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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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Teufel den Cölibat angelobt, und er nahm ihn in Ge-
stalt eines schwarzen Mohren. Benedict IX hatte sieben
Stück geschworne Geister in einem Zuckerglase; Paul
II verschrieb sich mit Blut aus seinem Daumen dem
Teufel in Gestalt eines grauen Männleins, war reich
wie kein Pabst, führte ein greulich Leben, und als
seine Zeit um war, nahm ihn Satanas von der Seite
seiner Concubine weg. So hatte jedes Zeitalter gewis-
sermaßen seinen Faust, von jedem wußten die Zeit-
genossen irgend etwas Uebermenschliches beizubringen,
das nur als Emanation des Bösen ihnen begreiflich

er legt sich wieder zu den Hunden hin. Des Kaisers
stumme Tochter, die Alles bemerkt hat, erklärt den ganzen
Vorgang durch Zeichen, allein man glaubt ihr nicht.
Dasselbe wiederhohlt sich bei wiederhohltem Angriffe zum
zweiten und drittenmale; der Kaiser, um zu erfahren,
wer der weisse Ritter sey, legt ihm einen Hinterhalt; er
entrinnt, doch verwundet ihn Einer mit der Lanze, und
das Eisen bleibt ihm im Beine stecken. Im Garten zieht
er die Lanze heraus, und versteckt sie zwischen zwei Steine.
Der Kaiser läßt dann ausrufen, welcher Ritter in weisser
Rüstung die Wunde mit der Lanze vorzeige, solle seine
Tochter und sein halbes Kaiserthum erhalten. Der Sene-
schall zieht eine solche Rüftung an, verwundet sich selber
mit dem Eisen, zieht an den Hof, und man sagt ihm die
Tochter zu. Am Altare aber gewinnt diese ihre Sprache
wieder, erklärt wie Alles zugegangen sey, man findet das
Eisen wieder, der Eremit erscheint, um Robert die Abso-
lution zu geben, und Dieser erhält des Kaisers Tochter nun.

Teufel den Cölibat angelobt, und er nahm ihn in Ge-
ſtalt eines ſchwarzen Mohren. Benedict IX hatte ſieben
Stück geſchworne Geiſter in einem Zuckerglaſe; Paul
II verſchrieb ſich mit Blut aus ſeinem Daumen dem
Teufel in Geſtalt eines grauen Männleins, war reich
wie kein Pabſt, führte ein greulich Leben, und als
ſeine Zeit um war, nahm ihn Satanas von der Seite
ſeiner Concubine weg. So hatte jedes Zeitalter gewiſ-
ſermaßen ſeinen Fauſt, von jedem wußten die Zeit-
genoſſen irgend etwas Uebermenſchliches beizubringen,
das nur als Emanation des Böſen ihnen begreiflich

er legt ſich wieder zu den Hunden hin. Des Kaiſers
ſtumme Tochter, die Alles bemerkt hat, erklärt den ganzen
Vorgang durch Zeichen, allein man glaubt ihr nicht.
Daſſelbe wiederhohlt ſich bei wiederhohltem Angriffe zum
zweiten und drittenmale; der Kaiſer, um zu erfahren,
wer der weiſſe Ritter ſey, legt ihm einen Hinterhalt; er
entrinnt, doch verwundet ihn Einer mit der Lanze, und
das Eiſen bleibt ihm im Beine ſtecken. Im Garten zieht
er die Lanze heraus, und verſteckt ſie zwiſchen zwei Steine.
Der Kaiſer läßt dann ausrufen, welcher Ritter in weiſſer
Rüſtung die Wunde mit der Lanze vorzeige, ſolle ſeine
Tochter und ſein halbes Kaiſerthum erhalten. Der Sene-
ſchall zieht eine ſolche Rüftung an, verwundet ſich ſelber
mit dem Eiſen, zieht an den Hof, und man ſagt ihm die
Tochter zu. Am Altare aber gewinnt dieſe ihre Sprache
wieder, erklärt wie Alles zugegangen ſey, man findet das
Eiſen wieder, der Eremit erſcheint, um Robert die Abſo-
lution zu geben, und Dieſer erhält des Kaiſers Tochter nun.
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[218/0236] Teufel den Cölibat angelobt, und er nahm ihn in Ge- ſtalt eines ſchwarzen Mohren. Benedict IX hatte ſieben Stück geſchworne Geiſter in einem Zuckerglaſe; Paul II verſchrieb ſich mit Blut aus ſeinem Daumen dem Teufel in Geſtalt eines grauen Männleins, war reich wie kein Pabſt, führte ein greulich Leben, und als ſeine Zeit um war, nahm ihn Satanas von der Seite ſeiner Concubine weg. So hatte jedes Zeitalter gewiſ- ſermaßen ſeinen Fauſt, von jedem wußten die Zeit- genoſſen irgend etwas Uebermenſchliches beizubringen, das nur als Emanation des Böſen ihnen begreiflich *) *) er legt ſich wieder zu den Hunden hin. Des Kaiſers ſtumme Tochter, die Alles bemerkt hat, erklärt den ganzen Vorgang durch Zeichen, allein man glaubt ihr nicht. Daſſelbe wiederhohlt ſich bei wiederhohltem Angriffe zum zweiten und drittenmale; der Kaiſer, um zu erfahren, wer der weiſſe Ritter ſey, legt ihm einen Hinterhalt; er entrinnt, doch verwundet ihn Einer mit der Lanze, und das Eiſen bleibt ihm im Beine ſtecken. Im Garten zieht er die Lanze heraus, und verſteckt ſie zwiſchen zwei Steine. Der Kaiſer läßt dann ausrufen, welcher Ritter in weiſſer Rüſtung die Wunde mit der Lanze vorzeige, ſolle ſeine Tochter und ſein halbes Kaiſerthum erhalten. Der Sene- ſchall zieht eine ſolche Rüftung an, verwundet ſich ſelber mit dem Eiſen, zieht an den Hof, und man ſagt ihm die Tochter zu. Am Altare aber gewinnt dieſe ihre Sprache wieder, erklärt wie Alles zugegangen ſey, man findet das Eiſen wieder, der Eremit erſcheint, um Robert die Abſo- lution zu geben, und Dieſer erhält des Kaiſers Tochter nun.

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/236>, abgerufen am 24.11.2024.