ein eigenes Reich sich zu gründen und zu verdienen wusste, ist derjenige, von dem wir nun zu reden haben, um den Grund der neueren persischen Dichtkunst und ihre bedeutenden Lebens-Anfänge kennen zu lernen.
Mahmud von Gasna.
Mahmud, dessen Vater, im Gebirge gegen Indien, ein starkes Reich gegründet hatte, indessen die Caliphen in der Fläche des Euphrats zur Nichtigkeit versanken, setzte die Thätigkeit seines Vorgängers fort und machte sich berühmt wie Alexander und Friedrich. Er lässt den Caliphen als eine Art geistlicher Macht gelten, die man wohl, zu eigenem Vortheil, einigermassen anerkennen mag; doch erweitert er erst sein Reich um sich her, dringt sodann auf Indien los, mit grosser Kraft und beson- derm Glück. Als eifrigster Mahometaner beweist er sich unermüdlich und streng
ein eigenes Reich sich zu gründen und zu verdienen wuſste, ist derjenige, von dem wir nun zu reden haben, um den Grund der neueren persischen Dichtkunst und ihre bedeutenden Lebens-Anfänge kennen zu lernen.
Mahmud von Gasna.
Mahmud, dessen Vater, im Gebirge gegen Indien, ein starkes Reich gegründet hatte, indessen die Caliphen in der Fläche des Euphrats zur Nichtigkeit versanken, setzte die Thätigkeit seines Vorgängers fort und machte sich berühmt wie Alexander und Friedrich. Er läſst den Caliphen als eine Art geistlicher Macht gelten, die man wohl, zu eigenem Vortheil, einigermaſsen anerkennen mag; doch erweitert er erst sein Reich um sich her, dringt sodann auf Indien los, mit groſser Kraft und beson- derm Glück. Als eifrigster Mahometaner beweist er sich unermüdlich und streng
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0302"n="292"/>
ein eigenes Reich sich zu gründen und zu<lb/>
verdienen wuſste, ist derjenige, von dem<lb/>
wir nun zu reden haben, um den Grund<lb/>
der neueren persischen Dichtkunst und ihre<lb/>
bedeutenden Lebens-Anfänge kennen zu<lb/>
lernen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#i">Mahmud von Gasna</hi>.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Mahmud, dessen Vater, im Gebirge<lb/>
gegen Indien, ein starkes Reich gegründet<lb/>
hatte, indessen die Caliphen in der Fläche<lb/>
des Euphrats zur Nichtigkeit versanken,<lb/>
setzte die Thätigkeit seines Vorgängers fort<lb/>
und machte sich berühmt wie Alexander<lb/>
und Friedrich. Er läſst den Caliphen als<lb/>
eine Art geistlicher Macht gelten, die man<lb/>
wohl, zu eigenem Vortheil, einigermaſsen<lb/>
anerkennen mag; doch erweitert er erst<lb/>
sein Reich um sich her, dringt sodann auf<lb/>
Indien los, mit groſser Kraft und beson-<lb/>
derm Glück. Als eifrigster Mahometaner<lb/>
beweist er sich unermüdlich und streng<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[292/0302]
ein eigenes Reich sich zu gründen und zu
verdienen wuſste, ist derjenige, von dem
wir nun zu reden haben, um den Grund
der neueren persischen Dichtkunst und ihre
bedeutenden Lebens-Anfänge kennen zu
lernen.
Mahmud von Gasna.
Mahmud, dessen Vater, im Gebirge
gegen Indien, ein starkes Reich gegründet
hatte, indessen die Caliphen in der Fläche
des Euphrats zur Nichtigkeit versanken,
setzte die Thätigkeit seines Vorgängers fort
und machte sich berühmt wie Alexander
und Friedrich. Er läſst den Caliphen als
eine Art geistlicher Macht gelten, die man
wohl, zu eigenem Vortheil, einigermaſsen
anerkennen mag; doch erweitert er erst
sein Reich um sich her, dringt sodann auf
Indien los, mit groſser Kraft und beson-
derm Glück. Als eifrigster Mahometaner
beweist er sich unermüdlich und streng
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/302>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.