Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.reiche verständige Mann eifrig bemüht seyn Zu einer solchen Gewandtheit war das Als Derwisch, Sofi, Scheich lehrte er Mit solchen ernsten Studien, mit einem reiche verständige Mann eifrig bemüht seyn Zu einer solchen Gewandtheit war das Als Derwisch, Sofi, Scheich lehrte er Mit solchen ernsten Studien, mit einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0326" n="316"/> reiche verständige Mann eifrig bemüht seyn<lb/> muſste, um nur wieder auf den Grund des<lb/> reinen guten Textes zurück zu gelangen.<lb/> Daher finden wir denn auch in der Ge-<lb/> schichte des Islam Auslegung, Anwendung<lb/> und Gebrauch oft bewundernswürdig.</p><lb/> <p>Zu einer solchen Gewandtheit war das<lb/> schönste dichterische Talent erzogen und<lb/> heran gebildet; ihm gehörte der ganze Ko-<lb/> ran und was für Religionsgebäude man dar-<lb/> auf gegründet war ihm kein Räthsel. Er<lb/> sagt selbst:<lb/><hi rendition="#et">„Durch den Koran hab’ ich alles<lb/> Was mir je gelang gemacht.“</hi></p><lb/> <p>Als Derwisch, Sofi, Scheich lehrte er<lb/> in seinem Geburtsorte Schiras, auf welchen<lb/> er sich beschränkte, wohl gelitten und ge-<lb/> schätzt von der Familie Mosaffer und ihren<lb/> Beziehungen. Er beschäftigte sich mit theo-<lb/> logischen und grammatikalischen Arbeiten,<lb/> und versammelte eine groſse Anzahl Schüler<lb/> um sich her.</p><lb/> <p>Mit solchen ernsten Studien, mit einem<lb/> wirklichen Lehramte stehen seine Gedichte<lb/> völlig im Widerspruch, der sich wohl<lb/> dadurch heben läſst, wenn man sagt: daſs<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [316/0326]
reiche verständige Mann eifrig bemüht seyn
muſste, um nur wieder auf den Grund des
reinen guten Textes zurück zu gelangen.
Daher finden wir denn auch in der Ge-
schichte des Islam Auslegung, Anwendung
und Gebrauch oft bewundernswürdig.
Zu einer solchen Gewandtheit war das
schönste dichterische Talent erzogen und
heran gebildet; ihm gehörte der ganze Ko-
ran und was für Religionsgebäude man dar-
auf gegründet war ihm kein Räthsel. Er
sagt selbst:
„Durch den Koran hab’ ich alles
Was mir je gelang gemacht.“
Als Derwisch, Sofi, Scheich lehrte er
in seinem Geburtsorte Schiras, auf welchen
er sich beschränkte, wohl gelitten und ge-
schätzt von der Familie Mosaffer und ihren
Beziehungen. Er beschäftigte sich mit theo-
logischen und grammatikalischen Arbeiten,
und versammelte eine groſse Anzahl Schüler
um sich her.
Mit solchen ernsten Studien, mit einem
wirklichen Lehramte stehen seine Gedichte
völlig im Widerspruch, der sich wohl
dadurch heben läſst, wenn man sagt: daſs
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/326 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/326>, abgerufen am 23.07.2024. |