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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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nämlich: "Eine schöne Historia von Engelhart aus
Burgunt, Hertzog Dieterichen von Brabant seinem
Gesellen, und Engeldrut des Königs Tochter auß
Dennmark, wie es ihnen ergangen, und was jammers
und not sie erlitten, ganz lustig und kurzweilig zu lesen.
Francfurt am M. 1573". Auch hier streitet Einer
der beiden Freunde für den Andern, Einer feyert Bey-
lager mit der Braut des Andern, mit zwischengelegtem
Schwerdt, und Dieterich bekömmt die Misselsucht (den
Aussatz), wo dann Engelhart seine beiden Kinder für
ihn schlachtet, die zuletzt wieder lebendig werden, aber
jedes mit einem rothen Faden um den Hals.

Aus allen dem ergiebt sich, daß der Ursprung des
Romanes tief in die alten Zeiten fällt, und wirklich
findet man allgemein seinen nächsten und unmittelbaren
Ursprung in einem griechischen Romane Dolopathos,
den man in den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts
versetzt. Das war der Titel eines griechischen Manu
scriptes, das Huet besaß, in dem die Abentheuer, wie-
sie das Volksbuch dem Diocletianus zuschreibt, von
Syntipas, einem Sohne des Königs von Persien,
erzählt werden, und die Verfertigung des ganzen Werk-
es einem Christen mit Namen Moises beigelegt wird.
Dieser Roman wurde dann von einem Mönche aus der
Abtey Haute-Selve, mit Namen Don Giovanni

21.

nämlich: „Eine ſchöne Hiſtoria von Engelhart aus
Burgunt, Hertzog Dieterichen von Brabant ſeinem
Geſellen, und Engeldrut des Königs Tochter auß
Dennmark, wie es ihnen ergangen, und was jammers
und not ſie erlitten, ganz luſtig und kurzweilig zu leſen.
Francfurt am M. 1573“. Auch hier ſtreitet Einer
der beiden Freunde für den Andern, Einer feyert Bey-
lager mit der Braut des Andern, mit zwiſchengelegtem
Schwerdt, und Dieterich bekömmt die Miſſelſucht (den
Ausſatz), wo dann Engelhart ſeine beiden Kinder für
ihn ſchlachtet, die zuletzt wieder lebendig werden, aber
jedes mit einem rothen Faden um den Hals.

Aus allen dem ergiebt ſich, daß der Urſprung des
Romanes tief in die alten Zeiten fällt, und wirklich
findet man allgemein ſeinen nächſten und unmittelbaren
Urſprung in einem griechiſchen Romane Dolopathos,
den man in den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts
verſetzt. Das war der Titel eines griechiſchen Manu
ſcriptes, das Huet beſaß, in dem die Abentheuer, wie-
ſie das Volksbuch dem Diocletianus zuſchreibt, von
Syntipas, einem Sohne des Königs von Perſien,
erzählt werden, und die Verfertigung des ganzen Werk-
es einem Chriſten mit Namen Moiſes beigelegt wird.
Dieſer Roman wurde dann von einem Mönche aus der
Abtey Haute-Selve, mit Namen Don Giovanni

21.
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[161/0179] nämlich: „Eine ſchöne Hiſtoria von Engelhart aus Burgunt, Hertzog Dieterichen von Brabant ſeinem Geſellen, und Engeldrut des Königs Tochter auß Dennmark, wie es ihnen ergangen, und was jammers und not ſie erlitten, ganz luſtig und kurzweilig zu leſen. Francfurt am M. 1573“. Auch hier ſtreitet Einer der beiden Freunde für den Andern, Einer feyert Bey- lager mit der Braut des Andern, mit zwiſchengelegtem Schwerdt, und Dieterich bekömmt die Miſſelſucht (den Ausſatz), wo dann Engelhart ſeine beiden Kinder für ihn ſchlachtet, die zuletzt wieder lebendig werden, aber jedes mit einem rothen Faden um den Hals. Aus allen dem ergiebt ſich, daß der Urſprung des Romanes tief in die alten Zeiten fällt, und wirklich findet man allgemein ſeinen nächſten und unmittelbaren Urſprung in einem griechiſchen Romane Dolopathos, den man in den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts verſetzt. Das war der Titel eines griechiſchen Manu ſcriptes, das Huet beſaß, in dem die Abentheuer, wie- ſie das Volksbuch dem Diocletianus zuſchreibt, von Syntipas, einem Sohne des Königs von Perſien, erzählt werden, und die Verfertigung des ganzen Werk- es einem Chriſten mit Namen Moiſes beigelegt wird. Dieſer Roman wurde dann von einem Mönche aus der Abtey Haute-Selve, mit Namen Don Giovanni 21.

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/179>, abgerufen am 22.11.2024.