Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite

Behramgur, sagt man, hat den Reim erfunden,
Er sprach entzückt aus reiner Seele Drang;
Dilara schnell, die Freundinn seiner Stunden,
Erwiederte mit gleichem Wort und Klang.

Und so, Geliebte! warst du mir beschieden
Des Reims zu finden holden Lustgebrauch,
Dass auch Behramgur ich, den Sassaniden,
Nicht mehr beneiden darf: mir ward es auch.

Hast mir diess Buch geweckt, du hast's gegeben:
Denn was ich froh, aus vollem Herzen, sprach,
Das klang zurück aus deinem holden Leben,
Wie Blick dem Blick, so Reim dem Reime nach.

Nun tön' es fort zu dir, auch aus der Ferne
Das Wort erreicht, und schwände Ton und Schall
Ist's nicht der Mantel noch gesäter Sterne?
Ist's nicht der Liebe hochverklärtes All?


Behramgur, sagt man, hat den Reim erfunden,
Er sprach entzückt aus reiner Seele Drang;
Dilara schnell, die Freundinn seiner Stunden,
Erwiederte mit gleichem Wort und Klang.

Und so, Geliebte! warst du mir beschieden
Des Reims zu finden holden Lustgebrauch,
Daſs auch Behramgur ich, den Sassaniden,
Nicht mehr beneiden darf: mir ward es auch.

Hast mir dieſs Buch geweckt, du hast’s gegeben:
Denn was ich froh, aus vollem Herzen, sprach,
Das klang zurück aus deinem holden Leben,
Wie Blick dem Blick, so Reim dem Reime nach.

Nun tön’ es fort zu dir, auch aus der Ferne
Das Wort erreicht, und schwände Ton und Schall
Ist’s nicht der Mantel noch gesäter Sterne?
Ist’s nicht der Liebe hochverklärtes All?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0169" n="159"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#g">Behramgur</hi>, sagt man, hat den Reim erfunden,</l><lb/>
              <l>Er sprach entzückt aus reiner Seele Drang;</l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Dilara</hi> schnell, die Freundinn seiner Stunden,</l><lb/>
              <l>Erwiederte mit gleichem Wort und Klang.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <lg n="2">
              <l>Und so, Geliebte! warst du mir beschieden</l><lb/>
              <l>Des Reims zu finden holden Lustgebrauch,</l><lb/>
              <l>Da&#x017F;s auch Behramgur ich, den Sassaniden,</l><lb/>
              <l>Nicht mehr beneiden darf: mir ward es auch.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <lg n="3">
              <l>Hast mir die&#x017F;s Buch geweckt, du hast&#x2019;s gegeben:</l><lb/>
              <l>Denn was ich froh, aus vollem Herzen, sprach,</l><lb/>
              <l>Das klang zurück aus deinem holden Leben,</l><lb/>
              <l>Wie Blick dem Blick, so Reim dem Reime nach.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <lg n="4">
              <l>Nun tön&#x2019; es fort zu dir, auch aus der Ferne</l><lb/>
              <l>Das Wort erreicht, und schwände Ton und Schall</l><lb/>
              <l>Ist&#x2019;s nicht der Mantel noch gesäter Sterne?</l><lb/>
              <l>Ist&#x2019;s nicht der Liebe hochverklärtes All?</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0169] Behramgur, sagt man, hat den Reim erfunden, Er sprach entzückt aus reiner Seele Drang; Dilara schnell, die Freundinn seiner Stunden, Erwiederte mit gleichem Wort und Klang. Und so, Geliebte! warst du mir beschieden Des Reims zu finden holden Lustgebrauch, Daſs auch Behramgur ich, den Sassaniden, Nicht mehr beneiden darf: mir ward es auch. Hast mir dieſs Buch geweckt, du hast’s gegeben: Denn was ich froh, aus vollem Herzen, sprach, Das klang zurück aus deinem holden Leben, Wie Blick dem Blick, so Reim dem Reime nach. Nun tön’ es fort zu dir, auch aus der Ferne Das Wort erreicht, und schwände Ton und Schall Ist’s nicht der Mantel noch gesäter Sterne? Ist’s nicht der Liebe hochverklärtes All?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/169
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/169>, abgerufen am 23.11.2024.