Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.zur Leiche zu gehen, um dem Verblichenen die letzte Darum wird mit denselben Gründen, wie früher zur Leiche zu gehen, um dem Verblichenen die letzte Darum wird mit denſelben Gründen, wie früher <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0083" n="75"/> zur Leiche zu gehen, um dem Verblichenen die letzte<lb/> Ehre zu bezeugen; dann aber zu brechen die ſchimpf¬<lb/> liche Kettenlaſt, und auszuziehen gemeinſamer Hand,<lb/> und zu ſtürzen die Tyrannen.</p><lb/> <p>Darum wird mit denſelben Gründen, wie früher<lb/> der Fürſtenbund gegen die längſt zum Schatten ge¬<lb/> wordne Kaiſerliche Macht, ſo jetzt ein gleicher Bund<lb/> gegen den Papſt, den Tyrannen der Chriſtenheit, ge¬<lb/> predigt, deſſen geiſtliche Gewalt ohngefähr auf glei¬<lb/> cher Linie, wie damals jene Weltliche ſich befindet.<lb/> Wenn die Catholiſchen zu ſolchem Beginnen achſel¬<lb/> zuckend ſchweigen, dann wird auf die Jeſuiten hinge¬<lb/> deutet, die ein furchtbares Phantom von der Schweiz<lb/> herüberdrohen; proteſtantiſche Zeloten karren in den<lb/> Oppoſitions- und ähnlichen Blättern allen Unrath alter<lb/> Zeit, und was die Päpſte je Schlechtes und Arges<lb/> unternommen, in einen Haufen aufeinander; riechen<lb/> nach Art jener früheren Berliner Zionswächter in allen<lb/> Richtungen nach geheimen Umtrieben, und verläſtern<lb/> und verklatſchen ehrliche Leute, die ihren Glauben<lb/> und ihre Ueberzeugung vertheidigen. Damit auch<lb/> hier ſich jene vortreffliche Liberalität bewähre, die der<lb/> Gewalt Alles einräumt, wenn ſie ſich nur mit ihren<lb/> Formeln und Privatintereſſen abzufinden weiß, wurde<lb/> proclamirt: der Satz der einen proteſtantiſchen Kirche, der<lb/> Fürſt ſey erſter Biſchof in ſeinem Lande, müſſe auch<lb/> auf die proteſtantiſchen Regierungen unterworfene Catho¬<lb/> liſche ausgedehnt werden, damit dieſer, ſchon Oberfeld¬<lb/> herr, Oberrichter, Oberpolizeydirektor, Grundeigen¬<lb/> thümer des Landes, deſſen Bebauer bey ihm zu Pachte<lb/> gehen, nun auch als <hi rendition="#aq">pontifex maximus</hi> über die Ge¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [75/0083]
zur Leiche zu gehen, um dem Verblichenen die letzte
Ehre zu bezeugen; dann aber zu brechen die ſchimpf¬
liche Kettenlaſt, und auszuziehen gemeinſamer Hand,
und zu ſtürzen die Tyrannen.
Darum wird mit denſelben Gründen, wie früher
der Fürſtenbund gegen die längſt zum Schatten ge¬
wordne Kaiſerliche Macht, ſo jetzt ein gleicher Bund
gegen den Papſt, den Tyrannen der Chriſtenheit, ge¬
predigt, deſſen geiſtliche Gewalt ohngefähr auf glei¬
cher Linie, wie damals jene Weltliche ſich befindet.
Wenn die Catholiſchen zu ſolchem Beginnen achſel¬
zuckend ſchweigen, dann wird auf die Jeſuiten hinge¬
deutet, die ein furchtbares Phantom von der Schweiz
herüberdrohen; proteſtantiſche Zeloten karren in den
Oppoſitions- und ähnlichen Blättern allen Unrath alter
Zeit, und was die Päpſte je Schlechtes und Arges
unternommen, in einen Haufen aufeinander; riechen
nach Art jener früheren Berliner Zionswächter in allen
Richtungen nach geheimen Umtrieben, und verläſtern
und verklatſchen ehrliche Leute, die ihren Glauben
und ihre Ueberzeugung vertheidigen. Damit auch
hier ſich jene vortreffliche Liberalität bewähre, die der
Gewalt Alles einräumt, wenn ſie ſich nur mit ihren
Formeln und Privatintereſſen abzufinden weiß, wurde
proclamirt: der Satz der einen proteſtantiſchen Kirche, der
Fürſt ſey erſter Biſchof in ſeinem Lande, müſſe auch
auf die proteſtantiſchen Regierungen unterworfene Catho¬
liſche ausgedehnt werden, damit dieſer, ſchon Oberfeld¬
herr, Oberrichter, Oberpolizeydirektor, Grundeigen¬
thümer des Landes, deſſen Bebauer bey ihm zu Pachte
gehen, nun auch als pontifex maximus über die Ge¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |