Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Nachklang. Es klingt so prächtig, wenn der Dichter Der Sonne bald, dem Kaiser sich vergleicht; Doch er verbirgt die traurigen Gesichter, Wenn er in düstren Nächten schleicht. Von Wolken streifenhaft befangen Versank zu Nacht des Himmels reinstes Blau; Vermagert bleich sind meine Wangen Und meine Herzensthränen grau. Lass mich nicht so der Nacht dem Schmerze, Du allerliebstes, du mein Mondgesicht! O du mein Phosphor, meine Kerze, Du meine Sonne, du mein Licht. Nachklang. Es klingt so prächtig, wenn der Dichter Der Sonne bald, dem Kaiser sich vergleicht; Doch er verbirgt die traurigen Gesichter, Wenn er in düstren Nächten schleicht. Von Wolken streifenhaft befangen Versank zu Nacht des Himmels reinstes Blau; Vermagert bleich sind meine Wangen Und meine Herzensthränen grau. Laſs mich nicht so der Nacht dem Schmerze, Du allerliebstes, du mein Mondgesicht! O du mein Phosphor, meine Kerze, Du meine Sonne, du mein Licht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0175" n="165"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Nachklang</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Es klingt so prächtig, wenn der Dichter</l><lb/> <l>Der Sonne bald, dem Kaiser sich vergleicht;</l><lb/> <l>Doch er verbirgt die traurigen Gesichter,</l><lb/> <l>Wenn er in düstren Nächten schleicht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Von Wolken streifenhaft befangen</l><lb/> <l>Versank zu Nacht des Himmels reinstes Blau;</l><lb/> <l>Vermagert bleich sind meine Wangen</l><lb/> <l>Und meine Herzensthränen grau.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Laſs mich nicht so der Nacht dem Schmerze,</l><lb/> <l>Du allerliebstes, du mein Mondgesicht!</l><lb/> <l>O du mein Phosphor, meine Kerze,</l><lb/> <l>Du meine Sonne, du mein Licht.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [165/0175]
Nachklang.
Es klingt so prächtig, wenn der Dichter
Der Sonne bald, dem Kaiser sich vergleicht;
Doch er verbirgt die traurigen Gesichter,
Wenn er in düstren Nächten schleicht.
Von Wolken streifenhaft befangen
Versank zu Nacht des Himmels reinstes Blau;
Vermagert bleich sind meine Wangen
Und meine Herzensthränen grau.
Laſs mich nicht so der Nacht dem Schmerze,
Du allerliebstes, du mein Mondgesicht!
O du mein Phosphor, meine Kerze,
Du meine Sonne, du mein Licht.
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