ziel und Zweck.</p><lb/> <p>Das Maillespiel zu Pferde, wo Ballen<lb/> und Schlägel die groſse Rolle zugetheilt ist,<lb/> erneuert sich oft vor dem Auge des Herr-<lb/> schers und des Volkes, ja mit beyderseitiger<lb/> persönlicher Theilnahme. Wenn aber der<lb/> Dichter seinen Kopf als Ballen auf die<lb/> Maillebahn des Schahs legt, damit der Fürst<lb/> ihn gewahr werde, und mit dem Schlägel<lb/> der Gunst zum Glück weiter fort spedire;<lb/> so können und mögen wir freilich weder<lb/> mit der Einbildungskraft noch mit der Em-<lb/> pfindung folgen; denn so heiſst es:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Wie lang’ wirst ohne Hand und Fuſs</l><lb/> <l>Du noch des Schicksals Ballen seyn!</l><lb/> <l>Und überspringst Du hundert Bahnen,</l><lb/> <l>Dem Schlägel kannst Du nicht entfliehn.</l><lb/> <l>Leg’ auf des Schahes Bahn den Kopf,</l><lb/> <l>Vielleicht daſs er dich doch erblickt.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [342/0352]
genommen werden, wenn wir uns hierüber
nicht vollkommen deutlich machen.
Welcher Westländer kann erträglich
finden daſs der Orientale nicht allein sei-
nen Kopf neunmal auf die Erde stöſst, son-
dern denselben sogar wegwirft irgend wo-
hin zu Ziel und Zweck.
Das Maillespiel zu Pferde, wo Ballen
und Schlägel die groſse Rolle zugetheilt ist,
erneuert sich oft vor dem Auge des Herr-
schers und des Volkes, ja mit beyderseitiger
persönlicher Theilnahme. Wenn aber der
Dichter seinen Kopf als Ballen auf die
Maillebahn des Schahs legt, damit der Fürst
ihn gewahr werde, und mit dem Schlägel
der Gunst zum Glück weiter fort spedire;
so können und mögen wir freilich weder
mit der Einbildungskraft noch mit der Em-
pfindung folgen; denn so heiſst es:
Wie lang’ wirst ohne Hand und Fuſs
Du noch des Schicksals Ballen seyn!
Und überspringst Du hundert Bahnen,
Dem Schlägel kannst Du nicht entfliehn.
Leg’ auf des Schahes Bahn den Kopf,
Vielleicht daſs er dich doch erblickt.
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