Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Höheres und Höchstes. Dass wir solche Dinge lehren Möge man uns nicht bestrafen: Wie das alles zu erklären Dürft ihr euer Tiefstes fragen. Und so werdet ihr vernehmen Dass der Mensch, mit sich zufrieden, Gern sein Ich gerettet sähe, So dadroben wie hienieden. Und mein liebes Ich bedürfte Mancherley Bequemlichkeiten, Freuden wie ich hier sie schlürfte Wünscht' ich auch für ew'ge Zeiten. So gefallen schöne Gärten Blum und Frucht und hübsche Kinder, Die uns allen hier gefielen, Auch verjüngtem Geist nicht minder. Höheres und Höchstes. Daſs wir solche Dinge lehren Möge man uns nicht bestrafen: Wie das alles zu erklären Dürft ihr euer Tiefstes fragen. Und so werdet ihr vernehmen Daſs der Mensch, mit sich zufrieden, Gern sein Ich gerettet sähe, So dadroben wie hienieden. Und mein liebes Ich bedürfte Mancherley Bequemlichkeiten, Freuden wie ich hier sie schlürfte Wünscht’ ich auch für ew’ge Zeiten. So gefallen schöne Gärten Blum und Frucht und hübsche Kinder, Die uns allen hier gefielen, Auch verjüngtem Geist nicht minder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0242" n="232"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#i">Höheres und Höchstes.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Daſs wir solche Dinge lehren</l><lb/> <l>Möge man uns nicht bestrafen:</l><lb/> <l>Wie das alles zu erklären</l><lb/> <l>Dürft ihr euer Tiefstes fragen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und so werdet ihr vernehmen</l><lb/> <l>Daſs der Mensch, mit sich zufrieden,</l><lb/> <l>Gern sein Ich gerettet sähe,</l><lb/> <l>So dadroben wie hienieden.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und mein liebes Ich bedürfte</l><lb/> <l>Mancherley Bequemlichkeiten,</l><lb/> <l>Freuden wie ich hier sie schlürfte</l><lb/> <l>Wünscht’ ich auch für ew’ge Zeiten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>So gefallen schöne Gärten</l><lb/> <l>Blum und Frucht und hübsche Kinder,</l><lb/> <l>Die uns allen hier gefielen,</l><lb/> <l>Auch verjüngtem Geist nicht minder.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0242]
Höheres und Höchstes.
Daſs wir solche Dinge lehren
Möge man uns nicht bestrafen:
Wie das alles zu erklären
Dürft ihr euer Tiefstes fragen.
Und so werdet ihr vernehmen
Daſs der Mensch, mit sich zufrieden,
Gern sein Ich gerettet sähe,
So dadroben wie hienieden.
Und mein liebes Ich bedürfte
Mancherley Bequemlichkeiten,
Freuden wie ich hier sie schlürfte
Wünscht’ ich auch für ew’ge Zeiten.
So gefallen schöne Gärten
Blum und Frucht und hübsche Kinder,
Die uns allen hier gefielen,
Auch verjüngtem Geist nicht minder.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/242>, abgerufen am 16.02.2025. |