Dienst, und herrschte über die Andacht der Gemeinde; und die Ritter kamen und legten ihre Trophäen zu den Füßen des Altares nieder. So war's ein Jauchzen, und ein Jubel und ein freudig Singen diese Zeit; die Pilger zogen in allen Ländern um, und sangen in Chören von den Thaten der Kreutzfahrer, und von der Wildheit der Unglaubigen, und von den Wundern des Landes, und Alles horchte den Gesängen, und den begeisterten Reden der Prediger, und fühlte sich auch erhoben, und wollte auch schauen das Wunderland und die gebene- deyte Erde: das andere Geschlecht aber, was nicht mitwallen konnte auf die weite Fahrt, faßte die Reden und die Lieder um so tiefer im verschloßnen Busen auf, und sie wurden der innerste schlagende Punct des Lebens, und erblühten in dem warmen Reviere schöner noch, wie jene Doppelblumen, die aus Blumenkelchen in die Höhe steigen, denn es war die Liebe, die sie trieb und pflegte. So trieben und drängten sich alle Kräfte zur Ent- wicklung vor, an der Liebe hatte die Andacht sich ge- zündet, an Dieser loderte Jene wieder höher auf; rückwärts wie eine Vergangenheit stand den Kämpfen- den die Liebe im fernen Vaterlande, und ein inbrünstig Sehnen rief sie dahin zurück, vorwärts aber schwebte mit Zukunft und Ewigkeit, die Religion und die Palme winkte und die Myrthe, und die Liebe winkte der
Dienſt, und herrſchte über die Andacht der Gemeinde; und die Ritter kamen und legten ihre Trophäen zu den Füßen des Altares nieder. So war’s ein Jauchzen, und ein Jubel und ein freudig Singen dieſe Zeit; die Pilger zogen in allen Ländern um, und ſangen in Chören von den Thaten der Kreutzfahrer, und von der Wildheit der Unglaubigen, und von den Wundern des Landes, und Alles horchte den Geſängen, und den begeiſterten Reden der Prediger, und fühlte ſich auch erhoben, und wollte auch ſchauen das Wunderland und die gebene- deyte Erde: das andere Geſchlecht aber, was nicht mitwallen konnte auf die weite Fahrt, faßte die Reden und die Lieder um ſo tiefer im verſchloßnen Buſen auf, und ſie wurden der innerſte ſchlagende Punct des Lebens, und erblühten in dem warmen Reviere ſchöner noch, wie jene Doppelblumen, die aus Blumenkelchen in die Höhe ſteigen, denn es war die Liebe, die ſie trieb und pflegte. So trieben und drängten ſich alle Kräfte zur Ent- wicklung vor, an der Liebe hatte die Andacht ſich ge- zündet, an Dieſer loderte Jene wieder höher auf; rückwärts wie eine Vergangenheit ſtand den Kämpfen- den die Liebe im fernen Vaterlande, und ein inbrünſtig Sehnen rief ſie dahin zurück, vorwärts aber ſchwebte mit Zukunft und Ewigkeit, die Religion und die Palme winkte und die Myrthe, und die Liebe winkte der
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Dienſt, und herrſchte über die Andacht der Gemeinde;
und die Ritter kamen und legten ihre Trophäen zu den
Füßen des Altares nieder. So war’s ein Jauchzen,
und ein Jubel und ein freudig Singen dieſe Zeit; die
Pilger zogen in allen Ländern um, und ſangen in Chören
von den Thaten der Kreutzfahrer, und von der Wildheit
der Unglaubigen, und von den Wundern des Landes,
und Alles horchte den Geſängen, und den begeiſterten
Reden der Prediger, und fühlte ſich auch erhoben, und
wollte auch ſchauen das Wunderland und die gebene-
deyte Erde: das andere Geſchlecht aber, was nicht
mitwallen konnte auf die weite Fahrt, faßte die Reden und
die Lieder um ſo tiefer im verſchloßnen Buſen auf, und ſie
wurden der innerſte ſchlagende Punct des Lebens, und
erblühten in dem warmen Reviere ſchöner noch, wie jene
Doppelblumen, die aus Blumenkelchen in die Höhe
ſteigen, denn es war die Liebe, die ſie trieb und pflegte.
So trieben und drängten ſich alle Kräfte zur Ent-
wicklung vor, an der Liebe hatte die Andacht ſich ge-
zündet, an Dieſer loderte Jene wieder höher auf;
rückwärts wie eine Vergangenheit ſtand den Kämpfen-
den die Liebe im fernen Vaterlande, und ein inbrünſtig
Sehnen rief ſie dahin zurück, vorwärts aber ſchwebte
mit Zukunft und Ewigkeit, die Religion und die Palme
winkte und die Myrthe, und die Liebe winkte der
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/297>, abgerufen am 22.11.2024.
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