Die Ungläubigen betreffend, wird es ihnen gleichviel seyn, ob du sie vermahnest oder nicht vermahnest; sie werden doch nicht glauben. Gott hat ihre Herzen und Ohren versiegelt. Eine Dunkelheit bedecket ihr Gesicht und sie werden eine schwere Strafe leiden."
Und so wiederholt sich der Koran Sure für Sure. Glauben und Unglauben theilen sich in Oberes und Unteres, Himmel und Hölle sind den Bekennern und Läugnern zu- gedacht. Nähere Bestimmung des Gebote- nen und Verbotenen, fabelhafte Geschichten jüdischer und christlicher Religion, Ampli- ficationen aller Art, gränzenlose Tautolo- gieen und Wiederholungen bilden den Kör- per dieses heiligen Buches, das uns, so oft wir auch daran gehen, immer von neuem an- widert, dann aber anzieht, in Erstaunen setzt und am Ende Verehrung abnöthigt.
Worin es daher jedem Geschichtsfor- scher von der grössten Wichtigkeit bleiben muss, sprechen wir aus mit den Worten ei- nes vorzüglichen Mannes: "Die Hauptab- sicht des Korans scheint diese gewesen zu seyn, die Bekenner der drei verschiedenen,
Die Ungläubigen betreffend, wird es ihnen gleichviel seyn, ob du sie vermahnest oder nicht vermahnest; sie werden doch nicht glauben. Gott hat ihre Herzen und Ohren versiegelt. Eine Dunkelheit bedecket ihr Gesicht und sie werden eine schwere Strafe leiden.“
Und so wiederholt sich der Koran Sure für Sure. Glauben und Unglauben theilen sich in Oberes und Unteres, Himmel und Hölle sind den Bekennern und Läugnern zu- gedacht. Nähere Bestimmung des Gebote- nen und Verbotenen, fabelhafte Geschichten jüdischer und christlicher Religion, Ampli- ficationen aller Art, gränzenlose Tautolo- gieen und Wiederholungen bilden den Kör- per dieses heiligen Buches, das uns, so oft wir auch daran gehen, immer von neuem an- widert, dann aber anzieht, in Erstaunen setzt und am Ende Verehrung abnöthigt.
Worin es daher jedem Geschichtsfor- scher von der gröſsten Wichtigkeit bleiben muſs, sprechen wir aus mit den Worten ei- nes vorzüglichen Mannes: „Die Hauptab- sicht des Korans scheint diese gewesen zu seyn, die Bekenner der drei verschiedenen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0292"n="282"/>
Die Ungläubigen betreffend, wird es ihnen<lb/>
gleichviel seyn, ob du sie vermahnest oder<lb/>
nicht vermahnest; sie werden doch nicht<lb/>
glauben. Gott hat ihre Herzen und Ohren<lb/>
versiegelt. Eine Dunkelheit bedecket ihr<lb/>
Gesicht und sie werden eine schwere Strafe<lb/>
leiden.“</p><lb/><p>Und so wiederholt sich der Koran Sure<lb/>
für Sure. Glauben und Unglauben theilen<lb/>
sich in Oberes und Unteres, Himmel und<lb/>
Hölle sind den Bekennern und Läugnern zu-<lb/>
gedacht. Nähere Bestimmung des Gebote-<lb/>
nen und Verbotenen, fabelhafte Geschichten<lb/>
jüdischer und christlicher Religion, Ampli-<lb/>
ficationen aller Art, gränzenlose Tautolo-<lb/>
gieen und Wiederholungen bilden den Kör-<lb/>
per dieses heiligen Buches, das uns, so oft<lb/>
wir auch daran gehen, immer von neuem an-<lb/>
widert, dann aber anzieht, in Erstaunen<lb/>
setzt und am Ende Verehrung abnöthigt.</p><lb/><p>Worin es daher jedem Geschichtsfor-<lb/>
scher von der gröſsten Wichtigkeit bleiben<lb/>
muſs, sprechen wir aus mit den Worten ei-<lb/>
nes vorzüglichen Mannes: „Die Hauptab-<lb/>
sicht des Korans scheint diese gewesen zu<lb/>
seyn, die Bekenner der drei verschiedenen,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[282/0292]
Die Ungläubigen betreffend, wird es ihnen
gleichviel seyn, ob du sie vermahnest oder
nicht vermahnest; sie werden doch nicht
glauben. Gott hat ihre Herzen und Ohren
versiegelt. Eine Dunkelheit bedecket ihr
Gesicht und sie werden eine schwere Strafe
leiden.“
Und so wiederholt sich der Koran Sure
für Sure. Glauben und Unglauben theilen
sich in Oberes und Unteres, Himmel und
Hölle sind den Bekennern und Läugnern zu-
gedacht. Nähere Bestimmung des Gebote-
nen und Verbotenen, fabelhafte Geschichten
jüdischer und christlicher Religion, Ampli-
ficationen aller Art, gränzenlose Tautolo-
gieen und Wiederholungen bilden den Kör-
per dieses heiligen Buches, das uns, so oft
wir auch daran gehen, immer von neuem an-
widert, dann aber anzieht, in Erstaunen
setzt und am Ende Verehrung abnöthigt.
Worin es daher jedem Geschichtsfor-
scher von der gröſsten Wichtigkeit bleiben
muſs, sprechen wir aus mit den Worten ei-
nes vorzüglichen Mannes: „Die Hauptab-
sicht des Korans scheint diese gewesen zu
seyn, die Bekenner der drei verschiedenen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/292>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.