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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

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gen Haupt auf ein unwürdiges übergeht
und sich nicht zum Stolze verleiten lassen.
Denn ein König der hochmüthig wird, Freund
und Nachbarn verachtet, kann nicht lange
auf seinem Throne gedeihen; man soll sich
niemals durch den Ruhm einiger Tage auf-
blähen lassen. Die Welt gleicht einem
Feuer das am Wege angezündet ist, wer so
viel davon nimmt als nöthig, um sich auf
dem Wege zu leuchten, erduldet kein Ue-
bel, aber wer mehr nimmt verbrennt sich.

Als man den Plato fragte, wie er in
dieser Welt gelebt habe, antwortete er:
mit Schmerzen bin ich hereingekommen,
mein Leben war ein anhaltendes Erstaunen
und ungern geh ich hinaus, und ich habe
nichts gelernt als dass ich nichts weiss.
Bleibe fern von dem der etwas unternimmt
und unwissend ist, von einem Frommen
der nicht unterrichtet ist; man könnte sie
beide einem Esel vergleichen, der die Mühle
dreht, ohne zu wissen warum. Der Säbel
ist gut anzusehen, aber seine Wirkungen
sind unangenehm. Ein wohldenkender Mann
verbindet sich mit Fremden, aber der Bös-
artige entfremdet sich seinem Nächsten.

gen Haupt auf ein unwürdiges übergeht
und sich nicht zum Stolze verleiten lassen.
Denn ein König der hochmüthig wird, Freund
und Nachbarn verachtet, kann nicht lange
auf seinem Throne gedeihen; man soll sich
niemals durch den Ruhm einiger Tage auf-
blähen lassen. Die Welt gleicht einem
Feuer das am Wege angezündet ist, wer so
viel davon nimmt als nöthig, um sich auf
dem Wege zu leuchten, erduldet kein Ue-
bel, aber wer mehr nimmt verbrennt sich.

Als man den Plato fragte, wie er in
dieser Welt gelebt habe, antwortete er:
mit Schmerzen bin ich hereingekommen,
mein Leben war ein anhaltendes Erstaunen
und ungern geh ich hinaus, und ich habe
nichts gelernt als daſs ich nichts weiſs.
Bleibe fern von dem der etwas unternimmt
und unwissend ist, von einem Frommen
der nicht unterrichtet ist; man könnte sie
beide einem Esel vergleichen, der die Mühle
dreht, ohne zu wissen warum. Der Säbel
ist gut anzusehen, aber seine Wirkungen
sind unangenehm. Ein wohldenkender Mann
verbindet sich mit Fremden, aber der Bös-
artige entfremdet sich seinem Nächsten.

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[336/0346] gen Haupt auf ein unwürdiges übergeht und sich nicht zum Stolze verleiten lassen. Denn ein König der hochmüthig wird, Freund und Nachbarn verachtet, kann nicht lange auf seinem Throne gedeihen; man soll sich niemals durch den Ruhm einiger Tage auf- blähen lassen. Die Welt gleicht einem Feuer das am Wege angezündet ist, wer so viel davon nimmt als nöthig, um sich auf dem Wege zu leuchten, erduldet kein Ue- bel, aber wer mehr nimmt verbrennt sich. Als man den Plato fragte, wie er in dieser Welt gelebt habe, antwortete er: mit Schmerzen bin ich hereingekommen, mein Leben war ein anhaltendes Erstaunen und ungern geh ich hinaus, und ich habe nichts gelernt als daſs ich nichts weiſs. Bleibe fern von dem der etwas unternimmt und unwissend ist, von einem Frommen der nicht unterrichtet ist; man könnte sie beide einem Esel vergleichen, der die Mühle dreht, ohne zu wissen warum. Der Säbel ist gut anzusehen, aber seine Wirkungen sind unangenehm. Ein wohldenkender Mann verbindet sich mit Fremden, aber der Bös- artige entfremdet sich seinem Nächsten.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/346>, abgerufen am 28.11.2024.