Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

Heidenthum auszurotten; als der Prophet der neuen
Zeit, den der Himmel dem falschen Mahomet entgegen
gesetzt, und den er mit Wunderzeichen in seiner Sen-
dung unterstützt.

Das wir ewiglich müssen sehen,
Wie sante Charl sey geschehen.

So endet das Gedicht. Als Mensch aber tritt er
durchaus groß auf, und königlich, und in seinem tiefen
Schmerz um Rolands Tod noch erhaben und ehrwür-
dig. Die zwölf Genossen um ihn her aber sind die
Apostel, die der Himmel ihm zugesellt, eine Helden-
jüngerschaft, die mit dem Schwerdte das Evangelium
gegen die Unglaubigen verkündigen; der falsche Gane-
lon, der in dem ältern Gedichte nur als tükisch, bös-
artiger Mensch erscheint, wird hier zum Verräther Ju-
das, der die Religion und ihre Vertheidiger um die
Silberlinge verkauft. Dabey ist aller Trotz und alle
Persönlichkeit der Kämpfer aufgegangen in die hohe
Idee, die sie beseelt. Alle sind ein Wille nur, und ein
Arm und des Armes Haupt ist denn der König, in Ih-
nen aber lebt des Himmels Kraft, und was sie vermögen
kömmt ihnen von oben herab, und alle ihre Tha-
ten sind Wunderwerke, und sie wissen, daß Gott in
ihnen wirkt, und daß sie ohne ihn ohnmächtig sind und

Heidenthum auszurotten; als der Prophet der neuen
Zeit, den der Himmel dem falſchen Mahomet entgegen
geſetzt, und den er mit Wunderzeichen in ſeiner Sen-
dung unterſtützt.

Das wir ewiglich müſſen ſehen,
Wie ſante Charl ſey geſchehen.

So endet das Gedicht. Als Menſch aber tritt er
durchaus groß auf, und königlich, und in ſeinem tiefen
Schmerz um Rolands Tod noch erhaben und ehrwür-
dig. Die zwölf Genoſſen um ihn her aber ſind die
Apoſtel, die der Himmel ihm zugeſellt, eine Helden-
jüngerſchaft, die mit dem Schwerdte das Evangelium
gegen die Unglaubigen verkündigen; der falſche Gane-
lon, der in dem ältern Gedichte nur als tükiſch, bös-
artiger Menſch erſcheint, wird hier zum Verräther Ju-
das, der die Religion und ihre Vertheidiger um die
Silberlinge verkauft. Dabey iſt aller Trotz und alle
Perſönlichkeit der Kämpfer aufgegangen in die hohe
Idee, die ſie beſeelt. Alle ſind ein Wille nur, und ein
Arm und des Armes Haupt iſt denn der König, in Ih-
nen aber lebt des Himmels Kraft, und was ſie vermögen
kömmt ihnen von oben herab, und alle ihre Tha-
ten ſind Wunderwerke, und ſie wiſſen, daß Gott in
ihnen wirkt, und daß ſie ohne ihn ohnmächtig ſind und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0143" n="125"/>
Heidenthum auszurotten; als der Prophet der neuen<lb/>
Zeit, den der Himmel dem fal&#x017F;chen Mahomet entgegen<lb/>
ge&#x017F;etzt, und den er mit Wunderzeichen in &#x017F;einer Sen-<lb/>
dung unter&#x017F;tützt.</p><lb/>
          <cit>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l>Das wir ewiglich mü&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehen,</l><lb/>
                <l>Wie &#x017F;ante Charl &#x017F;ey ge&#x017F;chehen.</l>
              </lg>
            </quote>
          </cit><lb/>
          <p>So endet das Gedicht. Als Men&#x017F;ch aber tritt er<lb/>
durchaus groß auf, und königlich, und in &#x017F;einem tiefen<lb/>
Schmerz um Rolands Tod noch erhaben und ehrwür-<lb/>
dig. Die zwölf Geno&#x017F;&#x017F;en um ihn her aber &#x017F;ind die<lb/>
Apo&#x017F;tel, die der Himmel ihm zuge&#x017F;ellt, eine Helden-<lb/>
jünger&#x017F;chaft, die mit dem Schwerdte das Evangelium<lb/>
gegen die Unglaubigen verkündigen; der fal&#x017F;che Gane-<lb/>
lon, der in dem ältern Gedichte nur als tüki&#x017F;ch, bös-<lb/>
artiger Men&#x017F;ch er&#x017F;cheint, wird hier zum Verräther Ju-<lb/>
das, der die Religion und ihre Vertheidiger um die<lb/>
Silberlinge verkauft. Dabey i&#x017F;t aller Trotz und alle<lb/>
Per&#x017F;önlichkeit der Kämpfer aufgegangen in die hohe<lb/>
Idee, die &#x017F;ie be&#x017F;eelt. Alle &#x017F;ind <hi rendition="#g">ein</hi> Wille nur, und <hi rendition="#g">ein</hi><lb/>
Arm und des Armes Haupt i&#x017F;t denn der König, in Ih-<lb/>
nen aber lebt des Himmels Kraft, und was &#x017F;ie vermögen<lb/>
kömmt ihnen von oben herab, und alle ihre Tha-<lb/>
ten &#x017F;ind Wunderwerke, und &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en, daß Gott in<lb/>
ihnen wirkt, und daß &#x017F;ie ohne ihn ohnmächtig &#x017F;ind und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0143] Heidenthum auszurotten; als der Prophet der neuen Zeit, den der Himmel dem falſchen Mahomet entgegen geſetzt, und den er mit Wunderzeichen in ſeiner Sen- dung unterſtützt. Das wir ewiglich müſſen ſehen, Wie ſante Charl ſey geſchehen. So endet das Gedicht. Als Menſch aber tritt er durchaus groß auf, und königlich, und in ſeinem tiefen Schmerz um Rolands Tod noch erhaben und ehrwür- dig. Die zwölf Genoſſen um ihn her aber ſind die Apoſtel, die der Himmel ihm zugeſellt, eine Helden- jüngerſchaft, die mit dem Schwerdte das Evangelium gegen die Unglaubigen verkündigen; der falſche Gane- lon, der in dem ältern Gedichte nur als tükiſch, bös- artiger Menſch erſcheint, wird hier zum Verräther Ju- das, der die Religion und ihre Vertheidiger um die Silberlinge verkauft. Dabey iſt aller Trotz und alle Perſönlichkeit der Kämpfer aufgegangen in die hohe Idee, die ſie beſeelt. Alle ſind ein Wille nur, und ein Arm und des Armes Haupt iſt denn der König, in Ih- nen aber lebt des Himmels Kraft, und was ſie vermögen kömmt ihnen von oben herab, und alle ihre Tha- ten ſind Wunderwerke, und ſie wiſſen, daß Gott in ihnen wirkt, und daß ſie ohne ihn ohnmächtig ſind und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/143
Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/143>, abgerufen am 24.11.2024.