Und der Sterne Glut uns wölbte, Dieser ist's, wir fliehn! -- Die zarten Leicht beschuht, beputzte Knaben Nimmt ein Schäfer auf, verbirgt sie, Und sich selbst in Felsenhöhle. Schäfershund er will nicht weichen, Weggescheucht, den Fuss zerschmettert, Drängt er sich an seinen Herren, Und gesellt sich zum Verborgnen, Zu den Lieblingen des Schlafes.
Und der Fürst dem sie entflohen, Liebentrüstet, sinnt auf Strafen, Weisset ab so Schwerdt als Feuer, In die Höhle sie mit Ziegeln Und mit Kalk sie lässt vermauern.
Aber jene schlafen immer, Und der Engel, ihr Beschützer, Sagt, vor Gottes Thron, berichtend: So zur Rechten, so zur Linken Hab' ich immer sie gewendet, Dass die schönen, jungen Glieder
Und der Sterne Glut uns wölbte, Dieser ist’s, wir fliehn! — Die zarten Leicht beschuht, beputzte Knaben Nimmt ein Schäfer auf, verbirgt sie, Und sich selbst in Felsenhöhle. Schäfershund er will nicht weichen, Weggescheucht, den Fuſs zerschmettert, Drängt er sich an seinen Herren, Und gesellt sich zum Verborgnen, Zu den Lieblingen des Schlafes.
Und der Fürst dem sie entflohen, Liebentrüstet, sinnt auf Strafen, Weiſset ab so Schwerdt als Feuer, In die Höhle sie mit Ziegeln Und mit Kalk sie läſst vermauern.
Aber jene schlafen immer, Und der Engel, ihr Beschützer, Sagt, vor Gottes Thron, berichtend: So zur Rechten, so zur Linken Hab’ ich immer sie gewendet, Daſs die schönen, jungen Glieder
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Und der Sterne Glut uns wölbte,
Dieser ist’s, wir fliehn! — Die zarten
Leicht beschuht, beputzte Knaben
Nimmt ein Schäfer auf, verbirgt sie,
Und sich selbst in Felsenhöhle.
Schäfershund er will nicht weichen,
Weggescheucht, den Fuſs zerschmettert,
Drängt er sich an seinen Herren,
Und gesellt sich zum Verborgnen,
Zu den Lieblingen des Schlafes.
Und der Fürst dem sie entflohen,
Liebentrüstet, sinnt auf Strafen,
Weiſset ab so Schwerdt als Feuer,
In die Höhle sie mit Ziegeln
Und mit Kalk sie läſst vermauern.
Aber jene schlafen immer,
Und der Engel, ihr Beschützer,
Sagt, vor Gottes Thron, berichtend:
So zur Rechten, so zur Linken
Hab’ ich immer sie gewendet,
Daſs die schönen, jungen Glieder
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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/246>, abgerufen am 22.12.2024.
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