guiscardus erat -- und noch Manches sonst, wenn nicht andere Namen im teutschen Buche wieder eben so auf einen lateinischen Ursprung deuteten, z. B. Montalban, Malagys, und nicht eben jene früher an- gedeutete Opposition auch einen französischen Ursprung mehr als wahrscheinlich machte. Auf jeden Fall ist das ursprüngliche Werk wohl untergegangen, und was davon bis auf uns gekommen ist, mögte etwa im Ganzen in demselben Verhältniß zu ihm stehen, in dem das gegenwärtige Heldenbuch zu den alten Bü- chern steht, aus denen es genommen wurde. Alle französische Bearbeitungen des Gedichtes beziehen sich zuletzt auf die Histoire du noble et vaillant chevalier Reg- nault de Montauban, ou histoire de quatre fils Aymon presentes a Charlemagne Fol. ohne Jahrs- zahl, dann 1508 in 4, dann Lyon 1573, 1583 4, wor- aus denn nach und nach das gegenwärtige Volksbuch geworden ist. Das teutsche Volksbuch hingegen scheint von der alten Uebersetzung ausgegangen zu seyn, die den Titel: Eyn schön lustig Geschicht, wie Keyser Karle der Große, vier Gebrüder Hertzog Aymont von Dor- dens Sün sechzehn jar lang bekrieget etc. Sicmmern 1535 Fol. führt, wenigstens verrathen einzelne Ueber- reste der alten Sprache, z. B. einmal Kopf statt Be- cher im Volksbuch, daß es aus dem altteutschen und
17.
guiscardus erat — und noch Manches ſonſt, wenn nicht andere Namen im teutſchen Buche wieder eben ſo auf einen lateiniſchen Urſprung deuteten, z. B. Montalban, Malagys, und nicht eben jene früher an- gedeutete Oppoſition auch einen franzöſiſchen Urſprung mehr als wahrſcheinlich machte. Auf jeden Fall iſt das urſprüngliche Werk wohl untergegangen, und was davon bis auf uns gekommen iſt, mögte etwa im Ganzen in demſelben Verhältniß zu ihm ſtehen, in dem das gegenwärtige Heldenbuch zu den alten Bü- chern ſteht, aus denen es genommen wurde. Alle franzöſiſche Bearbeitungen des Gedichtes beziehen ſich zuletzt auf die Histoire du noble et vaillant chevalier Reg- nault de Montauban, ou histoire de quatre fils Aymon presentes a Charlemagne Fol. ohne Jahrs- zahl, dann 1508 in 4, dann Lyon 1573, 1583 4, wor- aus denn nach und nach das gegenwärtige Volksbuch geworden iſt. Das teutſche Volksbuch hingegen ſcheint von der alten Ueberſetzung ausgegangen zu ſeyn, die den Titel: Eyn ſchön luſtig Geſchicht, wie Keyſer Karle der Große, vier Gebrüder Hertzog Aymont von Dor- dens Sün ſechzehn jar lang bekrieget ꝛc. Sicmmern 1535 Fol. führt, wenigſtens verrathen einzelne Ueber- reſte der alten Sprache, z. B. einmal Kopf ſtatt Be- cher im Volksbuch, daß es aus dem altteutſchen und
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guiscardus erat — und noch Manches ſonſt, wenn
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Montalban, Malagys, und nicht eben jene früher an-
gedeutete Oppoſition auch einen franzöſiſchen
Urſprung mehr als wahrſcheinlich machte. Auf jeden
Fall iſt das urſprüngliche Werk wohl untergegangen,
und was davon bis auf uns gekommen iſt, mögte etwa
im Ganzen in demſelben Verhältniß zu ihm ſtehen,
in dem das gegenwärtige Heldenbuch zu den alten Bü-
chern ſteht, aus denen es genommen wurde. Alle
franzöſiſche Bearbeitungen des Gedichtes beziehen ſich zuletzt
auf die Histoire du noble et vaillant chevalier Reg-
nault de Montauban, ou histoire de quatre fils
Aymon presentes a Charlemagne Fol. ohne Jahrs-
zahl, dann 1508 in 4, dann Lyon 1573, 1583 4, wor-
aus denn nach und nach das gegenwärtige Volksbuch
geworden iſt. Das teutſche Volksbuch hingegen ſcheint
von der alten Ueberſetzung ausgegangen zu ſeyn, die
den Titel: Eyn ſchön luſtig Geſchicht, wie Keyſer Karle
der Große, vier Gebrüder Hertzog Aymont von Dor-
dens Sün ſechzehn jar lang bekrieget ꝛc. Sicmmern
1535 Fol. führt, wenigſtens verrathen einzelne Ueber-
reſte der alten Sprache, z. B. einmal Kopf ſtatt Be-
cher im Volksbuch, daß es aus dem altteutſchen und
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/147>, abgerufen am 24.11.2024.
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