Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Ist sie denn des Liedes mächtig? Wie's auf unsern Lippen waltet: Denn es macht sie gar verdächtig Dass sie im Verborgnen schaltet. Hatem. Nun wer weiss was sie erfüllet! Kennt ihr solcher Tiefe Grund? Selbstgefühltes Lied entquillet, Selbstgedichtetes dem Mund. Von euch Dichterinnen allen Ist ihr eben keine gleich: Denn sie singt mir zu gefallen, Und ihr singt und liebt nur euch. Mädchen. Merke wohl, du hast uns eine Jener Huris vorgeheuchelt! Mag schon seyn, wenn es nur keine Sich auf dieser Erde schmeichelt. Ist sie denn des Liedes mächtig? Wie’s auf unsern Lippen waltet: Denn es macht sie gar verdächtig Daſs sie im Verborgnen schaltet. Hatem. Nun wer weiſs was sie erfüllet! Kennt ihr solcher Tiefe Grund? Selbstgefühltes Lied entquillet, Selbstgedichtetes dem Mund. Von euch Dichterinnen allen Ist ihr eben keine gleich: Denn sie singt mir zu gefallen, Und ihr singt und liebt nur euch. Mädchen. Merke wohl, du hast uns eine Jener Huris vorgeheuchelt! Mag schon seyn, wenn es nur keine Sich auf dieser Erde schmeichelt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0158" n="148"/> <lg n="2"> <l>Ist sie denn des Liedes mächtig?</l><lb/> <l>Wie’s auf unsern Lippen waltet:</l><lb/> <l>Denn es macht sie gar verdächtig</l><lb/> <l>Daſs sie im Verborgnen schaltet.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Hatem</hi>.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l>Nun wer weiſs was sie erfüllet!</l><lb/> <l>Kennt ihr solcher Tiefe Grund?</l><lb/> <l>Selbstgefühltes Lied entquillet,</l><lb/> <l>Selbstgedichtetes dem Mund.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Von euch Dichterinnen allen</l><lb/> <l>Ist ihr eben keine gleich:</l><lb/> <l>Denn sie singt mir zu gefallen,</l><lb/> <l>Und ihr singt und liebt nur euch.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mädchen</hi>.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l>Merke wohl, du hast uns eine</l><lb/> <l>Jener Huris vorgeheuchelt!</l><lb/> <l>Mag schon seyn, wenn es nur keine</l><lb/> <l>Sich auf dieser Erde schmeichelt.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [148/0158]
Ist sie denn des Liedes mächtig?
Wie’s auf unsern Lippen waltet:
Denn es macht sie gar verdächtig
Daſs sie im Verborgnen schaltet.
Hatem.
Nun wer weiſs was sie erfüllet!
Kennt ihr solcher Tiefe Grund?
Selbstgefühltes Lied entquillet,
Selbstgedichtetes dem Mund.
Von euch Dichterinnen allen
Ist ihr eben keine gleich:
Denn sie singt mir zu gefallen,
Und ihr singt und liebt nur euch.
Mädchen.
Merke wohl, du hast uns eine
Jener Huris vorgeheuchelt!
Mag schon seyn, wenn es nur keine
Sich auf dieser Erde schmeichelt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/158 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/158>, abgerufen am 23.07.2024. |