Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Ob ich Ird'sches denk' und sinne, Das gereicht zu höherem Gewinne. Mit dem Staube nicht der Geist zerstoben Dringet, in sich selbst gedrängt, nach oben. Im Athemholen sind zweyerley Gnaden: Die Luft einziehn, sich ihrer entladen. Jenes bedrängt, dieses erfrischt; So wunderbar ist das Leben gemischt. Du danke Gott, wenn er dich presst, Und dank' ihm, wenn er dich wieder entlässt. Ob ich Ird’sches denk’ und sinne, Das gereicht zu höherem Gewinne. Mit dem Staube nicht der Geist zerstoben Dringet, in sich selbst gedrängt, nach oben. Im Athemholen sind zweyerley Gnaden: Die Luft einziehn, sich ihrer entladen. Jenes bedrängt, dieses erfrischt; So wunderbar ist das Leben gemischt. Du danke Gott, wenn er dich preſst, Und dank’ ihm, wenn er dich wieder entläſst. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0020" n="10"/> <lg n="4"> <l>Ob ich Ird’sches denk’ und sinne,</l><lb/> <l>Das gereicht zu höherem Gewinne.</l><lb/> <l>Mit dem Staube nicht der Geist zerstoben</l><lb/> <l>Dringet, in sich selbst gedrängt, nach oben.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg n="5"> <l>Im Athemholen sind zweyerley Gnaden:</l><lb/> <l>Die Luft einziehn, sich ihrer entladen.</l><lb/> <l>Jenes bedrängt, dieses erfrischt;</l><lb/> <l>So wunderbar ist das Leben gemischt.</l><lb/> <l>Du danke Gott, wenn er dich preſst,</l><lb/> <l>Und dank’ ihm, wenn er dich wieder entläſst.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [10/0020]
Ob ich Ird’sches denk’ und sinne,
Das gereicht zu höherem Gewinne.
Mit dem Staube nicht der Geist zerstoben
Dringet, in sich selbst gedrängt, nach oben.
Im Athemholen sind zweyerley Gnaden:
Die Luft einziehn, sich ihrer entladen.
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preſst,
Und dank’ ihm, wenn er dich wieder entläſst.
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